Dani Gurgel – Tuqti

Hochpräziser und unverwechselbarer Scatgesang ist das musikalische Erkennungsmerkmal der Sängerin und Komponistin Dani Gurgel. Auf ihrem neuen Album TUQTI unterstreicht die Brasilianerin – mit ihrer Stimme – den perkussiven und synkopierten Klang der portugiesischen Sprache. TUQTI, erklärt sie, ist kein Wort, sondern Onomatopoesie – ein Synonym für Tonmalerei, also die sprachliche Nachahmung von außersprachlichen Schallereignissen. Perfekt angewendet im Samba Scat, mit dem sie das Album beginnt. Für Gurgel, die gerade an ihrem Doktor in Kommunikationswissenschaften schreibt, ist der Scatgesang eng mit der Muttersprache des Singenden verbunden.

„Mein größter Fan ist meine zweijährige Tochter Rita“, scherzt Gurgel und ergänzt: „Sie imitiert mich und amüsiert sich über meinen Scatgesang. Sie merkt sich sogar die Silben, die ich verwende und will ständig mitmachen.“ Und so ist es nur logisch, dass Gurgel das Stück Cadê a Rita? ihrer Tochter gewidmet hat. „Übersetzt heißt das so viel wie „wo ist Rita?“, weil sie gerne Verstecken spielt. Das Stück klingt ein bisschen, als wenn ich mit ihr spiele und sie suche. Sie ist schon ziemlich clever flink und derart gelenkig, dass sie in jeden noch so kleinen Winkel passt. Und zum Schluss singt sie ein Lied.“

TUQTI ist Gurgels zweites Soloalbum. Darauf kombiniert sie Eigenkompositionen und Stücke von zeitgenössischen brasilianischen Komponisten, mit denen sie zusammenarbeitet. Ihre Band besteht aus Thiago Rabello (Schlagzeug), der das Album auch mitproduziert hat, Gabriel Santiago (Akustikgitarre), Conrado Goys (E-Gitarre) und Frederico Heliodoro (Bass). Auch namhafte musikalische Gäste konnte sie für die Produktion gewinnen: den Vibrafonisten Joe Locke und die Trompeterin Ingrid Jensen.

Letztere ist auf Voou zu hören, was übersetzt „sie flog“ heißt. Auf der Komposition, deren Text Jensen gewidmet ist, stellt die Trompeterin aus Kanada ihre Brillanz unter Beweis. „Sie ist eine starke Persönlichkeit, die sich für Frauen im Jazz einsetzt. Das ist auch nötig, denn als Instrumentalistinnen sind wir dort kaum vertreten. Und für die Frauen, die es tatsächlich schaffen, ist es hart in einem Genre, das üblicherweise mit Männern assoziiert wird“, so Gurgel.

Sete Anões ist ein Baião (Tanz) im 7/4-Takt. Ein weit verbreiteter Rhythmus im Nordosten Brasiliens. Die Instrumentalkomposition bezieht sich auf die Sieben Zwerge. Geschrieben hat sie der Geiger Ricardo Herz, den Gurgel zur jungen Generation exzellenter Musiker zählt, die das Land vorweisen kann.

Gungunado ist das Lieblingsstück ihrer kleinen Tochter Rita. “Es geht darum, wie schwer wir uns damit tun, bestimmte Dinge auszusprechen. „Ich liebe dich“ zum Beispiel oder „Fahr‘ zur Hölle.“ Gungunado sagt man bei uns, wenn man eine Beschwerde murmelt oder nuschelt, so dass sie kaum zu verstehen ist. Immer wenn wir den Refrain „a-o-e, e-o-a“ bei Konzerten singen, kocht die Stimmung im Saal über und das Publikum dreht völlig durch.“

In Whispers widmet sich Gurgel der Frage, „wie Fake News und soziale Medien uns manipulieren. Anstatt aufeinander zuzugehen und einfach miteinander zu reden, säen viele Menschen Hass und Zwietracht, was dazu führt, dass wir uns traurig oder wütend fühlen.“

Remanso ist ein Instrumentaltitel, den der Komponist Guilherme Fanti für Gurgel geschrieben hat.

Conselho de Irmão bezieht sich auf den Rat, den ihr ein guter Freund gegeben hat. „Sprich oder handele so, wie du willst. Aber sei ehrlich und mach es gleich, anstatt hinterher Frust zu schieben“, so die Sängerin.

Só Um konnte bereits einen Preis gewinnen. 2008 wurde die Komposition auf Radio Cultura – einem einflussreichen brasilianischen Radiosender – zum „besten Song des Jahres“ gewählt. „Darin geht es um Toleranz. Eine Tugend, die in Brasilien unter seinem neuen Präsidenten verstärkt eingefordert werden muss. Im Stück taucht folgende Textzeile auf: „Ich habe einen Freund, der heißt Hussein. Ich weiß nicht, ob er aus Syrien oder Manhattan stammt, ob er arm oder reich ist. Ist mir aber auch egal, denn er ist mein Freund.“ Wir sind einerseits allein, andererseits immer Teil der Menge. Daher sollten wir uns gegenseitig respektieren.“

Gurgel betrachtet ihre Stimme als ihr Instrument. „Ich passe musikalisch in keine Schublade, sondern mache mein eigenes Ding. Das ist doch etwas, was es viel häufiger geben sollte“, findet sie. Ob in Südamerika, Europa oder Japan – wo sie auch auftritt, verblüfft sie ihr Publikum mit ihren abenteuerlichen rhythmischen Mustern, ihrer Leichtigkeit und Originalität. So wie es die französische Tageszeitung Libération mit folgender Aussage auf den Punkt gebracht hat: „Dani Gurgel steht für eine neue Generation von Musikern, die Tradition mit Neuem, Unerwartetem kombinieren.“

www.danigurgel.com

Berthold Records / 4250647319058 / Vertrieb: Cargo
Veröffentlichung: 26.4. 2019

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