Lisa Wilhelm Quartett – Potpourri
…hörbar von der New Yorker Jazz-Szene beeinflusst – und von Filmmusik, mit der sie aufgewachsen ist. Lisa Wilhelms Verwendung von Filmzitaten ist ebenso schelmisch und einfallsreich wie ihr Schlagzeugspiel. Leicht und subtil, fast wie eine Feder, stellt sie ihr Spiel nicht in den Vordergrund.
Lisa Wilhelm ist eine junge Schlagzeugerin und Komponistin aus Stuttgart, die kürzlich mit dem Solist*innenpreis des Jungen Deutschen Jazzpreises ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit Lukas Wögler am Tenor-Saxofon, Moritz Langmaier am Klavier und Franz Blumenthal am Kontrabass kreiert sie mit ihren Eigenkompositionen eine musikalische Melange aus Hochgefühl und Wehmut. Potpourri – das Debüt-Album des Quartetts – ist hörbar von der New Yorker Jazz-Szene beeinflusst – und von Filmmusik, mit der sie aufgewachsen ist.
Entsprechende Referenzen finden sich in den Titeln ihrer Kompositionen. „Es sind Zitate aus Filmen, die mir gut gefallen und die mir im Kopf geblieben sind. Da kam mir die Idee, sie in der Art eines Potpourris zu vermischen“, erklärt die Schlagzeugerin und Komponistin mit Blick auf den Albumtitel. Dessen erstes und letztes Stück bilden eine inhaltliche Klammer. Beide beziehen sich auf den Film „Ewige Jugend“ („Youth“) von Paolo Sorrentino, den Wilhelm zu ihren Lieblings-Regisseuren zählt. Während der Opener (They`re falling in love) im Stil eines Morgenständchens (Aubade) komponiert ist, wird das Zitat im Schlussstück (But they don`t know yet) als Abendständchen (Serenade) vervollständigt. Wobei Wilhelm betont, dass die Titel erst nach den Kompositionen entstanden sind. Meistens komponiert sie intuitiv am Klavier, oder sie singt ihre Ideen ins Smartphone, wenn sie auf Reisen ist. „Nachdem ich mir diese Skizzen angehört habe, verwende ich das, was mir gefällt. Die Titel sollen in erster Linie das Design der Stücke, sowie ihre Melodien und die Harmonien hervorheben. Manchmal beginne ich auch mit einem Groove, wie es häufiger bei Drummern vorkommt. Das ist bei mir aber die Ausnahme.“
The Guardian of the Infinite Abyss stammt aus dem Film „Garden State“ von Zach Braff. „Ein großartiger Film, bei dem das Zitat sehr gut zur Komposition passt. Sie erweckt den Eindruck, sich ins Dunkel zu begeben, obwohl der Film selbst gar nicht düster ist. Da lebt ein Mann in einem Hausboot am Rande eines Steinbruchs und jemand sagt zu ihm: `Du bist der Hüter des riesigen Abgrunds`. Bezogen auf mein Schlagzeugspiel ist dies das vielseitigste Stück, weil man unterschiedliche Rhythmen und Schichten hört. Vielleicht bin ich ja die Hüterin des Rhythmus“, schmunzelt Wilhelm.
Me and You and Everyone We Know bezieht sich auf einen ziemlich durchgeknallten Film von Miranda July „mit merkwürdigen Szenen und interessanten Personen“, während Only Assholes go to Rome eine Referenz an den Sorrentino-Film „Hand of God“ („Die Hand Gottes“) ist. „In Rom war ich leider noch nie, obwohl ich immer schon mal hinwollte“, bekennt Wilhelm.
There`s nothing wrong posing for a magazine ist ein Zitat, das auf die Schauspielerin Jayne Mansfield zurückgeht. Sophia, Rosa, Olympia, Margot ist Teil einer „sehr lustigen Szene in ‘Hand of God‘, in der ein junger Mann zu einem Casting geht und erstaunt ist, als er sich in einem Raum voll mit Bildern schöner Frauen wiederfindet“, erklärt die Komponistin.
Wilhelms Verwendung von Filmzitaten ist ebenso schelmisch und einfallsreich wie ihr Schlagzeugspiel. Leicht und subtil, fast wie eine Feder, stellt sie ihr Spiel nicht in den Vordergrund, sondern versteht es als Ergänzung zu den Beiträgen ihrer Mitmusiker. „Meine Funktion als Bandleaderin sehe ich in erster Linie darin, Ideen vorzustellen, die dann zusammen diskutiert und ausgearbeitet werden. Ich mag es, unterschiedliche Klänge und Sounds einzubringen.“ Davon kennt sie eine ganze Menge – selbst Hardrock hat sie schon gespielt. Das Zusammenspiel mit ihren Bandkollegen hat sie von Anfang an als magisch in Erinnerung. „Sie konnten die Vorlagen von Anfang an großartig umsetzen und hatten ein exzellentes Gespür dafür, sie zum Leben zu erwecken. Genau das, was unsere Musik braucht.“
Mit seinem sanften Anschlag erzeugt Pianist Moritz Langmaier einen entspannten, multi-dynamischen Sound. Saxofonist Lukas Wöglers verlagert sein luftiges Spiel häufig in die höheren Tonlagen, was mit den Vorlieben der Bandleaderin korrespondiert. Bassist Franz Blumenthal – klassisch ausgebildet – unterlegt die Kompositionen mit Akkuratesse und Präzision.
Während die Bandleaderin bereits fleißig an neuen Stücken arbeitet, freuen sich ihre Bandkollegen darauf, ihr Debüt-Album auf die Bühnen zu bringen „Unsere Musik richtet sich nicht nur an jazzaffines Publikum, sondern wir wollen möglichst vielen Menschen ein Erlebnis bieten, das in positiver Erinnerung bleibt“, unterstreicht Wilhelm.
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Berthold Records / LC 27984 / 4250647323055 / Vertrieb: Cargo
VÖ: 24.2.2023