KUHN FU – KATASTROFIK KINK MACHINE

Die entspannteste Kuhn-Fu-Platte bislang. Der Albumtitel ist von einer KI generiert worden, die Musik aber ist mit all ihrer Lebendigkeit und Unvorhersehbarkeit unüberhörbar menschengemacht. Immer noch ein mit E-Gitarre infizierter Jazz, dem die Spielfreude und der Spaß am tiefschürfenden Unsinn aus jeder Pore dampft.

Die Filialen der amerikanischen Fast-Food-Kette „Waffle House“ haben 24 Stunden am Tag geöffnet, an sieben Tagen die Woche. Egal, ob es draußen stürmt und die Kühe durch die Luft fliegen. Der Waffle House Index bemisst in den USA seit 2011 die Wucht von Katastrophen:

Grün = vollständiges Menü – Restaurant hat vollen Strom, Speisen unbegrenzt, Schaden schlimmstenfalls begrenzt.

Gelb = eingeschränktes Menü – kein Strom, Verfügbarkeit von Speisen ist begrenzt.

Rot = Restaurant zu – ernsthafte Schäden oder Überflutungen.  Übertragen auf den freigeistigen Jazzrock der Band Kuhn Fu: Die Musik auf dem neuen Album „Katastrofik Kink Machine“ springt mit Begeisterung und Verve zwischen Grün und Rot hin und her, und lässt die laue Mitte aus.

Dem Wort Jazzrock haftet etwas Altbackenes an: Musik, in der seelenlose Virtuosität den Spirit und die Unmittelbarkeit ersetzt hat. Der Gitarrist und Komponist Christian Achim Kühn allerdings spielt mit seiner Band Kuhn Fu einen mit E-Gitarre infizierten Jazz, dem die Spielfreude und der Spaß am tiefschürfenden Unsinn (und eben dann doch auch: die Virtuosität) aus jeder Pore dampfen. Spaß an den Extremen nicht zuletzt, Grün und Rot, kein Gelb.

Das erste Stück, es heißt, kein Wunder, „Waffle House“, klingt überraschend, wie eigentlich immer im Falle dieser Band. Aber im Nachhinein dann doch auch so, wie man das von einem Opener eines Albums mit dem Titel „Katastrofik Kink Machine“ erwarten kann. Jazz, der rockt, Rock, der sich so frei anfühlt wie eine Jazz-Impro, hier nun aber in Form eines Big-Band-Arrangements. In den ersten Sekunden wird die Gitarre gezupft, dann schieben sich Bläser (Klarinette/Altsaxophon, Tenorsaxophon, Bassklarinette, Baritonsaxophon) ins Bild, und „Waffle House“ hangelt sich fröhlich von einer Eskalationsstufe zur nächsten. Immer wieder unterbrochen von improvisierten Solopassagen, die schön am Abgrund entlang balancieren.

Katastrophen und Künstliche Intelligenz sind, sagt Christian Achim Kühn, zwei Themen des Albums, der Titel deutet es bereits an. Das Katastrophische scheint auch immer wieder durch in der Musik, obwohl auf „Katastrofik Kink Machine“ nicht gesungen wird. Der Albumtitel ist von einer KI generiert worden, die Musik aber ist mit all ihrer Lebendigkeit und Unvorhersehbarkeit unüberhörbar menschengemacht: eine Ballung der musikalischen Kinks der Musikerinnen und Musiker nicht zuletzt.

Die sieben Stücke auf „Katastrofik Kink Machine“ sind allesamt sehr unterschiedlich und ergeben doch ein homogenes Ganzes. Ruhigere Passagen, die, würde nicht dann doch immer wieder zwischen verschiedenen Tempi und Stimmungen hin und her gehüpft, fast schon wie klassisch durchkomponierter Jazz anmuten (vor allem in „Low and Slow“), mit Partitur und allem; Elegisch-orchestrales („Grand False“, „Enigma“), auf das psychedelisch Freidrehendes folgt („Kink“). Oder auch eine Art surreale Rockballade mit sich überschlagendem Saxophonsolo („Die ID“).

Gesungen oder rezitiert wird, wie sonst gerne bei Kuhn Fu, auf „Katastrofik Kink Machine“ nur an einer Stelle. Am Anfang des letzten Stücks kündigt Christian Kühn „something simple and charming“ an, und in gewisser Weise passt dieses Versprechen für das gesamte Album. „Katastrofik Kink Machine“ ist die entspannteste Kuhn-Fu-Platte bislang geworden. Auch wenn hier auf engstem Raum wieder einmal mehr kompositorische Ideen komprimiert sind, als Hörerin und Hörer beim ersten Durchhören prozessiert bekommen.

www.kuhnfumusic.com

Credits:

All compositions written by Christian Achim Kühn

CHRISTIAN ACHIM KÜHN – guitar, composition

FRANK GRATKOWSKI- alto sax, clarinet, flute, alto flute, bass clarinet

JOHN DIKEMAN- tenor sax

SOFIA SALVO- baritone sax

ZIV TAUBENFELD- bass clarinet

ESAT EKINCIOGLU- bass

GEORGE HADOW- drums

Waffle House recorded live at Bonello Studio Berlin by Tobias Ober on February 25th 2023

All other tracks recorded at Zentrifuge Berlin by Tito Knapp on February 24th 2023

Mixing and Mastering by Werner Angerer · Cover by Artur Bodenstein

Berthold Rec BR324069 / LC 27984 / 4250647324069 / Vertrieb: Cargo

VÖ: 25.10.2024

Live

18.10.2024 Husum Speicher
19.10.2024 TBA, GER/NL TBA
20.10.2024 Aachen Musikbunker
23.10.2024 Karlsruhe Kohi
24.10.2024 Linz Galerie Brunnhofer
25.10.2024 Banská Bystrica, SK Hogo Fogo Jazz & Art Club
26.10.2024 Budapest Opus Jazzclub
28.10.2024 Zagreb Mocvara
29.10.2024 Wien Jazz im Martinschlössl
30.10.2024 Villach, AT Kulturforum
31.10.2024 München Unterfahrt
01.11.2024 Leipzig Horns Erben
02.11.2024 Erfurt Jazzclub

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