Besaxung - Hotzenwald

BESAXUNG – Hotzenwald                     Veröffentlichung: 15. Juni 2012

Berthold Records /EAN 4250647300032/Ja Kla!/Codex

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Vier Jazz-Räuber aus dem Hotzenwald


Besaxung - und der Name ist in seiner Doppeldeutigkeit ernst gemeint: Besatzung durch Jazz einerseits, andererseits ein exaltierter Sound, der stark durch das Saxophon markiert wird, obwohl das nicht unbedingt solistisch in den Vordergrund drängt. Piano, Kontrabass und Schlagzeug sind vielmehr gleichberechtigt, mischen sich ähnlich effektiv ein.

Besaxung fallen gleich mit der Tür ins Haus. Der CD-Opener „Viskovic“ ist bündig und knackig, und überhaupt das kürzeste Stück des Debüt-Albums „Hotzenwald“: kurze Abschläge, überraschende Breaks – die Band gibt sich hart. Aber das junge Quartett beherrscht auch den lyrischen Ton, selbst wenn der selten von Sanftheit geprägt ist, sich überwiegend durch widerborstige Sperrigkeit auszeichnet. Und das liegt vor allen Dingen an Philipp Gerschlauer, dessen Altsaxophon-Sound trocken und schnörkellos daherkommt, kaum einmal mit Vibrato operiert, stattdessen lieber auf kurze, mokant aneinandergereihte Tonketten setzt, die sich in ihrer Kompromisslosigkeit regelrecht in die Ohren einbrennen. Und wenn Philipp Gerschlauer dann doch gebundene Linien bläst (wie bei „Ich hab’s mal versucht“), zeichnen sich seine Mitstreiter Felix Roßkopf (Piano), Oliver Lutz (Bass) und Thomas Sauerborn (Schlagzeug) durch ähnliche würzige Schärfe aus, die ein wenig an die Cool-Statements der Tristano-Schule erinnert. Eine explosive Kraft, die kaum zu bremsen ist, gibt es bei Besaxung fast durchgängig. Dafür stehen auch die spannungsgeladenen Pausen, mit denen das Quartett gerne operiert.

Den Hotzenwald, der der CD den Titel geliefert hat, gibt es übrigens wirklich, nur liegt er nicht in Hessen, woher die Musiker kommen, sondern im südlichen Schwarzwald. Mit ihren Instrumenten erzeugte knarrende und knackende Waldgeräusche leiten denn auch das Stück „Hotzenwald“ ein, in dem es natürlich auch finstere Räuber gibt (wie das auch CD-Cover einen zeigt), denn: „Im Wald, da sind die Räuber“ lernten wir schon im „Wirtshaus im Spessart“. Neben solchen Soundscapes haben Besaxung aber auch ein Faible für Anleihen aus der Klassik, mal ist es – wie bei „Confused in Spring“ – das Spiel mit impressionistischen Klangfarben und Tongestaltungen, mal ist es ein direktes Zitat wie bei „Der Leiermann“, dem Schlussstück aus Franz Schubert Liederzyklus „Winterreise“, dessen Melodie Besaxung sehr behutsam für ihre Jazz-Ziele bearbeiten und verändern. Auch beim letzten Stück „Feuervogel“ dieser Debüt-CD könnte man auf den Gedanken kommen, dass sich das Quartett einer klassischen Vorlage, nämlich bei Strawinskys gleichnamiger Orchestersuite, bedient hat. Das ist aber nicht der Fall, vielleicht abgesehen von der Idee, den wilden und faszinierenden Flug des Feuervogels musikalisch nachzuzeichnen, woraus bei Besaxung ein ekstatischer spiralförmiger Taumel wird.

Das Quartett Besaxung besteht seit rund fünf Jahren und hat seitdem schon allerhand Preise abgeräumt: 1. Preis bei „Jugend jazzr“ in Hessen 2008, Sieger beim Bundeswettbewerb „Jugend jazzt“ 2009, 2010 Gewinner des Wettbewerbs „Jazz Me“. Die vier jungen Musiker, alle Mitte zwanzig, haben mittlerweile ein Musikhochschulstudium absolviert und spielen neben Besaxung noch in anderen Formationen wie dem BundesJazzOrchester BuJazzO oder dem European Jazz Orchestra


Anspieltipps:

Track 1: Viskovic

Track 6: Confused in Spring

Track 7: Hotzenwald

Track 8: Der Leiermann


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