Breinschmid Gansch - Bransch
Georg Breinschmid I Thomas Gansch – Bransch Live at Wiener Konzerthaus
Breinmusic BM 1802 / Preiser Records / Vertrieb D & CH : Naxos
Veröffentlichung: 16. November 2018
Als ‚unorthodox‘ und ‚zurzeit interessanteste Entwicklung im Jazz überhaupt‘ wurden die Kompositionen des Kontrabassisten Breinschmid bezeichnet. Dem steht auch sein musikalischer Partner Thomas Gansch in nichts nach: Grenzen gibt es für die beiden in der Musik keine.
Was wie der sonntägliche Handshake zwischen Frühstück und Mittagessen heißt, gibt es jetzt von Georg Breinschmid und Thomas Gansch, serviert als hochvirtuose und urkomische Melange aus dem Besten, was die beiden legendären österreichischen Musikabenteurer in letzter Zeit zusammen unternommen haben. Breinschmid und Gansch umarmen den Teil des Musikuniversums, in dem sich musikalische Fantasie und sprachverliebte Fantastereien in trauter Zweisamkeit umkreisen. Titel wie ‚Schönberg Stomp‘, ‚Störsender‘ und ‚Pharmatanz‘ kommen mit Kanten und Knoten daher, aber auch die Klassik in Form eines Konzerts für Trompete und Kontrabass und der gute, alte Rossini schauen vorbei. Da kann es auch schon einmal vorkommen, dass die Herren Breinschmid und Gansch auf der Bühne des Mozartsaals im Wiener Konzerthaus vor dem Publikum ins Diskutieren kommen, über Takte, Tonarten und den Niedergang der Songwriterkunst. Und so kommen auch die Fans von schrägem Sprachwitz, Slapstick-Sounds und improvisierter Unterhaltungskunst voll auf ihre Kosten.
Ein ‚Breinstorming‘ von Georg Breinschmid, das die Stücke des Albums etwas näher zu beschreiben versucht:
- Schönberg Stomp (G. Breinschmid)
Der Versuch einer Verbindung von Zwölftonmusik und Dixieland
- Schnabulescu Bandini (G. Breinschmid)
Eine ausladende barocke Form im 7/4 Takt und mit dadaistischem Titel
- Text und Musik müssen eine Einheit bilden (G. Breinschmid/Th. Gansch)
Ein Reggae im 7/4 Takt, und ein Protestsong gegen den Niedergang der Songwriting-Kultur
- Konzert für Trompete und Kontrabaß (G. Breinschmid)
Der Versuch, mit der genossenen klassischen Musikerziehung fertigzuwerden
- Tirana (G. Breinschmid/Th. Gansch)
Insel der Ruhe und des Tiefgangs
- Flying’(G. Breinschmid)
Jazz with a capital J
- Edeltraud (G. Breinschmid/Th. Gansch)
Ein weiterer Protestsong, diesmal gegen phantasielose Frauennamen
- Ouvertüre zu Die Diebische Elster (G. Rossini // Arr. G. Breinschmid & Th. Gansch)
Wieder viel aus unserer ‚klassischen‘ Vergangenheit, durchsetzt mit Zitaten, ungeraden Rhythmen u.v.m.
- Pharmatanz (G. Breinschmid/Th. Gansch)
Protestsong Nr. 3, er wendet sich gegen die Nachwirkungen von Alkoholkonsum
- Andi (G. Breinschmid/Th. Gansch)
Zwei viel zu früh verstorbenen Freunden von uns gewidmet, die beide Andi hießen
- Störsender (G. Breinschmid)
Irgendwie volksmusikalisch, aber eher unbeschreibbar.
Dass die Musik der beiden so eine lustvolle, spielerisch-mäandernde Gratwanderung entlang der Grenzen und Unwegsamkeiten der unterschiedlichsten Genres ist, mag aber auch zum ‚intergalaktischen‘ Charakter des vorliegenden Konzerterlebnisses beigetragen haben.
Georg Breinschmid und Thomas Gansch vermögen es, die technischen Grenzen ihrer Instrumente auszuloten und das Instrumentarium Trompete und Kontrabass dabei noch um ein Vielfaches, bei Bedarf auch gerne spontan, zu erweitern. Sie wirbeln das Publikum ordentlich herum und setzen die ZuhörerInnen nach der Frischzellenkur zärtlich wieder da ab, wo alles begonnen hat.