Dr. Lonnie Smith - All In My Mind

Dr. Lonnie Smith - All In My Mind
Blue Note / Universal

Veröffentlichung: 12. Januar 2018

 

Tracks: 1. JuJu (Wayne Shorter) / 2. Devika (David L Hubbard, Sarina Grant) / 3. 50 Ways To Leave Your Lover (Paul Simon) / 4. On A Misty Night (Tadd Dameron) / 5. Alhambra (Dr. Lonnie Smith) / 6. All In My Mind (Dr. Lonnie Smith) / 7. Up Jumped Spring (Freddie Hubbard)

 

“Smith ist ein meisterhafter Hammond-B3-Organist und Komponist, der in einer mehr als 50 Jahre umspannenden Karriere, auf über 70 Jazz-, Blues- und Rhythm’n’Blues-Alben mitgespielt hat. Er gilt als einer der führenden Vertreter des Funk-/Soul-Jazz”, hieß es im April dieses Jahres in der Laudatio der National Endowment for the Arts (NEA), als die einzige staatliche Kulturfördereinrichtung der USA  Dr. Lonnie Smith zum NEA Jazz Master ernannte. Tatsächlich ist Smith ein Maestro der Hammond-Orgel, der heute seinesgleichen sucht. Mit seinen mittlerweile 75 Jahren ist er immer noch so innovativ und experimentierfreudig wie er es 1968 war, als er mit dem Album “Think!” bei Blue Note Records debütierte und in den Down Beat Polls dafür den Titel “Organist des Jahres” gewann. Smith selbst behauptet zwar gerne, dass er einfach nur “Old School” sei, aber in Wirklichkeit trägt er auf die Leinwand der Tradition mit bewundernswerter Souveränität stets aufregend neue Farbtöne auf. Jüngster Beweis dafür ist sein schwungvolles neues Live-Album “All In My Mind”.  Es ist sein zweites Album für Blue Note, seit er 2016 zu dem legendären Label zurückkehrte, auf dem er sich in den späten 1960er Jahren einen glänzenden Namen gemacht hatte, zunächst als Sideman des Saxophonisten Lou Donaldson und bald darauf als Leader mit seinen eigenen Soul-Jazz-Klassikern.

Obwohl Smith über 46 Jahre hinweg kein einziges Album für Blue Note aufgenommen hatte, fühlte er sich dort gleich wieder zuhause. Denn die Mission des derzeitigen Label-Chefs Don Was ist nicht nur die zukünftigen Stars des Jazz zu präsentieren, sondern auch diejenigen zu würdigen, die die Tradition dieser Musik - nicht zuletzt bei Blue Note - geformt haben. “Dr. Lonnie Smith kehrt zum Blue-Note-Label mit einem Album zurück, das ein Zeugnis dafür ist, wie anhaltend die Anziehungskraft des Orgel-Soul ist”, bejubelte das Wall Street Journal 2016 sein Comeback-Album “Evolution” und fügte dann an, dass es “eine Vielzahl von Orgel-Soul-Stylings präsentiert und die Vielseitigkeit und Aktualität des Stils demonstriert.”

Als Connaisseur von Grooves, die einen automatisch mit dem Fuß mitwippen lassen, raffinierter harmonischer Voicings, unauslöschlicher Melodien und ätherischer Stimmungen wollte Smith “All In My Mind” unbedingt live aufnehmen. “Das, was ich im Studio fühle, ist nur schwer einzufangen”, begründet er. “Wenn man mich live hört, erwischt man mich, wie ich im Moment spiele. Da herrscht immer gute Stimmung. Ich liebe dieses Ambiente.”

Der in der Gegend von Buffalo im Westen New Yorks geborene Künstler lebt gegenwärtig in den warmen Gefilden von Fort Lauderdale in Florida. Aber um seinen 75. Geburtstag zu feiern, entschloss er sich, mit seinen langjährigen Trio-Kollegen - Gitarrist Jonathan Kreisberg und Schlagzeuger Johnathan Blake - eine Woche lang in einem seiner New Yorker Lieblingsclubs aufzutreten: dem Jazz Standard.

“Meine Band ist eine Bruderschaft, eine hingebungsvolle Familie”, sagt Smith. “Die Bandmitglieder sind der Herzschlag der Musik. Sie wissen, was ich zu tun versuche, und sie bereichern das, was ich spiele. Ich spiele immer aus dem Moment heraus, und sie passen sich an und sind für mich da.”

Das Repertoire für den Auftritt hätte Smith kaum abwechslungsreicher zusammenstellen können. Er interpretiert Jazzklassiker wie Wayne Shorters “JuJu”, Tadd Damerons “On A Misty Night” und Freddie Hubbards “Up Jumped Spring” sowie die lyrische Ballade “Devika” des 2016 gestorbenen Tenorsaxophonisten Dave Hubbard, der in den frühen 1970ern auf verschiedenen Alben von Smith mitgewirkt hatte (darunter “Live At Club Mozambique”). Zum Besten gibt der Organist natürlich auch ein paar selbst verfasste Songs wie den Publikumsfavoriten “Alhambra” und “All In My Mind” (mit einem Gastauftritt der Mezzosopranistin Alicia Olatuja). Und dann ist da schließlich noch eine fast zehnminütige, verspielte Interpretation von Paul Simons Hit “50 Ways To Leave Your Lover”, für die sich Joe Dyson als zweiter Schlagzeuger zu dem Trio auf die Bühne gesellt.

“Du spielst das Leben, du erzählst deine Geschichte. Ich weiß, wer ich bin, und das bedeutet mir sehr viel”, sagt Dr. Lonnie Smith nachdenklich. Besonders dankbar ist er seinem Produzenten Don Was, der ihm bei den Aufnahmen für “Evolution” und “All In My Mind” vollkommen frei Hand ließ. “Ich hatte schon mit Produzenten zu tun, die die Musiker, mit denen sie arbeiten, gar nicht verstehen. Aber Don will, dass ich ich ich selbst bin, er versteht und respektiert Kreativität. Das erinnert mich an die alten Zeiten bei Blue Note, denn Francis Wolff handhabte es genauso.” Wollf, sollte man wissen, hatte zwischen 1968 und 1970 die ersten vier Alben von Smith für Blue Note produziert. Man kann nur hoffen, dass die Zusammenarbeit zwischen Dr. Lonnie Smith und Don Was noch viele weitere Früchte dieser Art tragen wird.