Fredda – Le Chant Des Murmures
Fredda – Le Chant Des Murmures
(Le Pop Musik/GrooveAttack) KatalogNr.: LPM41 VÖ.: 22. August. 2014
Chanson, so emotional wie kraftvoll, so elegant wie verführerisch - Fredda in Hochform.
Fredda – so nennt sich Frédérique Dastrevigne nun schon seit ihrem, vor sieben Jahren erschienen, Debütalbum "Toutes Mes Aventures". Davor konnte man sie nur als Background-Sängerin ihres Lebensgefährten Pascal Parisot auf der Bühne bewundern. Sie selbst hat seitdem eine mehr als erstaunliche Entwicklung gemacht. Von den ersten, heute fast unschuldig anmutenden Chanson-Kompositionen, hin zu ihrem Album "L'ancolie" (2012), mit dem sie ihren einen Stil, ihre eigene Klangfarbe und sich selbst als Künstler-Charakter definiert hat. Mit ihrem neuen Album "Le chant des murmures" geht sie nun noch einen Schritt weiter und bringt die von ihr selbst geschaffene Figur "Fredda" zum Tanzen. Akzentuiert und raffiniert gespielt – sanft, stark und verführerisch gesungen, mit meisterlicher Detailliebe arrangiert. Wie Esmeralda in Hugos Notre-Dame verdrehen Freddas leichtfüßige Chansons die Köpfe der Hörer und führen sie in eine träumerische Welt, deren Gemurmel (franz."Murmures") sich in die Hörwände einnisten und verzaubern.
Neues Album, neues Team heißt es auch dieses Mal. "L'ancolie" war ein Produkt der Kooperation Freddas mit dem Holden-Gitarristen Mocke, für "Le chant des murmures" tat sie sich mit dem jungen Chansonier Sammy Decoster – den sie auf dem SXSW-Festival kennenlernte – und ihrem alten Weggefährten Pascal Parisot zusammen. Chef des Unternehmens ist jedoch Fredda selbst, sie schrieb den Großteil der Songs. Arrangements und Produktion waren dagegen Teamarbeit – und hier erwies sich das Trio als Dreamteam. Mit ihren ausgefeilten Arrangements haben die Drei es geschafft, Freddas Stimme mehr Präsenz zu verleihen als je zuvor. Dazu kommen die pointiert eingesetzten Vocalharmonien, die zusammen mit Parisots Streichersätzen und der Westerngitarre von Sammy Decoster eine cinematische Stimmung entwickeln. Exemplarisch dafür gleich der Opener "Chant de retour". Wie hier langsamer Einstieg, Rhythmuswechsel und hymnischer Refrain eine harmonische Einheit bilden, das ist schon von besonderer Klasse.
Schon auf "L'ancolie" konnte man Freddas Stilsicherheit bewundern, doch dieses Mal geht die Künstlerin auf spielerische Art noch einen Schritt weiter. Wer sie auf ihren zahlreichen Shows in Deutschland bewundern durfte, konnte davon schon eine Ahnung bekommen: das von mexikanischen Traditionen beeinflusste "Calavera" ist das erste Stück Freddas, zu dem man sie auf der Bühne tanzen sah. Die stärkere Betonung rhythmischer Elemente geht jedoch nicht auf Kosten der Songwriter-Qualitäten – vielmehr untermauern sie die melodiöse Vielfalt, die Fredda mit ihrer gesanglichen Ausdrucksstärke perfekt in Szene setzt. Nicht um des Ausdrucks willen, sondern um die Songs in vollem Glanz erstrahlen zu lassen. Der bewusste und behutsame Umgang mit ihrer eigenen Stimme zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album.
Die Songs haben eine erfrischende Leichtigkeit und wirken, als wären sie ihr mühelos aus der Feder geflossen. Doch wie so oft im Pop, steckt viel Streben nach Perfektion hinter diesem Eindruck. Fredda erzählt uns: "Ich hatte Lust, einfach auf die Songs zu vertrauen, das stimmt. Allerdings gibt es nur zwei Songs, die unbearbeitet geblieben sind ("Habitue à moi" und "Le village") – Es gab noch eine zweite Phase des Schreibens, und bis kurz vor den Aufnahmen habe ich sogar noch weiter- und umgeschrieben. Ich habe dieses Album in alle erdenklichen Richtungen gedreht und gewendet und viel daran gearbeitet. Am Anfang waren das nur Prosafragmente, mit denen ich versucht habe Gefühle zu beschreiben."
Die Arbeit hat sich eindeutig gelohnt: "Les chant des murmures" ist ein Album geworden, das gleichermaßen homogen und vielfältig ist. Die unterschiedlichen Rhythmen und Melodien bilden eine Einheit, die man vielleicht mit einem Buch vergleichen kann, wobei die einzelnen Songs für Kapitel stehen, die den Hörer in verschiedene Ecken von Freddas Welt entführen. Auf das treibend-hypnotische "Jardin déserts" mit Moll-Akkorden und Pauken-Akzenten, lässt sie das lockere "Pendent que je me parle" folgen, das kunstvoll ein- und zweistimmigen Gesang changieren lässt. Darauf das dubbige und trickreiche "Le murmure des champs", das schon ein wenig an Manu Chao oder Mathieu Boogaerts erinnert. Bis zur Zugabe "Träume" – eine Coverversion von Françoise Hardy, die dieses Stück ausschließlich auf Deutsch gesungen hat – wechselt die emotionale Stimmung, die Zutaten verändern sich stetig, doch Freddas verführerische und bezaubernde Ausstrahlung verfehlt ihre Wirkung nie.
In ihrer künstlerischen Entwicklung ist Fredda mit "Le chant des murmures" ein ganz wichtiger Schritt gelungen – nämlich ihre Ausdrucksmöglichkeiten mit den verschiedenen Ebenen ihrer Emotionalität zu vereinen. Sie sagt: "Ich glaube damit näher an dem zu sein, was ich liebe und da ich ein Mensch bin, der zugleich fröhlich und melancholisch, sozial und einzelgängerisch ist… war dies ein ganz natürliches Ergebnis." Ein sehr schönes zumal!
"Le Chant des murmures" erscheint in unserer Ausgabe mit den Übersetzungen der Texte ins Deutsche.