Holly Cole - Holly

Holly Cole – Holly

Tradition&Moderne T&M 055 / Indigo CD 160162 / 4015698019032 / Vertrieb: Indigo

 

Veröffentlichung: 28. September 2018

 

Die Essenz eines Songs zu finden und spielerisch zu gestalten – das ist eines der großen Talente von Holly Cole, immer noch ein nationaler Jazz-Schatz aus Kanada.

 

HOLLY COLE 2019

Sa., 02. Februar 2019, 20.00 Uhr - WORPSWEDE/Music  Hall

So., 03. Februar 2019, 20.00 Uhr - MAINZ/Frankfurter Hof

Sa., 09. Februar 2019, 20.00 Uhr - LEIPZIG/Peterskirche

So., 10. Februar 2019, 17.00 Uhr - HALLE/Opernhaus

 Weitere Termine in Arbeit!

 

Sie war ein wenig vom Radar verschwunden in den letzten Jahren. Das großartige Konzeptalbum „Night“ (2012) war das bislang letzte Lebenszeichen des „recording artist“ Holly Cole. Als Performerin jedoch war sie aktiv wie eh und je. Jetzt gibt es mit „HOLLY“  ein Wiederhören mit dieser famosen Jazz-Stimme aus Kanada. Ein Grund zur Freude für viele, die die temperamentvolle Künstlerin schätzen gelernt haben in den mittlerweile dreißig Jahren ihrer Karriere. Holly Cole war immer ein Garant für künstlerische Integrität und musikalische Qualität. Daran hat sich nichts geändert. „HOLLY“ untermauert die Fähigkeit der Kanadierin, sich Songs wirklich zu eigen zu machen. Sie von innen heraus neu zu beleuchten.

 

„Temptation“ hieß das Album, das für viele Jazz- und Popliebhaber in Europa den Einstieg in die musikalische Welt von Holly Cole lieferte. Ein Album mit Songs von Tom Waits (und Kathleen Brennan), erschienen im Jahr 1995. Von Craig Street produziert unter anderem im New Yorker „Sear Sound“ Studio. Ein dadurch positiv belasteter Ort, an den Holly Cole jetzt zurückkehrte für die Produktion der neuen Song-Kollektion. Das Ganze unter Federführung einer amerikanischen Produzenten-Legende: Russ Titelman (73). Viele Jahre war er als Vertragsproduzent eines US-Majors im Studio aktiv mit Legenden von Randy Newman bis Ry Cooder, von Steve Winwood bis Eric Clapton. Heute ist der Mann aus Los Angeles freier Produzent mit eigener Firma. Ausgestattet mit zahllosen Kontakten in die Top-Liga der amerikanischen Studio-Szene. Natürlich…

Zu dieser Liga gehört heute auch der umtriebige Pianist und Organist Larry Goldings, der hier im New Yorker Anteil der Aufnahmen zusätzlich als Arrangeur fungierte. Diese Aufnahmen wurden ergänzt durch einige Songs produziert in Toronto, unter Mitwirkung alter Weggefährten wie Pianist Aaron Davis und Bassist David Piltch – schon bei „Temptation“ tragende Säulen des musikalischen Geschehens. Für die Sängerin war das Projekt „HOLLY“ damit  eine Kombination aus Wiedersehen und Entdeckung, ein Sich-anvertrauen sowie eine Feier langer Freundschaften gleichzeitig. Der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser, gleichzeitig die Feier eines gemeinsam zurückgelegten Weges. Das Resultat ist ein wunderbar stimmiges und warmes Vokaljazz-Album, mit Songs des klassischen American Songbook im Zentrum des Repertoires.

„Subtext is my friend…“ hat Holly Cole immer wieder gesagt über ihren grundsätzlichen Ansatz, verborgene emotionale Unterströmungen eines Songs zutage zu fördern. Diese Haltung hat sie nie aufgegeben, doch die Kanadierin stellt sie hier nicht so heraus wie in der Vergangenheit. „HOLLY“ ist kein Konzeptalbum wie „Night“ oder „Shade“ von 2003. Man hört hier schlicht elf Songs von zeitloser Qualität, interpretiert von einer Sängerin, die mehr als nur eine Handvoll von Schattierungen in ihrem Timbre zu bieten hat. „Vor allem ihre Verspieltheit und die schiere Freude am Singen für ein Publikum erinnert mich an Ella Fitzgerald,“ wie André Menard betonte. Der Chef des internationalen Jazzfestivals von Montréal verlieh der im ostkanadischen Halifax geborenen Holly Cole den renommierten Ella Fitzgerald-Award im Jahr 2013.

Diese Qualitäten kann man auf „HOLLY“ neu entdecken oder sich wieder in Erinnerung rufen. Besonders auffällig dabei der ästhetische Gleichklang im Ansatz von Tastenmann Larry Goldings und Holly Cole. Beide hatten sich vorher nie getroffen, harmonierten aber sofort. Goldings brachte seine – u.a. als langjähriger Pianist in der Band von James Taylor und als Organist seines eigenen Jazz-Trios – erworbenen Fähigkeiten als sensibler Begleiter auf brillante Art und Weise ein. Als bewusster Minimalist und hochmusikalischer Ausgestalter mit Augenmerk auf ein „weniger ist mehr“.  Beispiele dafür sind das Vokal/Piano-Duett „It Could Happen To You“ oder auch die abschließende Vokal/Hammond B 3-Kombination bei „Lazy Afternoon“. Auch die Zusammenarbeit mit dem Posaunisten und Sänger Wycliffe Gordon brachte besondere Resultate in Form zweier Vokal-Duette bei „I Was Doing All Right“ und „I Could Write A Book“.

Anders als bei älteren Projekten stellt Holly Cole hier die Songs des Great American Songbook heraus. Ewige Glanzlichter amerikanischer Pop-Kompositionskunst und immer wieder dankbare Objekte für Improvisatoren: „I’m Beginning To See The Light“, „They Can’t Take That Away From Me“, oder entlegenere Songs wie  Mose Allisons „Your Mind Is On Vacation“. Letzteres von Holly Cole mutig in Bezug zur aktuellen Gender-Debatte gesetzt. Doch nicht die politischen Probleme der Gegenwart sind hier Gegenstand des Geschehens, es ist die reine Freude an der Musik. Vor allem an Musik mit Improvisationsanteilen. Denn Holly Cole ist immer noch im Kern eine Jazz-Sängerin. Sie liebt es, ihre Aufnahmen in nur wenigen Takes zu machen und so Spontaneität zu dokumentieren. Dazu den Funken einzufangen, der überspringen kann in der gegenseitigen Interaktion und in Momenten gemeinsamer Entdeckung. Die Essenz eines Songs zu finden und spielerisch zu gestalten – das ist eines der großen Talente von Holly Cole, immer noch ein nationaler Jazz-Schatz aus Kanada.

Nicht zuletzt hört man hier – besonders im kanadischen Teil des Albums – die Feier von Qualitäten wie Loyalität, Empathie und Freundschaft. Auch das ist angelegt im Geist des Jazz à  la Holly Cole. Sie widmet das Album ihrer verstorbenen Mutter. Die konnte man in der Filmdokumentation zum Album „Steal The Night“ (2011) über ihre berühmte Tochter sagen hören: „Holly hat sich immer ihren eigenen Weg gesucht.“ Daran hat sich bis heute nichts geändert. Holly Cole beschreitet diesen Weg weiter, mit viel Können und einem außerordentlichen Talent im Studio wie auf der Bühne..

Mit „HOLLY“ ist sie jetzt zurück auf dem Radar. Ein echter Grund zur Freude.

 

HOLLY COLE – HOLLY / Questions & Answers – August 2018

 It has been a while since your previous studio album „Night“... How have you been and what has been going on in the time period leading up to „HOLLY“?

I took a few years off of Music to be able to stay in Toronto because my mother became very ill. This was one of the most important and best decisions I’ve ever made in my life. I learned so much about her and also about myself.

While I was taking care of my mother she suggested that since I’m in Toronto I should try studying something new. So I did. I decided to study hypnotism. I became so enamored, impressed and interested in it that I also studied neurolinguistic psychology and went on to become a registered hypnotist. I practice self-hypnosis all the time.

After my mother passed away, during the making of the record “Holly” I bought an old barrel factory on the coast of Nova Scotia. It was built in 1845. This is before Canada was born so I actually also own two acres of The Atlantic Ocean! This isn’t allowed anymore.


The people who live in this small community told me that this barrel factory was actually built 5 miles away from where it is now. They built it on an island 5 miles away and floated here on a piece of ice.


Restoring this old building is a beautiful project for me and incredibly creative too. The concept aesthetically is old meets new. I want to retain a lot of the historic integrity that is here.  It is thought-provoking, and beautiful. But I also want to add more contemporary elements that contrast in a complementary and intriguing way. I was a year into the project before it dawned on me that that’s exactly what I do with music.

This is mainly a collection of songs from the classic American Songbook. What has informed your song selection?

 I gleaned from the classic American songbook because the quality of songwriting was so high during that time and they chose themes that are timeless. They were not singer-songwriters. The songwriters knew someone else was going to sing these songs and they didn’t even know who so the songs were crafted for interpretation. This enables me to use subtext and also make the songs a very personal individual statement.


What was working with Russ Titelman like and what kind of quality did he bring to the proceedings?

 I had been a fan of Russ Titelman as a producer for a long time. He has made many great albums.

It was difficult for me to give over the reins, though. In my recent albums I either produce or coproduce them. Russ produced the majority of the tracks on this album and he also chose the band members. This was a very different process for me. I often had to bite my tongue. There were things about this process that enabled me to explore things about my personality within the song differently and also explore different aspects of my voice. That was what I was hoping would happen.

Arranger and keys man Larry Goldings is a well-versed and experienced musician in many genres. You say he is a kindred spirit … In what way?

Larry Goldings is experienced and influenced by different genres of music but is steeped in jazz. On the album Holly it is like a chamber music group in some ways. Like a small group with beautiful arrangements playing altogether live off the floor. This is my favorite kind of jazz.

How would you describe his arranging an playing skills for this project?

 Larry Goldings is a truly great piano player and arranger. But he is also an astounding accompanist. These are different and equally as important skills.


What else should be known about the players who are appearing on the album?

 Russ suggested that Wycliffe Gordon should come up to New York and play and sing on the album. I really love Wycliffe but it’s a risky thing to do since I’ve never met him and we are stylistically quite different. Well, it was a great decision. He was only going to sing on one song but we loved singing together instantly. The first song we sang together we did in one take. We decided to sing another song together and his trombone playing is to die for. I love the contrast in our personalities and singing styles juxtaposed.


You mention your classic album „Temptation“ - recorded at Sear Studio NY as well - as a touchstone. Did you think back and reflect on the road travelled while working on this new one?

I love working at Sear sound. There is such a sense of history there when you walk in the door. It’s not glamorous at all. It is cramped and very inconspicuous. It’s even hard to find. But I loved working with these musicians so much and in this setting it was really magical. We did very few takes of any of these songs. The feeling and the sound in that place is so warm and rich with history that we all just stepped up to the plate.

Your career has been marked by a great sense of artistic integrity and musical quality. What have been your favorite projects and how do rate your current work in terms of where you are now as an artist?

 My favorite projects have been the first album My foolish heart, Temptation, and of course Holly. As a singer I love live performance the very most. And it is on these three records that I believe the essence of my life performance has been captured the most.


What does being Canadian mean to you these days - especially in the light of international political strife and upheaval?

It has always been important to me that I am a Canadian. I really love it here. It isn’t easy to be Canada - especially these days. We are a huge, cold, sparsely populated, somewhat humble and compassionate country. And we live next-door to a volatile, uncaring bully.

Have you been touched and motivated by the recent feminist movement and women‘s marches?

 The recent resurgence of the feminist movement and all the women’s marches are a wonderful thing. They inspire me and give me pause. Especially because recently it seemed as though things were going one step forward and two steps back.


Is that your mother who you are dedicating the album to?

 Yes.