Hugh Coltman: Shadows – Songs of Nat King Cole
Hugh Coltman: Shadows – Songs of Nat King Cole
CD-OKeh /Sony Music Nr.: 88875123922 (CD) Veröffentlichung: 15.Januar 2016
Das Projekt Shadows – Songs of Nat King Cole ist über viele Jahre in Hugh Coltman gereift. In seiner Jugend und zu Beginn seiner Karriere hatte er nur wenige Berührungspunkte mit Jazzmusik. Mit 20 spielte er in einer Bluesband, The Hoax, mit der auch regelmäßig auf Tournee ging; daneben entstanden zwei sehr poppige Soloalben, die bei Mercury erschienen sind (Stories from the Safe House, 2008; Zero Killed, 2012). Durch sie wurde der britische Sänger, der seit vielen Jahren in Paris lebt, einem größeren Publikum bekannt, das begeistert war von dieser sanften, feinfühligen Mischung aus Folk und Pop und seiner unverwechselbaren, kraftvoll-rauen Stimme.
Das Thema Nat King Cole drängte sich Hugh Coltman regelrecht auf: Während er die Titel für sein Album zusammenstellte, las er eine Biografie von Cole und fragte sich, wie der Alltag eines schwarzen Musikers im Amerika der 1940er Jahre ausgesehen haben mochte, in der Hochphase der Rassentrennung, als die meisten schwarzen Musiker die Konzertsäle durch den Dienstboteneingang betraten. Ein Alltag, der so ganz anders gewesen sein dürfte, als das Bild, das die Nachwelt von diesem einmaligen Sänger hat: Der erste afro-amerikanische Musiker, der im Fernsehen auftrat, stets ein Lächeln im Gesicht, und dessen Name dank Millionen verkaufter Singles einen festen Platz in der Hall of Fame des Jazz hat.
Im Zuge seiner Recherche begriff Hugh, dass sich einige Lieder von Cole auch ganz anders lesen lassen: Ist der Cole-Klassiker Smile nicht viel eher ein Ausdruck von Verzweiflung und Resignation als von Hoffnung? Und klingen die ersten Zeilen von Pretend nicht beinahe wie ein Geständnis: »Tu so, als wärest du fröhlich, auch wenn du traurig bist. / Es ist gar nicht so schwer.«
Diese »Schatten« wollte Hugh deutlich machen, auch wenn sie nur selten (wenn überhaupt) Spuren in der Musik von Nat King Cole hinterlassen haben. Die Stücke, die er für Shadows ausgewählt hat, bekommen durch die Art und Weise, wie sie produziert und von Hugh mit seiner am Blues geschulten Stimme gesungen wurden, eine gewisse Spannung und verbreiten mitunter fast schon ein wenig Unbehagen. Berühmte Cole-Songs wie Nature Boy – in einem raffiniert-sparsamen Arrangement voller Melancholie –, Are you disenchanted oder das unübertroffene Mona Lisa, dessen Sehnsucht hier kaum zu ertragen ist, kombiniert Hugh mit weniger bekannten Titeln wie Annabelle oder I Never Had a Chance. Hugh Coltman nähert sich diesen Songs mit allem, was er im Pop und Blues gelernt hat, und präsentiert sich als reifer Sänger, einfühlsam und emotional, dessen Interpretation genau den richtigen Ton und damit direkt ins Herz trifft.
Biographie Hugh Coltman
Mit 19 Jahren wurde Hugh Mitglied von The Hoax, seiner ersten Band. Produzenten-Legende Mike Vernon (der u.a. mit Bowie, Eric Clapton und John Mayall gearbeitet hat) wurde auf die Band aufmerksam, und die britische Presse lobte ihr Debüt-Album Sounds like this. Sie hatten Fernsehauftritte in der BBC-Reihe Later… with Jools Holland und bei VH1, und nach einer Amerika-Tournee widmete die Zeitschrift Billboard ihnen einen ganzseitigen Artikel. The Hoax hatten einen vollen Tourkalender und brachten es in den sieben Jahren ihres Bestehens auf nahezu 1000 Auftritte in Europa, den USA und Kanada. Doch nach vier Alben und sieben Jahren voller Live- und Studio-Arbeit trennte sich Hugh von The Hoax.
Kurz danach zog Hugh nach Paris, auf der Suche nach dem Unbekannten, und gleich am ersten Abend begegnete er einem Straßenmusiker, mit dem er in der Métro spielte. Nachdem er im Oktober 1999 noch in ausverkauften Sälen aufgetreten war, verlegte Hugh sich jetzt auf Straßenmusik und Open-Stage-Abende. Darüber lernte er den französischen Songwriter und Rapper Spleen kennen (ein musikalischer Partner von CocoRosie und Devendra Benhart) und gründete die Band Heez Bus, die sehr erfolgreich war mit ihren Live-Auftritten und schon bald einen Plattenvertrag angeboten bekam. In der ganzen Zeit hatte Hugh aber auch an eigenen Songs gearbeitet und beschloss, es mit einer Solokarriere zu versuchen. Im November 2005 ging er für Stories from the Safe House ins Studio, doch es sollte nicht sein: Am letzten Aufnahmetag gab es im Studio einen Festplatten-Crash, aus dem nur der Rohmix des Albums gerettet werden konnte. Hugh war am Boden zerstört und mochte nicht mehr singen oder komponieren. Doch nach einem Jahr, in dem Hugh fast völlig verstummt war, bekam das französische Label den Rohmix von Stories from the Safe House in die Hände und bot Hugh einen Plattenvertrag an. Nur 10 Monate später erschien 2008 Stories from the Safe House v.2 und wurde von der französischen Musikpresse bejubelt. Hugh ging wieder auf Tournee und brachte es seitdem auf 120 Live- und Fernsehauftritte, darunter ein ausverkauftes Konzert in La Cigale in Paris. 2011 erschien sein nächstes Solo-Album, Zero Killed.