Inwardness - Space Jazz
Inwardness – Space Jazz
Ozella OZ085CD / EAN 4038952000850 / Vertrieb: Galileo MC / LC No. 10268
Veröffentlichung: 11. Mai 2018
Das Weltall in uns
Der Titel dieses Albums ist ein geschicktes Täuschungsmanöver: Wenn Inwardness von „Space Jazz“ reden, dann meinen sie nicht das Weltall, Wurmlöcher und ferne Welten. Vielmehr führen sie den Hörer in die Räume zwischen den Tönen, steuern Mikrokosmen an, die so nahe sind, dass sie uns schon wieder fremd erscheinen. Dazu passt die Entstehungsgeschichte der Band, die über gewundenen Wege auf zwei Kontinenten führt, nur um dann tief im Inneren ein Happy End zu erleben.
Man kann also durchaus von einer Schicksalsfügung sprechen, als sich das Trio bei einem Konzert in Marokko begegnet. Aus lockeren Gesprächen entstehen erste Konzepte und kompositorische Ansätze. Allen Beteiligten ist sofort klar, dass es nicht bei Worten bleiben darf. So treffen sie sich ein Jahr später im Süden Frankreichs und schotten sich Monate lang von allen Verpflichtungen ab. Man erprobt das Zusammenspiel neu, übt mit verbundenen Augen, in der freien Natur oder mitten in der Stadt. Und findet sich dabei als Mensch und Musiker.
Vor allem für Maciek Pysz ist Inwardness die Erfüllung eines lang gehegten Traums. Seit Jahren schon geistert dem ECM-Fan und Kosmopoliten ein frei schwebender Sound durch den Kopf, bei dem die Stille von feinen Klängen und flüsternden Frequenzen belebt wird. Ganz nahe kam er diesem Ideal bereits in seinem „schlagzeuglosen Quartett“. Bei Inwardness schwingen sogar noch tiefere Freiräume mit – und das, obwohl das Trio weder auf einen Perkussionisten verzichtet, noch auf Rhythmus, Bewegung und Groove.
Maßgeblich verantwortlich für dieses Kunststück ist Davy Sur, bekannt für sein Weltmusik-Duo Milap aus Schlagzeug und indischer Bansuri-Flöte. Für Inwardness hat Sur sein Spiel magisch konzentriert: Hihats zischeln wie geisterhaft bewegte Blätter, Trommeln wirbeln wie ein aufziehendes Gewitter, einzelne Rimshots treffen das Ohr wie der Stock eines Zen-Meisters. Darüber schwebt David Amar's Saxophon, während Pysz' entschlossene Gitarrenfiguren der Musik ein Gefühl von Erdung und Stabilität verleihen.
Waren die ersten Gigs noch von epischen Jams gekennzeichnet, braucht die Band auf „Space Musik“ nicht einmal fünf Minuten, um transzendente Bewusstseinszustände zu erschaffen. Nur der vielleicht schönste und geheimnisvollste Track heisst dann doch „Moon – Landing“. Allerdings bleibt dieser kurze Exkurs in Richtung Weltall ein Einzelfall auf einem Album, das sich lieber der Schönheit dieser Welt widmet als sich in Science-Fiction-Utopien zu flüchten.