Johannes Bigge Trio - Pegasus

Johannes Bigge Trio - Pegasus

 Nwog Records 015 / EAN 7640103892008 / EDEL kultur    Veröffentlichung: 26. Februar  2016

 

LIVE:

25 Feb 2016 · 20:00 Uhr Leipzig Telegraph
16 Mär 2016 · 20:00 Uhr Freiberg IG Jazz
18 Mär 2016 · 20:00 Uhr Köln Loft
12 Mai 2016 · 20:00 Uhr Frankfurt Fabrik
13 Mai 2016 · 20:00 Uhr Schweinfurt Disharmonie
17 Mai 2016 · 20:00 Uhr Lübeck CVJM
21 Mai 2016 · 20:00 Uhr Pohrsdorf Saxstall
22 Mai 2016 · 20:00 Uhr Berlin A-Trane

Wer als junger Pianist aus der unübersichtlichen Konkurrenz der Jazz-Klaviertrios herausragen möchte, braucht einiges: interessante Stücke, markante musikalische Partner und ein Gefühl für spannende Improvisationen. All das hat Johannes Bigge. Gerade mal 26 Jahre alt, zeigt der Meisterschüler von Michael Wollny an der Leipziger Hochschule in seinen individuellen Kompositionen und mal lyrischem, mal energiegeladenem Spiel ungewöhnliche Ausdruckskraft. Kein Wunder, dass Konzerte des Johannes Bigge Trios von Publikum und Fachwelt schon länger hoch gelobt werden. Ob in intimen Clubs oder auf großen Bühnen wie im Rahmen der Leipziger Jazztage fesseln Bigges klare Melodien, weite Bögen und zuweilen überraschende Kontraste. Seit zwei Jahren gehört der viel gefragte Schlagzeuger Moritz Baumgärtner dazu; seine sensible bis aufstachelnde Rhythmusarbeit beflügelt die Dynamik der Band. Auch Pegasus, das Debütalbum des Trios, lebt – unter anderem – von diesen besonderen Interaktionen.

„Ich möchte in meinen Kompositionen musikalische Landschaften modellieren und Atmosphären kreieren, die bei den Zuhörern, aber natürlich auch bei uns, Bilder und Stimmungen entstehen lassen“, sagt Johannes Bigge. „Mir ist wichtig, dass die Musik emotional anspricht und auch Menschen erreicht, die keine Jazz-geschulten Ohren haben. Deswegen spiele ich nicht nur mit Jazz-, sondern auch mit verschiedenen anderen Strukturen.“ Seine Kompositionen betrachtet Bigge als Klang gewordene Geschichten. „Natürlich sind es keine konkreten Stories mit Protagonisten“, führt Bigge aus, „es geht vielmehr um eine Stimmung und um einen musikalischen Erzähl-Fluss, bei dem ein Teil der Komposition in den nächsten übergeht, die Dynamik den Stückes über verschiedene Abwandlungen letztlich wieder zum Anfang führt oder ganz woanders landet.“ Insofern könne man, sagt Bigge, doch von „Protagonisten“ sprechen, „wenn ein Motiv oder eine Melodie am Anfang steht, im Lauf des Stücks verschwindet und am Ende in einem anderen Kontext wieder erscheint.“

Schon bei der Gründung des Trios vor fünf Jahren war die aus Griechenland stammende Bassistin Athina Kontou dabei. Ihr warmer, schwingender Ton legt die Basis für Bigges differenzierte Harmonik, trägt die Kompositionen und gibt im Hintergrund Impulse. „Vor allem in ihren Improvisationen gibt es immer wieder Melodien, die ich mir nicht schöner hätte ausdenken können“, freut sich Bigge. 2012 wurde das das Trio, damals noch mit Jan Roth am Schlagzeug, mit dem Nachwuchspreis der Marion Ermer Stiftung ausgezeichnet. Anfang 2014 kam Moritz Baumgärtner dazu. Der versierte Drummer Jahrgang 1985 entwickelt in seiner Arbeit für unterschiedliche Bands und Projekte (Lisbeth Quartett, Melt Trio, Johanna Borchert, Hülsmann & Chisholm u.a.) eine ungewöhnliche Spannweite und individuelle Ästhetik. „Ich hatte ihn zwei oder drei Mal in Konzerten gesehen und er hat mich sehr beeindruckt“, erzählt Bigge, „sein Energielevel ist enorm. Mit seiner klanglichen wie dynamischen Bandbreite hat er das Spektrum der Stücke nochmal erweitert.“ Besonders in jenen Passagen, die von einer kontinuierlichen, soghaften Zuspitzung geprägt sind. „Im Grunde ist Moritz zwei Musiker“, lacht Bigge, „ein Rhythmiker und einer, der die Musik zusätzlich orchestriert.“ 

Geboren wurde Johannes Bigge 1989 in West-Berlin. Als Achtjähriger begann er, Klavier zu lernen, fünf Jahre später wurde ihm die Klassik-Schule zu eng. Eine erste Alternative fand Bigge in einer Schüler-Rockband; schon früh begeisterte er sich für Songs der Beatles, später kamen Genesis (mit und ohne Peter Gabriel) und Radiohead dazu. Dem Ausflug in die Rockmusik folgte die Entdeckung von Jazz-Persönlichkeiten wie Keith Jarrett, Brad Mehldau und Richie Beirach. Mit 16 gründete Bigge sein erstes Klaviertrio, das regelmäßig in Berlin auftrat. Nach dem Abitur ging er an die Hochschule in Leipzig, um eben bei Richie Beirach zu studieren. Heute schätzt Bigge natürlich auch wieder historische Tonsetzer. Beispielsweise Bach für seine zukunftsweisende Stimmführung oder Ravel und Skrjabin für ihre Entschlossenheit, „die Harmonik an ihre Grenzen zu treiben.“ Was er nicht mag ist auf Hochglanz polierte Glätte und handwerklicher Leistungssport in der Musik.  

Die acht Stücke auf Pegasus reflektieren alle genannten Einflüsse, vermeiden es aber, Strukturen oder gar bekannte Melodien direkt zu adaptieren. Stattdessen findet das Johannes Bigge Trio eigene Themen, mäandert von einprägsamen Motiven zu fließenden Linien, kreiselnden Repetitionen oder kantigen Riffs, spielt mal sanft, mal ungestüm. Der Journalist und Festival-Kurator Bernd Noglik formulierte es schon vor eine Weile so: „Johannes Bigge ist auf dem Weg zu einer eigenen Klangsprache. Seine nuancenreiche Art pianistischen Gestaltens entbehrt des Modischen, erweist sich als hochtalentiert, sensibel, originell und innovativ orientiert.“

 

Johannes Bigge: Klavier

Moritz Baumgärtner: Schlagzeug

Athina Kontou: Kontrabass

„Eigentümliche Harmonien, die den Beteiligten zufliegen und wegschmelzen, noch bevor sie zu changes werden können. Grooves und Texturen, die zuerst das Eine sind, und dann das Andere werden. Gleichzeitig komplex und schlicht, irritierend und hypnotisierend, eigenständig und noch lange nicht auserzählt. 

Michael Wollny

„Bigges musikalische Topografie vereint sanft geschwungene, einladende und kantige Klanglandschaften, die mal sensibel, mal strahlend ausgeleuchtet sind.“

F.A.Z. (25.2.2015)

„Johannes Bigge has a wonderful talent for jazz improvisation and

composition. Even now still being quite young he has already developed a real personal style in his playing and especially his writing.”

Richie Beirach