John Medeski - A Different Time

JOHN MEDESKI - A Different Time

OKeh  / Sony Music     88765442462                          Veröffentlichung: 5. April 2013

Der Meister der Keyboards JOHN MEDESKI  erweitert sein Spektrum auf seinem Debütalbum für Solo-Klavier

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Im Unvorhersehbaren läuft John Medeski, der Meister der Keyboards zu Bestform auf, eine Eigenschaft, die seine Arbeit mit dem bahnbrechenden Trio Medeski Martin & Wood (MMW) über zwanzig Jahre lang frisch und aufregend hat erscheinen lassen. Auf A Different Time, seinem ersten Soloklavierprojekt gibt Medeski seinem Sound wieder einmal eine gänzlich unerwartete Richtung – unerwartet sogar für ihn selbst.

„Ich hatte eine eklektischere Platte im Sinn”, sagt Medeski. „Ich wollte etwas herausbringen, das mehr meinen Live-Solokonzerten entsprach.”

Stattdessen ist A Different Time  (als erste Neuerscheinung der unlängst von SonyMusic reaktivierten Marke OKeh Records) eine weitaus introvertierte Platte, als es die Fans von MMW's lebhafter, vom Groove angetriebener Musik möglicherweise erwarten. Das Album besteht hauptsächlich aus Medeskis eigenen Kompositionen und Improvisationen sowie einem bekannten Spiritual und einem Song von Willie Nelson und präsentiert mit dieser Mischung eine andere Seite von Medeskis wunderbarer Kunstfertigkeit, eine, die er anfangs nur zögerlich zur Schau stellte.

„Ehrlich gesagt, hatte ich ein wenig Angst, etwas so Meditatives und Kontemplatives zu veröffentlichen“, gesteht Medeski. „Ich weiß, das entspricht nicht dem, was die meisten erwarten, aber es ist nun einmal ein Teil von mir. Es ist wirklich ungeschönt und freimütig, ohne jedes modische Beiwerk. Aber es hat mir ein wenig die Angst davor genommen, mich einfach auf den Augenblick einzulassen und das zu spielen, was mir gerade einfällt, statt etwas zu spielen, von dem ich weiß, dass es gut funktioniert, etwas, von dem ich weiß, dass es cool ist, etwas, von dem ich weiß, dass es eine bestimmte Wirkung haben wird. Es geht einfach nur darum, sich in der Musik zu verlieren.”

Nicht nur für Medeski ist A Different Time ein Novum, es steht zugleich auch für die Rückkehr des historischen Labels OKeh, bei dem einmal Jazzpioniere wie Louis Armstrong, Duke Ellington, King Oliver und Sidney Bechet zu Hause waren. Sony Classical hat das Label wiederbelebt als Plattform für neue Jazz-Veröffentlichungen von Künstlern wie Medeski, Bill Frisell, David Sandborn & Bob James und Craig Handy sowie anderen Künstlern. „Unter diesen Umständen“, sagt Medeski, „nach all dem, was sich im Musikgeschäft zugetragen hat, ist es wunderbar, dass Sony sich dazu entschlossen hat, wieder neue, kreative Musik herauszubringen. Mir gefällt die Energie, die darin liegt, Teil von etwas Neuem zu sein."
Obgleich Medeski durch seine eher heitere Herangehensweise, mit der er unbekümmert Jazz mit eklektischem Jam-Band-Sound verband, Bekanntheit erlangt hat, sagt er, es fühle sich ganz natürlich an, allein am Klavier zu sitzen und führe ihn zurück zu seinen ersten Erfahrungen mit diesem Instrument. „Ich bin mit dem Klavierspiel groß geworden”, sagt er. „Ich fühle mich dabei also wie zu Hause.“ In den vergangenen Jahren begann er, mehr Solokonzerte zu geben und befand, dass es Zeit war, diesen Aspekt seiner Musik zu dokumentieren.

Das Album wurde in den Waterfront Studios aufgenommen, dem Aufnahmestudio des Produzenten Henry Hirsch, das mitten in einer Kirche aus dem 19. Jahrhundert im landschaftlich schönen Hudson Valley in New York errichtet wurde. Für sein Solodebüt strebte Medeski eine Klangqualität an, die seinem persönlichen „Heiligen Gral“, den Aufnahmen des klassischen Pianisten Arthur Rubinstein für RCA Records sehr nahe kommen sollte. Hirsch teilte seine Bewunderung für diese Aufnahmesessions und so verbrachte Medeski für die Einspielung mehrere Tage am 274 cm langen Steinway-Flügel der Waterfront Studios.
Hirsch ermutigte Medeski allerdings auch, den anderen Flügel des Studios auszuprobieren, einen Gaveau von 1924 – einen französischen Flügel altmodischen Stils, der mit Chopins Lieblingsmodell, dem Pleyel verwandt ist. Dieses Instrument erwies sich als Entdeckung und prägte nachhaltig die Musik, aus der schließlich A Different Time hervorging.

„Der Gaveau erforderte einen sanften und kontrollierten Anschlag”, erklärt Medeski. „Es ist sehr viel schwieriger, aus diesem Flügel einen guten Klang hervorzubringen als aus einem gewöhnlichen Klavier. Man braucht sehr viel Kontrolle; der Anschlag macht einen großen Unterschied und wenn man sanft spielt, kann man vielfältige Nuancen erlangen und dieses Instrument wirklich zum Singen bringen. Ich probierte viele Dinge aus, die bei mir zuvor nie funktioniert haben, doch als ich hinterher all diese Aufnahmen anhörte, waren es genau diese Dinge, die in einzigartiger Weise hervorstachen."

A Different Time wurde ausnahmslos auf dem Gaveau eingespielt, mit ganz wenig Elektronik, um die gesamte dynamische Bandbreite des Instruments zu erfassen. Die Sessions fanden spät in der Nacht statt, als die Geräusche draußen minimal waren und eine Art Dämmerung über der Kirche lag. Und so schreibt Medeski im Booklet, er hoffe, dass die Zuhörer dem Album in derselben Atmosphäre begegnen, zu einer Zeit „zu der die gesellschaftlichen Verpflichtungen vorüber sind, wenn die politischen Themen des Tages abgehandelt sind, wenn jegliches Gerede ein Ende gefunden hat, wenn alle Bedürfnis und Wünsche vorübergehend zur Ruhe gekommen sind, wenn alle Pläne geschmiedet sind, wenn man der Worte überdrüssig und bereit ist, sich den Klängen dieser einfachen Gedanken am Gaveau hinzugeben."

Das Album beginnt mit dem Titelstück, einer schlichten „spontanen Komposition“, die Medeski am Gaveau improvisiert. Der Name hat verschiedene Bedeutungen, die auf die nächtliche Atmosphäre anspielen, die aber auch an eine Zeit erinnern, als Schallplatten noch die volle Aufmerksamkeit des Zuhörers genossen, bevor es die vielfältigen Zerstreuungen der modernen Welt gab. „Es gab einmal eine Zeit, in der sich die Menschen hinsetzten, um Musik anzuhören und diese nicht nur den Soundtrack zu unserem Leben abgab“, sagt Medeski. „Ich erinnere mich noch, wie ich mit eine Gruppe von Leuten in einem Raum saß und wir gemeinsam die Musik erlebten, zu einer Zeit, als wir uns als menschliche Wesen geradezu im Klang verloren.“
A Different Time bietet ununterbrochen die Gelegenheit sich in Medeskis zutiefst persönlichem Klang zu verlieren, und stellt ein äußerst fokussiertes Erlebnis von leidenschaftlicher und emotionaler Virtuosität dar. Die Auswahl reicht von Willie Nelsons zarter Ballade „I'm Falling in Love Again” – einem Stück, das Medeski schon seit Langem aufnehmen wollte und das schließlich durch den Gaveau zu seinem besten Ausdruck fand – bis hin zu „His Eye Is On the Sparrow“, einem traditionellen Spiritual, das Medeski mit leidenschaftlicher Ehrerbietung angeht. „Ran“, ein weiteres Stück, für das Medeski schon lange das passende Umfeld gesucht hat, ist das einzige gänzlich durchkomponierte Stück des Albums. Das wehmütige „Otis“, mit dem das Album endet, war ursprünglich einmal auf dem Debütalbum von MMW, Notes From the Underground aus dem Jahr 1992 zu hören. Das Gesangsstück „Waiting at the Gate“ ist noch älter und geht auf ein Musical zurück, das Medeski als Teenager schrieb. „Es ist nur eine kleine Melodie, die ich als Kind schrieb und noch nie irgendjemandem vorgespielt habe“, sagt Medeski lachend. „Noch nie.“ Das herzerweichend schöne „Luz Marina“ ist eine Komposition für Mama Kia, die Gründerin eines Waisenhauses in Peru, die 2010 verstarb. Luz Marina war der Name ihres ersten Adoptivkindes, das in frühen Jahren starb. Medeski versuchte mit diesem Stück Mama Kias inspirierendes und großzügiges Wesen wiederzugeben. Die zwei letzten Stücke sind beide Improvisationen: „Graveyard Fields” trägt den irreführend morbiden Namen einer idyllischen Landschaft in North Carolina und das dunkel gefärbte „Lacrima“ ist sehr treffend nach dem italienischen Wort für „Träne“ benannt.

Die Tatsache, dass Medeski den Gaveau-Flügel erst ausprobierte, als er glaubte, bereits ein vollständiges Album in der Tasche zu haben, nahm eine gehörige Portion Druck von seinen Schultern, und machte ihn bereit für den unverhüllten und empfindsamen Klang dieses Albums.
„Ich machte einfach Musik“, sagt er. „Es ging nur darum, sich mit dem Instrument und dem Raum zu befassen und die Musik zu machen, die sich gut anfühlte. Ich verlor mich einfach im Klang und das ist schlichtweg das höchste Ziel, wenn man sich hinsetzt, um zu spielen."