Julia Ehninger - Hidden Place

Julia Ehninger – Hidden Place

Berthold Records / EAN 4250647319034 / Vertrieb: Cargo

 

02.01.2019 Bix, Stuttgart

 

10.01.2019 Jazzclub Bitburg

12.01.2019 Hemingway Lounge, Karlsruhe

12.01.2019 Jazzclub, Wuppertal

13.01.2019 ABS, Karlsruhe

18.01.2019 ESSE Bar, Winterthur (CH)

19.01.2019 Galgenstricke, Esslingen

26.01.2019 Hauskonzert, Aachen

07.10.2019 Herr Nielsson, Düsseldorf

 

Veröffentlichung: 25. Januar 2019

 

“…ein exzellent klingender, reifer, farbenreicher Klangkosmos, zu hören sind ausgetüftelt-vielseitige Kompositionen mit klug beobachtenden Texten, allesamt geprägt durch eine melancholische und dennoch kraftvolle Grundstimmung. Der aufgeräumt, runde Zusammenklang einer eingespielten Band stützt die warme, ausdrucksstark-wandelbare und sehr wiedererkennbar-eigene Stimme der Bandleaderin.“ Eva Klesse

Julia Ehninger strahlt tatsächlich Wärme aus – auf und abseits der Bühne. Und sie hat keine Scheu davor, mit ihrer Musik in die Tiefe zu gehen. Hidden Place heißt ihr neues Album, für das sie sowohl die Musik als auch die Texte geschrieben hat. Zusammen mit Jonathan Hofmeister (Klavier), Nicolai Amrehn (Kontrabass) und Jeroen Truyen (Schlagzeug) hat sie ein raffiniertes und nachdenkliches Album produziert, das Leichtigkeit mit meisterhafter Musizierkunst kombiniert.

Als Ehninger damit begann, erste Texte für das Album zu schreiben, hatte sie noch kein übergeordnetes Thema im Kopf. Das ergab sich erst, nachdem das Quartett die Stücke spielte. „Mir fiel auf, dass die Texte von Dingen handeln, die man auf der Oberfläche nicht sieht“, erinnert sich die Komponistin und ergänzt: „Es geht um die verborgenen Dynamiken, die unser Verhalten und unsere Emotionen beeinflussen. Wenn du auf der Bühne stehst, teilst du deine Gedanken mit dem Publikum. Egal, ob es sich um instrumentale Musik handelt oder um Stücke mit Texten.“

Einer dieser Texte entstand nach einer Autofahrt, die sie mit einem Freund an der Westküste der USA unternahm. „Wir gerieten in einen heftigen Streit. Ich wollte hinterher mit ihm darüber sprechen. Doch während er sagte: ‘lass‘ gut sein, hat sich erledigt, ist Vergangenheit!‘, war klar, dass das Ereignis immer noch zwischen uns stand. Dieser Vorfall hat mich zum Text von Ghosts from the Past inspiriert.“

To the Red Lighthouse ist aus einer Übung entstanden, in der das harmonische Grundgerüst immer nur jeweils einen Tonwechsel vorsah. „Den Text dazu habe ich erst später über einen besonderen Ort in New York geschrieben – den roten Leuchtturm am Hudson River. An ihm bin ich oft vorbeigejoggt. Dort spürt man, die Metropole hinter sich gelassen zu haben. Man sieht auf die George-Washington-Bridge. Ein angenehm ruhiger Ort – wie geschaffen, um die Natur zu genießen.“

Andere Stücke haben direktere Bezüge. „Die Idee zu Everywhere but Here entstand in einer Phase, in der ich sehr gestresst war“, blickt Ehninger zurück „Meine Gedanken kreisten förmlich um alles, nur nicht um das Hier und Jetzt. Eine Situation, die vermutlich jeder kennt.“

You Cover Yourself ist der Song, der zuletzt entstand. „Er greift den politischen Zeitgeist auf. Es geht um eine Person, die ihre Angst durch Wut zum Ausdruck bringt.“

Mit Musik kam Ehninger schon früh in Berührung. In ihrer Heimatstadt, in der Nähe von Stuttgart, sang sie zunächst in einem Gospelchor, in ihrer Freizeit hörte sie Soul und R&B. Während in ihrem Freundeskreis vor allem Rockmusik dominierte, entdeckte sie den Jazz. Zunächst als Sängerin in einer Band inmitten älterer Profimusiker, danach im Jugendjazzorchester Baden-Württemberg. „Eine Erfahrung, die in mir den Wunsch geweckt hat, Musik zu meinem Beruf zu machen“, so Ehninger im Rückblick.

Als Vorbilder nennt sie Erykah Badu, „die zielstrebig ihr eigenes Ding durchzieht“, und Norma Winstone, „die den Text meiner Lieblingsjazzballade ‘The Peacocks‘ geschrieben hat.“ Für ihr Masterstudium ging Ehninger an die Manhattan School of Music, um unter anderem bei Gretchen Parlato und Theo Bleckmann zu studieren. Überhaupt ist die Stadt New York eine große Inspirationsquelle für Ehninger. „Der Big Apple zieht großartige Musiker aus der ganzen Welt an. Künstlerisch wird dort ständig was geboten. Das ist aufregend, kann einem aber auch manchmal zu viel werden. Das waren die Momente, in denen es mich raus zum roten Leichtturm zog.“

Singen ist sehr physiologisch, sagt Ehninger: „Wenn ein Läufer oder Gewichtheber nicht trainiert, verkümmern seine Muskeln. Beim Singen ist es ähnlich: auch die Stimmmuskulatur muss gepflegt werden. Dafür gibt es unterschiedliche Übungen. Aber sobald du Musik machst und auf die Bühne gehst, zählt das alles nicht mehr. Dann geht es in erster Linie um Emotionen.“

Seit 2017 ist Ehninger in Köln zuhause. In der dortigen Musikszene hat sie neue Erfahrungen gesammelt. „Vor allem einen – wenn man so will – experimentelleren und demokratischeren Ansatz.“ Auf die Frage, ob sie auf ihrem Album Minimalismus und Komplexität miteinander vereint, reagiert sie geradezu erleichtert. „Mir hilft es, wenn andere Leute den Stil meiner Musik beschreiben, denn ich stecke selbst so tief drin, dass mir das oft schwerfällt“, gesteht die Sängerin.