Kat Edmonson – The Big Picture 

SONY Masterworks / CD-Nr.: 88843084592                     Veröffentlichung: 16. Januar 2015        

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Das neue Album von Kat Edmonson, The Big Picture, wurde von dem mehrmals für einen Grammy nominierten Produzenten Mitchell Froom (der u. a. mit Paul McCartney zusammenarbeitete) in seinem Studio in Los Angeles aufgenommen. Kat Edmonson sagt über ihr Album: „Die Titel kreisen nicht um ein bestimmtes Thema, doch gibt es einige Gemeinsamkeiten, wozu auch der bei mir stets latente Einfluss von Spielfilmen und Filmmusik gehört. Ich hatte immer das Gefühl, dass Musik und Film zusammengehören, denn es waren alte Filme und Musicals, die mein Interesse an Musik weckten, und für mich gehörten Tanzen und Singen ebenso zur Schauspielerei wie die Darstellung.“

Dem neuen Album ging 2012 die CD Way Down Low voraus. The New York Times verglich das Programm mit einem farbenfrohen Frühlingsstrauß, und The Boston Globe sprach von „einem der schönsten Vokalalben seit langem“. Die Platte erreichte auf Anhieb Platz 1 in den Heatseekers Album Charts der Zeitschrift Billboard und schaffte den Sprung in mehrere Bestenlisten des Jahres 2012, darunter Downbeat Magazine, „Best Live Performances“ von WNYC Soundcheck und „Best Sessions of 2012“ von Daytrotter. Darüber hinaus unternahm die Sängerin Tourneen mit renommierten Künstlern wie Chris Isaak, Gary Clark Jr. und Michael Kiwanuka.

 

Kat Edmonson über ihr neues Album „The Big Picture“

Frage. Ihr zweites Album unterschied sich deutlich vom ersten, und das jetzige ähnelt keinem von beiden. Können Sie uns sagen, mit welchen Vorstellungen Sie an The Big Picture herangegangen sind?

Antwort. Die Titel haben kein einheitliches Thema, weisen aber bestimmte Gemeinsamkeiten auf. Dazu gehört der bei mir immer latent spürbare Einfluss von Spielfilmen und Filmmusik. Ich bin seit jeher der Meinung, dass Musik und Film zusammengehören, denn so lernte ich Musik überhaupt erst kennen – anhand alter Filme und Musicals. Für mich gab es keine klaren Trennlinien zwischen Darstellung, Tanz und Gesang. Zwar haben mich nicht nur alte Streifen aus der Glanzzeit des Musicals geprägt, aber damit begann alles. Sie können den Einfluss Henry Mancinis in einigen meiner Titel heraushören, so etwa bei “Rainy Day Woman” und “You Said Enough”.

F. Das ist unverkennbar. Hier und da höre ich aber auch Anklänge an John Barry. Manchmal fühle ich mich an einen Shirley-Bassey-Song aus einem James-Bond-Film erinnert.

A.  (Albumproduzent) Mitchell Froom [Mitautor und Produzent des von Sheryl Crow interpretierten Titelsongs aus “Der Morgen stirbt nie”] erwähnte Shirley Bassey mehrfach während unserer Arbeit. Der Einfluss, den John Barry und die Bond-Filme auf Mitchell ausübten, ist deutlich hörbar. Ich bin mit den Bond-Filmen nicht wirklich vertraut, denn ich habe sie lange Zeit gar nicht beachtet und beginne gerade erst, mich dafür zu interessieren. Mein Interesse galt zunächst Henry Mancini und turbulenten Kriminalkomödien. Nun aber wollte ich ein spannendes, rätselhaftes Moment einbauen, so dass die Musik eine perfekte Begleitung für einen Thriller abgeben würde.

F. “You Can’t Break My Heart” klingt wie ein Thema von Ennio Morricone für einen Italowestern.

A. Genau so ist es.

F. In Ihrer Musik macht sich auch der Einfluss anderer Popsongs bemerkbar. Beispielsweise entdecke ich in “Crying” die Akkorde für John Lennons “Happy Xmas (War Is Over).” Paul Simon höre ich in “Who’s Counting” heraus und Connie Francis in “Dark Cloud.” Ist dies eine diskrete Hommage an einige Ihrer Lieblingssänger und -songwriter?

A. Ja. Ob dies nun gut oder schlecht für mich ist, ich fühle mich zu diesen Klängen hingezogen. Wenn ich Musik gestalte, ist dies eigentlich für mich ein Vorwand, noch mehr von dem zu schreiben, was mir gefällt. Ich sehe keinen Grund, mich für die genannten Einflüsse zu rechtfertigen. Merkwürdig dabei ist, dass ich ein absoluter Fan von Connie Francis bin, aber gar nicht an sie dachte, sondern an Ricky Nelson, der die gleiche Ära und Machart verkörpert. Immer wenn ich einen Song schreibe, stelle ich mir vor, wie er bei jemand anderem klingt. Vielleicht versuche ich, in oder mit dieser Stimme zu komponieren.

F. Die Musik wirkt zeitlos. Obwohl überall die Vergangenheit durchscheint, hört sie sich sehr modern an.

A. Trotz der vielen Anklänge, die hörbar sind, möchte ich, dass alles ganz modern klingt. Ich will nicht als rückwärtsgewandt gelten, denn da komme ich mir kitschig – quasi kostümiert – vor. In meinem Appartement stehen neben modernen Möbeln auch solche aus der Zeit um die Jahrhundertwende und aus den 50er Jahren. Ich möchte verschiedene Dekaden und Perioden berücksichtigen, aber das Ganze muss Frische ausstrahlen. So verfahre ich auch bei der Kleidung. Dies entspricht meinem ästhetischen Empfinden. Die Dinge müssen nicht unbedingt alt sein, aber dass sie einfach nur neu sind, will ich auch nicht.

F. Das kann man schon ganz eindeutig am ersten Song des Albums ablesen (“Rainy Day Woman”), der sich zwar an ältere Musikformen anlehnt, aber vom Klang her eher dem peppigen Stil von heute verpflichtet ist. Hier hat Lily Allen ebenso Pate gestanden wie Henry Mancini.

A. Ich verstehe schon, warum Sie das sagen. Mir scheint, dass viele britische Popstars in dieser Art von Musik verwurzelt sind, ob es sich nun um Lily Allen, Amy Winehouse oder Adele handelt. Sie schöpfen aus dem Groove der späten 50er Jahre. Vermutlich war mir das bewusst, als wir diesen Klang herstellten.

F. Die neue CD ist nicht nur ein Schritt in die Richtung Pop, sondern enthält auch Songs, die kürzer sind als sonst. Nur zwei der Titel dauern über vier Minuten.

A. Ich fand es sehr aufregend, dass ich dieses Mal die Möglichkeit zu wirklich straffen Arrangements und einer sehr präzisen Orchestrierung hatte. Ich füge gewöhnlich Melodiephrasen in meine Songs ein – Hooklines, die zusammen mit der Grundmelodie, den Akkorden und dem Text einem Song sein Gepräge geben. Mitchell Froom ist bei der Orchestrierung der Arrangements sehr gründlich. Bei allem, was wir aufnahmen, war jede einzelne Stimme fertig, bevor die Musiker das Studio betraten. Alle Stimmen, auch die Soli, wurden vollständig ausgearbeitet. Die Musiker wichen natürlich gelegentlich davon ab und spielten etwas anderes, brachten ihre eigenen Empfindungen ein. Wir akzeptierten dies, denn es war besser als das, was wir vorgegeben hatten. Aber wir legten Wert darauf, dass jedes Detail schon im Vorfeld ausgearbeitet wurde.

F. Way Down Low war ein sehr besinnliches Album, während The Big Picture einen wesentlich leichteren und optimistischeren Ton anschlägt, auch wenn das nicht für alle Texte gilt. War dies beabsichtigt?

A. Für meine nächsten Live-Konzerte wünschte ich mir Musik, die mehr Freude und gute Laune erzeugt. Ich bin mit Way Down Low sehr lange auf Tournee gewesen. Danach hatte ich das Bedürfnis, zur Abwechslung ein paar Songs vorzutragen, die Lebensfreude ausstrahlen. Es spricht nichts gegen ein Album mit besinnlichen Titeln, denn manche Aufnahmen dieser Art kann ich immer wieder hören, aber es ist doch etwas anderes, jeden Abend live vor Publikum aufzutreten. Ich wollte ganz einfach ein paar Songs, bei denen ich meinen Körper bewegen und ein wenig tanzen kann.