Klaus Schulze - Shadowlands
KLAUS SCHULZE - Shadowlands
Synthetic Symphony/SPV 260072 (normale CD Edition) / SPV EAN: 886922600722
D / A / CH Veröffentlichung (NEU): 22. Februar 2013
(Limited Edition 2-CD)
CD Art.-Nr.:SPV 260070 EAN Code: 886922600708
„Du fährst auf diesem Waldweg“, schallt es durch den Telefonhörer, „bis du denkst, da kommt nichts mehr. Dann sind es noch drei Kilometer“. Im zweiten Gang bleibt also gerade genug Zeit für einen knappen halben Track vom neuen Album des wegweisenden Artisten. Klaus Schulze steht schon winkend vor seinem Haus irgendwo in den Heidewäldern Niedersachsens. Hier entsteht sie also, jene elektronische Musik, die den gebürtigen Berliner zur Ikone hat werden lassen, seit er vor über 40 Jahren Ash Ra Tempel ins Leben rief und nach einem Gastspiel als Drummer bei Tangerine Dream als kommunikativer Eremit seine eigene Kunstform begründete.
Die genaue Anzahl der von Schulze eingespielten und veröffentlichten Alben kann nicht einmal er selbst heute noch genau beziffern, sie liegt irgendwo zwischen 200 und 500, manche von ihnen ähneln sich fast wie Zwillinge, andere scheinen nicht einmal aus der selben Familie zu stammen. Als einziger Musiker der legendären Krautrock-Ära hat sich Schulze die absolute Freiheit seiner Formate bewahrt, das neue Werk „Shadowlands“ besteht aus drei Tracks, die 75 Minuten der ersten CD füllen, „und auf der Bonus-CD“, so Schulze, „sind zwei Tracks, einer mit 55 Minuten und der andere mit 20 Minuten oder so“. Kurz fassen, lacht der 65-Jährige, könne er sich einfach nicht. Und er will es auch nicht. Weil es dafür keine guten Gründe gibt. Das reicht.
Vielleicht üben seine meist im Alleingang und nur sehr selten mit Hilfe weniger Mitmusiker entstandenen Sound-Skulpturen gerade deshalb solch einzigartige Faszination auf ihre Hörer aus. Auf dem Moog wurde Schulze zum Pionier, und als er vor 15 Jahren als Gast über Millionen Feiernder der Berliner Love Parade blickte, sagte ihm einer der Organisatoren „sieh nur, was du angerichtet hast!“ Vereinnahmen aber ließ er sich nicht, lieber hockte sich Schulze daheim auf seinem purpurnen Studioteppich hinter seine Custom Made Elektronika und ersann neue Klänge, die wie eine Kontaktaufnahme der Erde mit den Weiten des Alls erschienen.
„Klar, da ist eine Klangästhetik, die sich über Jahre entwickelt hat“, sagt Schulze. „Am Anfang habe ich an Knöpfen herum gedreht und wusste nicht genau, was dabei entsteht, aber irgendwann hat sich das über die Zeit eingegroovt“. Es gebe ja nur sehr wenige Musiker, die ganze Alben mit dem Moog gemacht haben, „meist ist noch eine Orgel oder Gitarre dabei oder sonst was, bei mir nicht. Die Sequencer-Sachen mit der Filtermodulation, die sind für mich durchaus typisch. Wundert mich manchmal schon, dass andere so was nicht machen, aber mir machen sie bis heute sehr viel Spaß. Das ist für mich zum Stilmittel geworden“.
Derer besitzt er etliche: Mit „Weird Caravan“ vom 1980er Album „Dig It“ ließe sich jeder Fan von Massive Attack auf die Tanzfläche locken, 1996 erschien mit „Are You Sequenced?“ ein Schulze-Album, das im Technoclub ab fünf Uhr morgens am Stück hätte laufen können. Und „Shadowlands“ passt eigentlich überall hin. Seinen eigenen Status wie auch den seiner Musik beurteilt Klaus Schulze ungemein lässig, „gewisse Moden kommen und gehen eben“, sagt er lächelnd, „der Disco Dance war eine davon, der Techno war eine etwas wichtigere. Er hat die elektronische Musik wieder aufgewertet, die bis dahin ja eher was für Spezialisten war“. Techno sei zwar oberflächlicher gewesen als das, „was wir schon Jahre vorher gemacht haben, aber das ist normal: Du musst, wenn du für die breite Masse was machst, zwangsläufig oberflächlich werden. Je spezieller du wirst, jenseits des größten gemeinsamen Nenners, desto mehr bleibst du Außenseiter“. Bei ihm reiche da schon die Länge seiner Stücke, „wer spielt heute im Radio noch was von 45 Minuten? Nur ein paar Experten verorten die Wurzeln elektronischer Musik noch bei mir, Tangerine Dream und Kraftwerk und somit in den Siebzigern“, aber das Gros der Jungen tue das nicht, „die wissen es einfach nicht – und die müssen es auch nicht wissen. Wenn sie es zufällig hören, sollen sie es genießen und nicht das Recherchieren anfangen“.
Auf „Shadowlands“ jedenfalls ist erneut, obwohl zum wahrscheinlich hundertsten Mal, ein neuer, mindestens ein erneut etwas anderer Klaus Schulze zu entdecken. Schon deshalb, weil ihn hier der Violinist Thomas Kagermann zum zweiten Mal nach den „Contemporary Works“ von 2000 begleitet. Ist ihm eigentlich bewusst, welches Image ihn und seine Musik umgibt? „Nein, das weiß ich wirklich nicht, da halte ich mich heraus“, wehrt Schulze ab. „Mir hat neulich Martin Gore von Depeche Mode gesagt, ich sei ein Held für ihn, aber so was geht bei mir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus“. Er werde auch nicht gern als Pionier der elektronischen Musik bezeichnet, „weil sich das für mich immer nach Pfadfinderlager anhört. Ich habe meine Musik schon damals gemacht, weil sie mir Spaß gemacht hat, nicht weil ich unbedingt etwas noch nie da Gewesenes machen wollte. Ich bin schlicht auf eine Suche gegangen, deren Ausgang mir nie klar war und bis heute nicht klar ist“. Hört sich nach noch sehr vielen Alben von Klaus Schulze an. Hört sich also – gut an.
Tracklisting:
CD 1:
Shadowlights
In between
Licht und Schatten
(Spielzeit ca. 75 min)
CD 2 (Limited Edition only!):
The Rhodesviolin
Tibetanian Loops
(Spielzeit ca. 75 min)