Kuhn Fu - Chain The Snake
KUHN FU – Chain the Snake
Berthold Records / 4250647319072 / Vertrieb: Cargo
Veröffentlichung: 26.3.2019
03.04 2019 BERLIN, QUASIMODO
09.042019 BAD KÖTZTING, ALTES SPITAL
10.04 2019 KARLSRUHE, KOHI
11.04 2019 LUDWIGSBURG, FETZEREI
13.04 2019 LADENBURG, LEICHT & SELIG
14.04 2019 WÜRZBURG, FREAKSHOW
25.04 2019 AMSTERDAM, NL BIMHUIS
26.04 2019 HORN-BAD MEINBERG, ROTER HORN BEZIRK
09.05 2019 STUTTGART, BIX
10.05 2019 BREMEN, TOR 9
16.05 2019 RUTENBERG, REHOF
17.05 2019 LÜBECK, CVJM
18.05 2019 HAMBURG, WEISSER WÜRFEL
15.10 2019 HANNOVER, CAFE GLOCKSEE
16.10.2019 AUGSBURG, JAZZCLUB
17.10 2019 ESSLINGEN, DIESELSTRASSE
19.10 2019 MAINZ, JIM
Chain the Snake ist das mittlerweile dritte Album von KUHN FU. Die Band hat sich stilistisch deutlich verändert, findet ihr kreativer Kopf, Christian Kühn, der das akustische Erscheinungsbild des Ensembles als „paranoide Prog-Punk-Jazz-Performance“ bezeichnet. Die Arbeiten am Vorgängeralbum Kuhnspiracy hatten beim ihm eine „post-romantische Jazz/Rock-Störung“ verursacht, ein Zustand, der selbst unter renommierten Psychiatern unbekannt ist. „Das Romantische drückt sich durch ein ungestilltes Verlangen aus, das zwar immer noch vorhanden ist, aber momentan vom Punk – der darauf keinerlei Rücksicht nimmt – verdrängt wurde“, erklärt Kühn.
Seine Band KUHN FU wird wahlweise als irre, verrückt oder schaurig beschrieben. Sie besteht aus Christian Kühn (Deutschland, Gitarre), Esat Ekincioglu (Türkei, Kontrabass), Ziv Taubenfeld (Israel, Klarinette) und George Hadow (England, Schlagzeug).
In der Tat: dass die Band vor Energie und verrückten (musikalischen) Einfällen nur so strotzt, lässt sich nicht wegdiskutieren. „Hochstapler und Schurken sind treue Wegbegleiter auf diesem Album“, erläutert Kühn, der einst für einen wohlhabenden Typen gearbeitet hat, diesen Job aber als ziemlich lächerlich empfand. „Ich sollte Gegenstände von einem Raum in einen anderen tragen. Einige Woche zuvor hatte das jemand schon mal gemacht, genau in die entgegengesetzte Richtung“, erinnert sich Kuhn und ergänzt. „Ein klassischer Fall von Sisyphus-Arbeit, aus der das Stück Marco Messy Millionaire entstanden ist, eine Komposition à la Punk meets Klassik.“
Die anderen Stücke beschreibt er wie folgt:
„Gargamel ist der böse Zauberer aus der Zeichentrickserie Die Schlümpfe. Ein übellauniger Kerl, der jeden hasst. Stilistisch ein Tango beeinflusst von Messiaen.
Gustav Grinch ist ein weißer, blonder Narziss. Ein heimtückischer Charakter. Jemand, der davon überzeugt ist, dass die Welt ihm gehört. Gut möglich, dass mir Donald Trump dabei durch den Kopf ging. Ziv hat das markante Riff beigesteuert.
Sonic Manah hat keinerlei Bedeutung. So wie bei einem Tattoo aus chinesischen Schriftzeichen: keiner weiß, was es aussagen soll. Es ist ein Stück voller Bewegung und Kontrapunkte, lediglich die Harmonie ist statisch.
Oswaldo`s Waltz handelt von einem liebenswerten aber etwas merkwürdigen Typen aus Südamerika, der sehr langsam tanzt. Hat von der Anmutung her etwas von Film noir.
Traktus ist die längste Komposition mit einem Motiv, das an ein Wiegenlied erinnert. Es kam mir in den Kopf, als ich mich auf dem Heimweg befand – nach einer Nachtschicht in einem Hotel. Es nimmt den Zuhörenden mit auf eine Reise durch eine absurde Welt.
Wolf`s Muckenkoge ist eine Art Karnevalspolka, die eigentlich von 80.000 Besuchern im Wembley-Stadion gesungen werden müsste, die dabei klatschen und tanzen. Aber wir spielen es üblicherweise vor 40 Rentnern in Süddeutschland. Wir haben es allen Menschen gewidmet, die bei heftigem Schneefall einen Berg in Sommerklamotten hochkraxeln.“
Aber was hat es mit dem Albumtitel Chain the Snake auf sich? „Als wir im vergangenen Sommer auf Spanientournee waren, riet mir ein Bühnentechniker während des Soundchecks die „Snakes“ auszutauschen („change the snakes“), womit er die Kabel meinte. Weil ich aber ein bisschen taub bin, habe ich „Chain the Snake“ verstanden. Ich dachte: brillanter Name! Aber wie kettet man eine Schlange an? Das ist doch so, wie etwas einfangen zu wollen, was man gar nicht zu fassen bekommt. Trotzdem gefiel uns dieser Name. Er hat eine leicht sexuelle und auch alberne Konnotation“, so Kühn.
Der Bandleader und Gitarrist ist berühmt-berüchtigt dafür, auf der Bühne an Grenzen zu gehen und sie manchmal auch zu überschreiten. So wie damals, als die Band in einem Strip-Club auftrat. Das Publikum bestand aus drei jungen Frauen und einem Ehepaar aus Asien. „Wir hatten gerade ein Stück beendet, auf das zunächst Stille, dann Applaus folgte. Und weil vor uns eine kleine Bühne aufgebaut war, dachte ich: warum nicht eine kleine Stripeinlage hinlegen? Hinterher erzählten mir die Augenzeugen, das sei das Peinlichste gewesen sei, was sie seit Langem gesehen hätten, weil ich wie ein alter dementer Typ mit einer Gitarre aussah. Ich habe ja schon eine Menge verrücktes Zeug gemacht, aber DAS fanden selbst meine Bandkollegen merkwürdig“, schmunzelt Kühn. Schon häufig haben seine Spielgefährten ihm vorgeworfen, dass er verrückte Prophezeiungen zelebriere, er ausschließlich das Negative im Leben sehe und davon überzeugt sei, dass ohnehin bald alles sterben müsse. Bedenkt man – vor diesem Hintergrund – dass es die Band seit sieben Jahren gibt, ist das schon eine beachtliche Leistung, findet Kühn.
Wo auch immer KUHN FU auf der Bühne stehen, reagiert das Publikum fasziniert. 2018 führte der Tourkalender die Band durch 17 Länder in Europa – vom Balkan bis in den Süden Spaniens. Der Jazzclub Unterfahrt in München stand ebenso auf dem Programm wie der Opus Jazz Club in Budapest, der Control Club in Bukarest, das Zelenkovac Jazz Festival in Bosnien, sowie das So What`s Next Festival und das Rock-it Festival in den Niederlanden. „Die Zuschauer werden offener und zugewandter“, beobachtet Kühn, „und sie können einfacher mit den großen musikalischen Kontrasten umgehen, die wir ihnen vorsetzen, wobei diese sich auf dem neuen Album eher in Grenzen halten. Aber der Leitsatz für unsere Musik gilt nach wie vor: ein behaarter Fisch mit Beinen, der einen Baum hochklettern kann.“