Martin Wind Quartet - Turn out the Stars Music written or inspired by Bill Evans

Martin Wind Quartet - Turn out the Stars

Music written or inspired by Bill Evans    (feat. Orchestra Filarmonica Marchigiana)

 (What IF?Music/ WIM-01/ EAN 634457644328/ D: Cargo / CH: Irascible /A : Trost

Veröffentlichung: 23. Mai 2014

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Bill Evans wäre dieses Jahr 85 Jahre alt geworden. Er zählt zu den am häufigsten genannten Musikern, wenn es darum geht, die diversen Einflüsse und Prägungen mit einem Namen zu verbinden. Dementsprechend zahlreich sind die musikalischen Ehrerbietungen, und sie fallen höchst unterschiedlich aus – denn allein die faszinierende Schönheit der Evansschen Musik macht noch kein schönes Tribute. Aber es gibt sie.

 

Etwa John McLaughlins Time Remembered, der mit dem klassischen Aighetta Quartet das Evanssche Oeuvre nur auf akustischen Gitarren interpretiert. Ebenfalls eine europäische Perspektive nahm Jean-Yves Thibaudet ein: ein Klassik-Pianist, der über die Impressionisten einen Zugang zum Jazzpianisten fand, dokumentiert auf seinem  Solo-Album Conversations with Bill Evans. Nicht zu vergessen Don Sebeskys Hommage I Remember Bill, u.a. mit Evans’ letztem Schlagzeuger, Joe LaBarbera.

Letzterer ist auch an Turn out the Stars beteiligt, einer weiteren Verneigung vor der europäisch beeinflussten Spielkultur des Pianisten. Ein US-Jazzquartett um einen in Amerika lebenden Deutschen und ein klassisches Orchester aus Italien. Der interkontinentale Brückenschlag von der Alten zur Neuen Welt (und umgekehrt) wird vom gebürtigen Flensburger und Wahl-New Yorker Martin Wind selbst verkörpert, biographisch und musikalisch: „Ich bin Deutscher, bin Europäer, in der klassischen Tradition und auch als Jazzmusiker ausgebildet, das hat mir viel bedeutet. Ich habe jahrelang in Orchestern gespielt, spielte u.a. Prokofiev mit Rostropowitsch, Stravinsky mit Kitajenko und Tschaikovsky mit Gergejev, Berg mit Guidon Kremer... Aber ich bin auch dieser von Ray Brown beeinflusste Bassist: grooven, mit swing spielen - all das ist Teil meiner Persönlichkeit.“

Turn out the Stars ist Winds bislang ambitionierteste Arbeit als Arrangeur. Gewachsen aus Projekten der letzten Jahre: 2009 steuerte er zwei Arrangements für einen Auftritt des Pianisten Don Friedman mit einem Streichquartett bei der JazzBaltica bei (Don Friedman Salzau Trio & Gerdur Gunnarsdottir String Quartet The Composer/Enja), auch damals dabei: Joe LaBarbera. Ein Jahr später leitet Wind erstmals das JazzBaltica Ensemble, sein Debüt als Arrangeur für eine größere Formation.

Nun also sein Einstand im orchestralen XL-Format. Als der Bassist als Mitglied des Vanguard Jazz Orchestra im Rahmen einer Veranstaltungsreihe im italienischen Assisi auftritt, trifft er sich mit Giancarlo Di Napoli, Leiter des Festivals Ancona Jazz und Initiator einer Reihe, bei der Jazzformationen mit einem Orchester kooperieren. „Da habe ich ihm gesagt, dass ich immer schon mal etwas für Orchester schreiben wollte, wünschte mir, einige von Bills Kompositionen im Orchestergewand zu erleben. Ich habe ihn mit der legendären Aufnahme Live at the Village Vanguard entdeckt. Seine romantische Art Jazz zu spielen hat mich sofort zutiefst berührt. Evans hatte europäische Wurzeln und eine klassische Ausbildung, die man in seinem Anschlag und in seiner Harmonik hört. Daher habe ich mich ihm immer so nahe gefühlt: der klassische Background, die gemeinsame Liebe zur Musik der Europäischen Romantik, auch meine Liebe zu den großen russischen Komponisten.“

Eines von mehreren Konzerten von Winds Quartett (das in drei der neun Titel alleine agiert) mit dem Orchestra Filarmonica Marchigiana fand im wunderschönen, über 350 Jahre alten Teatro Rossini in Pesaro statt, Aufnahmeort dieser CD. Ein Programm aus Evans-Kompositionen („Turn Out The Stars“, „Blue in Green“, „Twelve Tone Tune Two“), von durch Evans inspirierten Stücken („Memory of Scotty“, “Kind of Bill”, “Goodbye Mr. Evans”, “Jeremy”) und Standards aus Evans’ Repertoire (“My Foolish Heart”, “The Days of Wine and Roses”). Vier Arrangements stammen aus der Feder Winds, weitere steuerten der Saxophonist Scott Robinson und der Pianist Bill Cunliffe bei.

Ein Tribut, das der feinsinnigen Klangwelt des so Geehrten gerecht wird. Vor allem aber ist Turn out the Stars eine labour of love. Könnte er es hören (and who knows…) - Bill Evans wäre glücklich.  Wer wüsste dies besser als John LaBarbera, der nach den Konzerten in Italien sagte: “Bill would have loved this music!"

www.martinwind.com        www.whatifmusic.net