Max Hacker - What Do You Mean?

MAX HACKER – WHAT DO YOU MEAN?

(IN+OUT Records  IOR CD 77127-2 / EAN 798747712729 / Vertrieb: in-akustik)

Veröffentlichung: 22. April 2016

 

Selbstbewusstsein und Bescheidenheit, Kraft, die sich mit Understatement entfaltet und emotionaler Gehalt …niemals vorgetäuscht

Mit grossem Understatement präsentiert sich der Berliner Saxofonist Max Hacker auf „What do you mean?“. Hackers Musik strahlt Grandezza aus, ganz ohne Effekthascherei und frei von Plattitüden. Es ist genau das meisterlich Solide in Hackers Spielweise, das Unbestechliche, das den Reiz dieses Albums ausmacht. Die Sprache des Modern Jazz hat Hacker aufgesogen seit er fünfzehn war – bei Reisen in die USA und schließlich beim Studium an der New Yorker New School of Music. Und diese Jazz-Sozialisation in den USA ist unüberhörbar gelungen: Er spielt auf US-Muttersprachler Niveau‘. Genauso unüberhörbar aber ist Hackers derzeitige Verortung im Berlin. Die Mischung macht Max Hacker einmalig: Er spielt ebenso formvollendet wie ausdrucksfroh.

„What do you mean?“ ist nach „Who The Heck is Max Hacker“ und „Deconstructing“ bereits Hackers dritte Einspielung unter eigenem Namen. Hacker selbst aber hat sich als versierter Mitspieler schon auf vielen Einspielungen bewährt – diesseits und jenseits des großen Teichs. Dabei hat er sich einen klaren Standpunkt geschaffen. Hacker macht sich nicht gemein mit schnellflüchtigen Trends aus den Jazz-Metropolen New York oder Berlin. Es ist sein kultivierter Ton, durch und durch von echter Jazz-Schönheit getragen, der Max Hacker so besonders macht, und es ist seine innovative Spielweise, die über die gängige modale Auffassung hinausgeht.

Auch Hackers Kompositionen strahlen große Klarheit und damit Schönheit aus. So leitet er bei „Conclusion“ mit samtigem Ton das Thema ein, um es als Amalgam der zweierlei Auffassungen fortzuführen, zu steigern, an Lars Gühlcke am Bass und Roland Schneider am Schlagzeug abzugeben und am Ende wieder als Quintessenz zusammenzufassen. Dabei setzt das Trio geschickt kontrastierende Akzente, etwa zur säuselnd sanften Melodie einen zischelnden Triolen-Gang am Schlagzeug. Das Trio dieser Einspielung ist ohnehin ein Glücksfall. Es ist schließlich auch das auf hörbar großem Vertrauen und Wertschätzung gegründete Zusammenspiel der Band, das diese Album auszeichnet. Besonders eingängig ist das in „What Do You Mean?“zu spüren, nämlich im sich umschmeichelnden innigen Spiel von Lars Gühlckes Bass und Max Hackers Saxofon.

Dass Hacker neben Eigenkompositionen Werke von John Coltrane spielt, überrascht kaum. Überraschend ist seine Lesart: so frisch und doch so fein, auf eine sehr ergreifende Weise die Tradition goutierend, münzt Hacker die Originalkompositionen nach seiner Auffassung um, immer lupenrein im Klang und im Umgang mit der Tonalität. Hackers interpretatorischer Umgang mit dem Ausgangsmaterial mag an die ergiebigen und wendigen Harmonie-Erkundungen in der Lennie Tristano Nachfolge erinnern und ist doch anders und neu. Genau diese ungewöhnliche Eloquenz ist die Errungenschaft von Hackers Album „What do you mean?“.