Medeski Scofield Martin Wood - Juice
MEDESKI SCOFIELD MARTIN & WOOD – JUICE VÖ: 12. September 2014
OKeh /Sony Music Nr.: 88875005012 (CD)
Konzerte:
14.11.14 Ingolstadt, Audi Forum
19.11.14 Basel (CH), Volkshaus
Ob sie nun einen mitreißenden, aber vertrackten Groove ausprobieren oder in den Stunden vor und nach dem Konzert über Geschichte, Literatur oder Musik sinnieren, das gute Verhältnis zwischen den vier begnadeten Improvisatoren John Medeski (Piano), Billy Martin (Drums), Chris Wood (Bass) und John Scofield (Gitarre) erzeugt eine musikalische Dynamik, die das Publikum begeistert. Seitdem sie vor 17 Jahren zum ersten Mal gemeinsam auftraten, hat die Seelenverwandtschaft von Medeski Scofield Martin & Wood auf und abseits der Bühne zu einem immer engeren und perfekteren musikalischen Zusammenspiel geführt, das auf ihrer dritten gemeinsamen Studioproduktion Juice eindrucksvoll zur Geltung kommt.
Bei der Vorbereitung des Albums suchten Medeski Scofield Martin & Wood nach Anregungen bei den Rhythmen der afro-lateinamerikanischen Musik. „Wir alle lieben Musik aus Brasilien, der Karibik und Lateinamerika, und es hat immer Verbindungen zum Jazz gegeben. Deshalb haben wir uns zusammengesetzt und damit begonnen, diese Beziehungen auf unsere Weise auszuloten“, erinnert sich John Medeski. „Dies ist unsere Interpretation verschiedener musikalischer Formen afrikanischen Ursprungs“, meint Scofield dazu. Jedes Mitglied der Band steuerte Kompositionen bei, die einen gefühlvollen Groove mit prägnanten Hooklines kombinieren. Auf dieser Basis erwuchs eine in sich schlüssige Zusammenstellung von Titeln, die zugänglich sind und – das lässt sich wohl mit Fug und Recht behaupten – Spaß machen.
Die Faszination, die von Juice ausgeht, beruht auf der richtigen Balance, auf der lockeren virtuosen Art, mit der das Quartett Melodie und Rhythmus, Song und Groove, Freiheit und Form miteinander in Einklang bringt. Chris Woods „Helium“ verknüpft ineinandergreifende melodische Zellen mit einem kräftigen Backbeat von Billy Martin, wodurch sich die Harmonie immer mehr verdichtet, aber der swingende Charakter nicht verloren geht. Martins lebhafter Titel „Louis the Shoplifter“ wurde ebenfalls von lateinamerikanischen Rhythmen inspiriert. Sowohl in „Helium“ als auch in „Louis the Shoplifter“ spielt Medeski ein akustisches Klavier – ein Instrument, das zuvor auf keinem Projekt von Medeski Scofield Martin & Wood zu hören war.
Scofields „North London“ ist ein Beispiel für die Neigung der Band, markige Grooves mit eingängiger Melodik zu verbinden. „In Out Louder“, erläutert Scofield, „haben wir den Beatles-Song ‚Julia‘ gecovert, und da wurde mir erst richtig bewusst, wie schön die Band spielen konnte. Ich wollte deshalb in dem Album mehr lyrische Akzente setzen.“ Dementsprechend schließt das Album des Quartetts mit einer entwaffnenden Neufassung von Bob Dylans ‚The Times They Are A-Changin‘, die mit fast hymnischer Klarheit dargeboten wird.
Der legendäre Dylan-Song ist eine von vier Coverversionen des Albums. Beim Doors-Klassiker „Light my fire“ wird die Gesangslinie von Scofield im Bluesstil übernommen.
„‚Sunshine of Your Love' wurde von Martin und Wood völlig umgemodelt“, berichtet Scofield. Mit einer Länge von fast 11 Minuten ist die durchweg vom Dub Reggae inspirierte Dekonstruktion des Cream-Klassikers ein Höhepunkt des Albums. „Wir alle kannten den Titel, und ich fing einfach an, mein Orgelriff zu spielen“, erzählt Medeski im Rückblick. „Wir haben überhaupt nicht geprobt. Es ergab sich alles von selbst.”
Von Anfang bis Ende ist Juice ein überzeugender Beleg für die Fähigkeit von Medeski Scofield Martin & Wood, musikalische Grundelemente in Klanglandschaften von kaleidoskopartiger Vielschichtigkeit zu verwandeln, die dennoch zum Zuhören und Tanzen einladen und erfrischend in ihrer Spontaneität sind.