Oddgeir Berg Trio - Before Dawn
Oddgeir Berg Trio - Before Dawn
Ozella OZ072CD / EAN 4038952000720 / Vertrieb: Galileo MC
LC No. 10268 CD-Audio Digipack also available as Vinyl LP Lim. Edition, 180g
Veröffentlichung: 19. Januar 2018
Live:
01.02. Krakow, Piec Art, Polen
16.02. Hadeland, Jazzklubb (Norwegen)
21.02. Moers, Studio
22.02. Paderborn, Jazzclub
23.02. Bayreuth, Jazzforum
12.03. Kassel, Theaterstübchen
14.03. Karlsruhe, Jazzclub
15.03. Berlin, B-flat
Signale aus dem Uboot-Studio
Man könnte fast meinen: Diese Musiker wollen gar nicht, dass man sie sieht. Zumindest in der Vergangenheit waren die Mitglieder des Oddgeir Berg Trios vornehmlich im Hintergrund aktiv, haben als Session-Instrumentalisten den Live- und Studio-Sound skandinavischer Kollegen wie Dylan Mondegreen oder Kenneth Ishak geprägt. Nicht einmal eine eigene Webseite haben sie sich in dieser Zeit gegönnt. Bis jetzt. Denn ihr erstes Projekt in Eigenregie klingt wie ein reifer und aufregender Eintrag in die lange Liste ganz großer Piano-Trios – und hat dabei zugleich die Frische und Energie eines Debüts.
Geschmiedet haben Oddgeir Berg (Piano), Karl-Joakim Wisløff (Bass) und Klaus Robert Blomvik (Schlagzeug) dieses berauschende Amalgam an einem ganz besonderen Ort: dem Osloer „Bonker Studio“. Berg und Wisløff betreiben diese kleine Oase, welche sie auch als ihren „Spielplatz“ bezeichnen, persönlich, konnten dort ungestört und ohne Druck an dem Album feilen. Jeder, der hier schon einmal aufgenommen hat, schwärmt von der ganz besonderen Stimmung des Bonker: Der gerade einmal 30 Quadratmeter große, fensterlose Raum wird von einer schweren Metalltür abgeschirmt, geradezu so, als betrete man ein U-Boot. Ablenkungen gibt es keine, die Sorgen des Alltags verschwinden ebenso wie jedwede Erwartungshaltungen. Das einzige was hier zählt, ist die Musik.
Es ist es diese unwirklich-konzentrierte Atmosphäre, die „Before Dawn“ den Stempel der Zeitlosigkeit aufdrückt. So mutet es in keinster Weise überheblich, sondern schlicht passend an, wenn Berg als Haupt-Inspirationsquellen Legenden wie Keith Jarrett und McCoy Tyner, Herbie Hancock und EST zitiert. Denn tatsächlich verschmelzen Tradition und Moderne auf „Before Dawn“ geradezu kongenial miteinander, werden entrückte Fusion-Sequenzen in klassische Improv-Strukturen eingebettet, stehen Blomvik's unterschwellig treibende Breakbeats neben federnden Walking-Bass-Mustern. Hinter der oft missbrauchten und dennoch nicht ganz unpassenden Floskel des „nordischen Jazz-Sounds“ verbergen sich trotz der traumhaften Arrangements weitaus mehr als nur verhuschte Balladen.
Unzählige Jahre hat Berg dieses Album mit sich herumgetragen, hat seine Sehnsucht zum Jazz im Privaten gelebt. Auch wenn er seine erfolgreichen Engagements im Folk-Rock-Bereich keinesfalls leugnen möchte, ist „Before Dawn“ deswegen vor allem eines: Ein Befreiungsschlag und ein Neuanfang, dem man die aufgestaute Kreativenergie anhört. Berg, Wisløff und Blomvik mögen nicht wollen, dass alle Augen auf sie gerichtet sind. Sie werden sich aber vielleicht schon bald daran gewöhnen müssen.