Patricia Kaas
Patricia Kaas – Patricia Kaas
RW Entertainment / CatNo.:RWELS 004 & RWELC 004 (Deluxe) EAN: 7640175160012 & 7640175160029 (deluxe) Vertrieb: H’ART
Veröffentlichung: 11. November 2016
Tourdaten Österreich/Deutschland:
05.02.2017 Zürich Kongresshaus
06.02.2017 München Philharmonie
08.02.2017 Luzern KKL
20.02.2017 Baden Baden Festspielhaus
21.02.2017 Stuttgart Liederhalle
23.02.2017 Frankfurt Alte Oper
25.02.2017 Nürnberg Meistersingerhalle
03.04.2017 Hamburg Laeiszhalle
04.04.2017 Berlin Tempodrom
05.04.2017 Hannover Kuppelsaal
07.04.2017 Düsseldorf Mitsubishi Electric Halle
28.04.2017 Wien Stadthalle F
29.04.2017 Salzburg Festspielhaus
30.04.2017 Bregenz Festspielhaus
13.06.2017 Mannheim Rosengarten
Das Faszinierende an der außergewöhnlichen Karriere von Patricia Kaas ist, dass die Messlatte von Anbeginn an sehr hoch lag. Mit ihrem Debütalbum „Mademoiselle chante le blues“ gelang der französischen Sängerin 1988 ein Traumstart. Das millionenfach verkaufte Debüt machte Patricia Kaas auf Anhieb zum international gefragten Star. Zwei Jahre später brach sie dann mit gerade mal 24 Jahren zu ihrer ersten Welttournee auf, die 16 Monate dauern sollte. Heute ist Patricia Kaas ein nach wie vor gefeierter Weltstar, gleichwohl liegt es nun schon 13 Jahre zurück, dass sie ein ganz eigenes, für sie typisches Studioalbum aufgenommen hat. Sowohl das vorletzte Werk, „Kabaret“ aus dem Jahr 2009, das vornehmlich Lieder aus den 1930er Jahren enthielt, die Kaas in vier Sprachen interpretierte, als auch „Kaas chante Piaf“ (2012), ihre Hommage an die Chansonlegende Edith Piaf, waren thematisch und künstlerisch spezifisch betonte Projekte, die jeweils in zwei brillant inszenierten Bühnenshows mündeten, mit denen die französische Künstlerin im Anschluss auf Welttournee gegangen war.
Nach einer längeren Phase des privaten Rückzugs und in gewisser Weise der privaten wie künstlerischen Neuorientierung hatte sich Patricia Kaas einige wichtige Fragen gestellt: Wo stehe ich künstlerisch? Was ist der nächste Schritt? Wohin breche ich auf? Die Lösung bestand darin, sich einerseits musikalisch ein wenig mehr jener Musik anzunähern, die sie auch privat hört (wofür hier das Etikett Alternative genügen soll), und andererseits mit Songtextern und Komponisten zu arbeiten, mit denen sie noch nie zuvor gearbeitet hatte. Das gilt auch für die beiden Produzenten des Albums mit dem schlichten Titel „Patricia Kaas“: Jonathan Quarmby ist Brite und hatte zuletzt das gefeierte Debüt des in Paris lebenden, englischen Sängers Benjamin Clementine produziert. Und der in Berlin lebende Brite Fin Greenall (bekannt unter seinem Künstlernamen Fink) gab mit seinen vorzüglichen Arrangements einigen Songs eine stärker warmtemperierte Note. Tatsächlich verbreitet bereits der Opener „Adèle“ eine Americana-Atmosphäre, die vielleicht nicht zu erwarten war, aber mit der die Sängerin mit der nicht minder wohltemperierten Stimme locker alle Erwartungen übertrifft.
Thematisch betritt Patricia Kaas auf ihrem Album ebenfalls einige Male unbekanntes Terrain. Bereits im Vorfeld hatte sie sich auf die Suche nach Songs begeben, von denen sie – wodurch auch immer – berührt wird. Dass sie bei Songs über Inzest („La maison en bord de mer“) und häusliche Gewalt gegen Frauen („Cogne“) fündig werden würde, hätte sie selbst kaum gedacht – doch umso überzeugter ist sie von ihren Entscheidungen für diese Songs, die sie sich mit ihrer typisch intensiven Gesangsperformance zu eigen gemacht hat. Zweifelsohne begegnen wir auf dem neuen Album einer Sängerin, die sich künstlerisch neu justiert hat und mit Mut und Selbstbewusstsein neue Wege beschreitet. Aber wer das federleichte „Madame tout le monde“ oder das romantische „La langue que je parle“ hört, wird auch Nuancen der alten Patricia Kaas entdecken, die einer das Leben umarmenden Himmelsstürmerin.
Doch das Gewicht liegt eben auf dem neuen emotionalen Nervenkitzel wie er in „Sans Tes Meines“ zum Ausdruck kommt, einem chanson nouveau par excellence. Das schwierige Lebensgefühl in Frankreich nach den Attentaten im letzten und in diesem Jahr schwingt hingegen in dem Lied „Le Jour Et L’Heure“ mit, das sich auf jegliche Lebenssituation übertragen lässt, die einen Einschnitt im Leben auslöst. Neben einer Menge junger Autoren hat auch die belgische Gesangslegende Arno (der Tom Waits Europas) einen Song für Patricia Kaas geschrieben, worauf sie besonders stolz ist: „Marre de mont amant“ ist eine karge Klavierballade, die das Porträt von Liebenden in düsteren Stunden zeichnet. Es weht ohnehin ein etwas rauerer Wind durch die 13 Songs des Albums – und dass alles nicht so glatt poliert ist, darüber ist Patricia Kaas sehr glücklich. Spurenelemente von Jazz in dem mit vielen meteorologischen Metaphern aufgeladenen „Ma meteo personelle“, die Gesang gewordene Verträumtheit in „Sans Nous“ (die besonders von deutschen Fans so geliebt und bewundert wird), das von Gospel und Soul umgarnte „Embrasse“, die Eindringlichkeit von „Ne n’oubile jamais“: Es gibt viel zu entdecken auf „Patricia Kaas“, einem Album, das sich mit „Ma tristesse est n’importe ou“ eine ganz große Hymne auf die Melancholie für den Schluss aufgehoben hat. Was wäre die Kunst aber auch ohne Melancholie? Ein Trauerfall.
Patricia Kaas ist mit ihrem ersten großen Spätwerk ein großes dramatisches Werk gelungen, ein künstlerischer Aufbruch zu neuen Ufern, ein absoluter Glücksfall. Sie feiert am 5. Dezember 2016 ihren 50. Geburtstag. Am 10. Januar 2017 startet sie ihre Europatournee, die bis dato 75 Konzerte umfasst und bis Ende Juni läuft. Zehn Konzerte gibt Patricia Kaas allein in Deutschland.
Tracklisting:
1. ADELE 2. COGNE 3. MADAME TOUT LE MONDE 4. SANS TES MAINS 5. LA MAISON EN BORD DE MER 6. EMBRASSE 7. MARRE DE MON AMANT 8. SANS NOUS 9. NE N’OUBLIE JAMAIS
10. LE JOUR ET L’HEURE 11. LA LANGUE QUE JE PARLE 12. MA METEO PERSONELLE 13. MA TRISTESSE EST N’IMPORTE OU
Bonus-CD tracks Deluxe Edition
1. ADELE (ACOUSTIC) 2. SANS TES MAINS (ACOUSTIC) 3. EMBRASSE (ACOUSTIC) 4. COGNE (ACOUSTIC) 5. LE REFUGE (ACOUSTIC)
Hintergründe
Burnout nennt man das Ding, das Körper und Seele auffrisst, das heimtückisch den Motor abwürgt. Für Patricia Kaas kam dieser Einschnitt einer Wiedergeburt gleich, künstlerisch wie persönlich, und er führte sie zu „Patricia Kaas“ – das erste nach ihr benannte Album ihrer Karriere, ihr insgesamt zehntes Studioalbum und die ersten eigenen Titel seit dreizehn Jahren. Neuer Anfang, neues Leben, neuer musikalischer Ansatz.
Fluch und auch Segen, denn ohne dieses verdammte Burnout wären wir ihr nie begegnet: „Adèle“, die Heranwachsende in der feministischen Ballade von Ben Mazué, in der die Mutter ihr erklärt, dass das vermeintlich schwache Geschlecht in dieser Männerwelt doppelt so hart kämpfen muss, um zu bestehen; und die dank Patricia Kaas‘ gefühlvoller, bluesiger Interpretation überwältigt. Die subtile Akustik- und Slide-Gitarre von Fin Greenall, Leader der britischen Band Fink und Meister des „Roots“-Sounds (John Legend, Amy Winehouse), katapultiert den Song jenseits von Raum und Zeit, zeitlos schön, hoch melodiös, besonders.
Ohne die erlösende Auszeit bliebe sie auch weiterhin die beliebte Vorzeigeinterpretin, die Perfektionistin mit der gewaltigen Bühnenpräsenz, die mit Charisma, ihrem feinen Gespür für außergewöhnliche Mode und Professionalität Frankreich, über die Landesgrenzen hinaus, verkörpert wie keine andere, und, instinktiv, ihrem Berufsstand Eleganz und ihren Vorbildern (mit „Kabaret“ und „Kaas Chante Piaf“) Glanz verleiht. Sie steht zu dem, was sie erreicht hat und leugnet ihre einfache Herkunft, die kinderreiche Familie aus dem lothringischen Kohlebecken, nicht; wichtig sind ihr echte Werte und Ehrlichkeit. Doch der Star – die erste französische Künstlerin mit einem weltweiten Vertrag bei Live Nation – ist nicht mehr die Frau, die vor den Schatten der Vergangenheit wegläuft, die sich in ihre Arbeit stürzt, in die Liebe ihres Publikums flüchtet, um der unangenehmen Auseinandersetzung mit Kummer aus dem Weg zu gehen. Sie sagt „Ja“ zum Leben, vertraut endlich auf ihre Vorlieben und Wünsche. Die bis dahin viel zu zurückhaltende Künstlerin hat sich erkannt, staunend und tief bewegt findet sie sich in einem neuen musikalischen Umfeld wieder, das Bertrand Lamblot, ihr künstlerischer Leiter, mit Leidenschaft um sie versammelt hat:
Arno, belgische Rock-Ikone und scheuer Feingeist, der nur selten für Dritte zur Feder greift, schenkte ihr das traumhaftes Klavierstück „Marre de mon amant“, sinnlich, surreal, dem sie in allen Facetten Strahlkraft verleiht.
Pierre-Dominique Burgaud schrieb ihr „Embrasse“, dessen optimistischen Text er mit überwältigenden Streichern leuchten lässt. Hyphen Hyphen, die jungen, enthusiastischen Protagonisten der Generation Electro-Pop, deren Kindheit geprägt war von „Mon mec à moi“ und „Mademoiselle chante le Blues“, schneiderten ihr „Ne l’oublie jamais“ auf den Leib.
Aurélie Saada vom französischen Kult-Pop-Duo „Brigitte“, Pierre Jouishomme und der Komponist Rémi Lacroix machen sie augenzwinkernd zur „Madame tout le monde“, freche Pop-Perle, die Humor und Leichtigkeit versprüht.
Jonathan Quarmby, der britische Meister seines Fachs, der u.a. für den Sound von Benjamin Clementine, Finley Quaye oder Eagle Eye Cherry verantwortlich zeichnete, produzierte neun Titel des Albums. Schwer beeindruckt von der einzigartigen Stimme der Sängerin und ihrer außerordentlichen Fähigkeit ein immenses Gefühlsspektrum widerzuspiegeln verleiht er den Stücken noch mehr Tiefe und Kraft.
Eine völlig neue Patricia Kaas überrascht uns mit „Ma météo personelle“ aus der Feder von Paul Ecole, mit Wortspielen und einer Prise Selbstironie, die ihr hervorragend stehen.
Sie akzeptiert ihre Zerbrechlichkeit, ihre Ängste und Schwächen, wagt, auch wenn sie nicht immer gewinnt und gesteht sich ein, dass auch sie, wie jeder von uns, eine Schulter zum Anlehnen braucht. Die nimmermüde Kämpferin ist endlich versöhnt – Ausdruck dafür ist ihr neues Tattoo, ein Mädchen, in sich ruhend wie sie selbst - und stellt sich neuen Themen, neuen Herausforderungen. Davon zeugen die ergreifendsten Titel des Albums.
Von Pierre-Dominique Burgaud wünschte sich Patricia Kaas, Gay-Ikone und Verfechterin von Toleranz, „Le Refuge“. Der Song handelt von der Organisation, die sich für junge Homosexuelle, die von zuhause verjagt werden, einsetzt. Ohne zu zögern singt sie „La maison en bord de mer“, schauriges Selbstzeugnis eines Inzests aus der Feder eines über die Maßen inspirierten Pierre Jouishomme. Und „Cogne“, der fantastische Text von Rose, der den dunklen Alltag einer misshandelten Ehefrau zeichnet und von Rémi Lacroix und seinem bedrohlichen Rhythmus getrieben wird.
Wer vermutet, ihr gehe es – wie so gerne in diesem digitalen Zeitalter - darum autobiografische Details preiszugeben, irrt, auch wenn Stücke wie „Sans nous“, „Le jour et l’heure“, „Ma tristesse est n’importe où“, „Sans tes mains“ oder das imposante „La langue que je parle“ deutlich die Konturen ihrer Melancholie nachzeichnen. Ihr ehrliches und berechtigtes Anliegen war vielmehr, ein bedeutendes Album und eine elegante Sammlung starker und wunderschöner Songs aufzunehmen als Geschenk für ihr Publikum, das auf sie wartet, wenn sie, die sich nie vorher erlaubte zu weinen, mit Tränen in den Augen über ihr neues Album staunt.
So wird aus einer unvergleichlichen und einzigartigen Patricia Kaas jene facettenreiche Künstlerin, die uns berührt, immer und immer wieder aufs Neue.
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