Rain Sultanov & Isfar Sarabski – Cycle
Rain Sultanov & Isfar Sarabski – Cycle
Ozella OZ082CD / EAN 4038952000829 / Vertrieb: Galileo MC / LC No. 10268
Veröffentlichung: 20. April 2018
Die Kunst des kosmischen Spiels
Bereits auf dem ECM-Album „Aftenland“ gingen Jan Garbarek und Kjell Johnsen den Schnittflächen zwischen Orgel und Saxophon nach. Auf „Cycle“ entwickeln die beiden führenden Jazzmusiker Aserbaidschans daraus ein kosmisches Spiel. Darin steht die Orgel für das Heilige. Das Saxophon für unsere tiefsten Gefühle. Das Klavier für die Evolution.
In den höchsten Sphären lösen sich alle irdischen Grenzen auf. Und genau dort spielt „Cycle“. Hier sprechen drei üblicherweise unvereinbare Instrumente - Orgel, Saxophon und Klavier - mit einer Stimme. Es ist nicht das erste Mal, dass diese Welten aufeinander prallen. Bereits auf dem ECM-Album „Aftenland“ gingen Jan Garbarek und Kjell Johnsen Ende der 70er den schroffen Schnittflächen zwischen Orgel und Saxophon nach. Rain Sultanov und Isfar Sarabski schaffen hingegen eher einen meditativen, strahlend hellen Energie-Raum – passend zur Bezeichnung ihres gemeinsamen Heimatlands Aserbaidschan als „Land des Feuers“.
Hier geht es somit um weitaus mehr als nur Musik. Schon der Titel bezieht sich auf die von Rudolph Steiner entwickelte Vorstellung, dass unser Leben sich über sieben Zyklen hinweg entwickelt, von dem Augenblick unser Empfängnis bis hin zur Auflösung im Tod. „Cycle“ erweitert dieses Modell nun noch um die Wiedergeburt von Seele und Körper. Jedes der beteiligten Instrumente nimmt in diesem kosmischen Spiel eine klar definierte Rolle ein: Die Orgel steht für das Majestätische und Heilige. Das Saxophon für unsere tiefsten Gefühle. Das Klavier enthält ein verbindendes, evolutionäres Element.
Doch wird „Cycle“ niemals zur reinen Konzeptkunst. Gegenüber Sultanov's epischem, dreistündigen Geschichtsprojekt „Tale of My Land“ mutet es sogar fast schon bescheiden an. Eher sind die neun Stücke als behutsam-berührende und von betonter Langsamkeit getragene Zeitlupenkompositionen voller Hoffnung und Zuversicht angelegt. Nicht Finsternis, sondern Licht regiert hier: Man kann die Sonnenstrahlen, die durch die Fenster der gothischen Erlöserkirche in Baku fallen, in der das Album aufgenommen wurde, geradezu hören.
Es war freilich zu erwarten, dass sogar diese tief empfundene Musik keine abschließenden Wahrheiten liefern kann. So geht die Suche für Sultanov und Sarabski weiter – in immer neuen Zyklen von Frage und Antwort, Zweifel und Zuversicht, von Stille und Klang.