Ron Carter-Richard Galliano - An Evening With Live at the Theaterstübchen, Kassel
Ron Carter-Richard Galliano - An Evening With
Live at the Theaterstübchen, Kassel
In&Out Records OR CD 77132-2 Vertrieb: in-akustik Veröffentlichung: 24. Februar 2017
06.03. E - Sevilla - Teatro Lope de Vega
08.03. CH - Bern - Kulturcasino
10.03. CH - Zürich - Tonhalle
11.03. CH - Geneve - Victoria Hall
13.03. CH - Basel - Martinskirche
14.03. D - Hamburg - Elbphilharmonie
15.03. S - Stockholm - Konzerthuset
16.03. PL - Wroclaw - Concert Hall
17.03. CH - Chiasso - Cinema Teatro
18.03. F - Mougins - Scene 55
20.03. B - Leuven - Schouwburg
21.03. A - Wien / Konzerthaus
23.03. D - Kassel - Karlskirche
24.03. D - Mainz - Frankfurter Hof
25.03. HU - Budapest - Mom Cultural Center
Sie könnten es sich wesentlich einfacher machen, gerade in ihrem Alter, mit ihrer Reputation. Etwas spielen, das die Leute mit ihnen identifizieren: Locker swingenden Mainstream, fließende Musette. Hello Mr. Carter, nice to meet you! Bonjour Monsieur Galliano, comment allez vous? Jeder bleibt bei sich, lässt sich bejubeln und feiern; der eine in den Jazzclubs von Downtown, der andere in den Sälen nahe der Seine. Doch wer die beiden „partners in crime“ respektive „partenaires dans le crime“ kennt, der weiß zur Genüge, dass sie zeitlebens das Risiko suchten wie Adrenalin-Junkies, das Abenteuer Musik niemals von der sicheren Seite her angingen, sondern immer hinter den eigenen Horizont gelangen wollten. Vielleicht ist es Neugier, vielleicht aber auch die Klugheit, schon früh begriffen zu haben, dass die Beschränkung auf sich selbst niemanden voran bringt, sondern eher zu Stillstand, manchmal gar zu Rückschritt führt.Also ließen sich Ron Carter und Richard Galliano zum zweiten Mal nach 1990, als sie ihr gefeiertes Album „Panamanhattan“ in Paris einspielten, auf das Wagnis einer interkontinentalen Kollaboration ein. Hier der französische Akkordeonmeister, dessen Finger mit akrobatischer Leichtigkeit über die Tastatur fliegen und das Instrument in Melancholie weinen oder vor Freude jubilieren lassen. Dort die amerikanische Bassinstanz, deren tief gestimmte Saiten mehr als 2500(!) Einspielungen veredeln und der zu den Eckpfeilern des Gesamtkunstwerks von Miles Davis, Eric Dolphy, Archie Shepp, Herbie Hancock, Aretha Franklin, Roberta Flack und Antonio Carlos Jobim zählt. Zwei, die in ihrer eigenen Welt längst Heldenstatuts erlangt haben und eigentlich nur verlieren könnten, wenn sie das Terrain des jeweils anderen betreten. „Glaub mir, es gibt nichts Wahrhaftigeres als mit einem Zocker auf die Bühne zu gehen“, schwärmt Carter von der aufgefrischten Liaison mit seinem gallischen Kumpel. Den einst verlorenen gegangenen roten Faden entdeckten beide im März 2016 bei der Jazz Woche in Burghausen als kleines Intermezzo im Rahmen eines gemeinsamen Auftritts mit der WDR Big Band wieder. Den vorläufigen Höhepunkt bildete dann die Aufnahme im Theaterstübchen in Kassel am 29. Oktober. Galliano erinnert sich: „Bevor wir loslegten, sagte ich zu ihm: ´Da kann du mal sehen: 27 Jahre sind vergangen, wir sind immer noch dieselben und ich spiele immer noch dasselbe Akkordeon. Worauf Ron nur entgegnete: „Und wir haben immer noch dieselben Finger!“
Mit diesen 20 flinken Werkzeugen bewegen sich die beiden Protagonisten des musikalischen Joint Venture ohne Berührungsängste aufeinander zu. Keiner verharrt in seiner angestammten Position. Wie zwei furchtlose Alpinisten balancieren sie über dem gähnenden Abgrund und vollführen waghalsige Manöver, springen gegenseitig immer wieder in die Bresche. Je länger die intimen Wanderungen voller subtiler Zwischentöne und feinsinniger, tänzerischer Eleganz dauern, umso größer scheint die Vertrautheit zu werden. Vier Carter-Kompositionen („Einbahnstrasse“, „Blues For D. P.“, „Ah Rio“, First Trip“), vier Stücke von Galliano („Tea For Toots“, „Billie“, „Waltz For Nicky“, „Tango For Claude“), für jeden ein Solo („You Are My Sunshine“ und „Aria/Libertango“): Nichts hat sich verändert. „Richard ergreift wirklich jede rhythmische und harmonische Gelegenheit“, wundert sich der Amerikaner über seinen französischen Partner. Und der kontert galant: „Ron sieht immer noch so jung, frisch und smart aus wie vor drei Jahrzehnten. Und er ist nach wie vor enthusiastisch, unkompliziert und kommt ohne Umschweife auf den Punkt.“ Selten passte ein häufig gedankenlos gebrauchtes Bild besser, als an diesem ganz besonderen Abend: Ron Carter und Richard Galliano kreieren ein universelle musikalische Sprache, deren Vokabeln aus Noten bestehen. Ein risikoloser Genuss.