Sietske - Where It Starts Again
SIETSKE – Where It Starts Again
(Berthold Records / EAN 4250647300506 / JaKla! / Helikon Harmonia Mundi)
Veröffentlichung: 17. Oktober 2014
Wenn ich singe, kann ich größer sein…
Sietske nennt ihre Musik ‚Cinematic Folk Jazz‘: Entwaffnend frisch mit lyrischem Gefühl und atmosphärisch - szenischem Zusammenhang
Inspiriert von Billy Holiday, Ella Fitzgerald, Joni Mitchell, Esperanza Spalding, Becca Stevens, Jeff Buckley und vielen anderen, hörte sich Sietske sowohl Singer-Songwriter als auch Musik mit mehr komplexen, poly-rhythmischen Strukturen an – und entwickelte ihren eigenen Stil, der zudem auf zwei liebenswerten Säulen ihrer Persönlichkeit steht: Ihrer Gelassenheit und ihrer Stimme.
Was führte zu dem Entschluss, Sängerin zu werden?
"Ich war immer … sehr schüchtern und nicht so groß. Die erste Reaktion von Leuten war oft: Du bist so ein kleines Mädchen und aus Dir kommt so viel ‚Klang‘ heraus. Ich dachte, na gut - wenn ich singe, dann kann ich größer sein."
"Ich war ungefähr 10 Jahre alt. Ich spielte erst Klavier und wollte im Unterricht immer mitsingen. Schließlich schickte mich mein Klavierlehrer zu einer Gesangslehrerin. Das Singen lag mir mehr. Es machte mich glücklich," fügt sie lachend hinzu.
Sie sagt, dass sie sich verletzbar fühlt, wenn sie dem Publikum diese Intensität vermittelt und hofft, dass es auf ihre persönlichen Gefühle bezogen werden kann, die sie teilt.
Jan Jasper Tamboer schrieb im Magazin Jazzenzo, dass Sietske "… eine entwaffnende Frische besitzt und sich mit einer vollständigen Aufrichtigkeit ausdrückt. Sie verfügt über eine hervorragende Technik und versteht es, diese auf eine subtile musikalische Art einzusetzen. Ihr Kernwert ist Kommunikation vom Herzen aus; mit sanfter Kraft verführt sie das Publikum …"
Sie studierte am Konservatorium von Amsterdam und am Boyer College of Music and Dance, Philadelphia. Es war in Philadelphia, wo sie Homeland schrieb, einer der vier Songs auf dieser CD, zu denen sie den Text und die Musik gemacht hat.
"Es war das erste Mal, dass ich länger als ein paar Wochen von Zuhause weg war. Es hat großen Eindruck auf mich gemacht, woanders zu leben und niemanden zu kennen. Mit dem Song versuche ich zu definieren, was Zuhause für jemanden bedeutet. Ich habe Leute getroffen mit denen ich mich verbunden fühlte und das gab mir diese neue Perspektive, nämlich dass das die neue ‚Zuhause Erfahrung‘ sein kann, egal wo du bist." Der Song All I need hat ein ähnliches Thema. "… Leute sind in Bewegung … da ist eine Menge Geschwätz, aber niemand geht echt auf den anderen ein, und so fühlst du dich einsam unter vielen Leuten. Es ist ein Song mit verschiedenen Teilen. Einer ist sehr räumlich … nicht geerdet … dann gibt es einen Teil der ist etwas aggressiv, druckvoll … wo du eine bestimmte Ablehnung gegenüber dem ganzen Unsinn hast … Ich versuche, diese elementaren Gefühle auszudrücken … die Intensität."
Die Songs sind sowohl verführerisch als auch enthüllend. Thousand Shades of Green erkundet Gefühle von Euphorie und Körperkraft bei einem Lauf durch die Natur, während Gloomy Streets von "der Sensation Augen zu fühlen die dich ausziehen wollen" handelt.
The Sailor ist einer von sieben Songs auf der CD mit Text von Sietske und Musik von dem Pianisten Dirk Balthaus, der sie zusammen mit Marco Zenini am Kontrabass, Efraim Schulz-Wackerbarth am Schlagzeug und Eran Har Even an der Gitarre begleitet. The Sailor, elegant komponiert und komplex, ist Sietskes Favorit. In einem Bahnhof in Szene gesetzt, geht es hier um einen Tagtraum, in dem jemand an einem entscheidenden Moment in der Vergangenheit einen anderen Weg eingeschlagen hat.
Sietskes Stimme und die instrumentale Begleitung sind immer in Balance. Sie erklärt: "… wir haben sehr verschiedene Charaktere in der Gruppe, so entsteht die Musik und wird lebendig. Dirk produziert scharfe Noten sobald es zu ruhig wird. Man kann immer erwarten, dass er alle tut, um die Musik zum Kochen zu bringen. Eran (Gitarre) hat eine starke Persönlichkeit, ist ein bescheidener Mensch und dabei sehr leidenschaftlich. In allem was er tut, ist er sehr intensiv … er ermutigt immer den Schlagzeuger, mehr zu geben. Das ist Efraim. Er ist super zuverlässig, kann ein Tempo halten wie kein anderer und ist sehr gewissenhaft … Da ist immer ein bisschen Ziehen und Drücken zwischen Efraim und Eran und zwischen Dirk und Efraim. … Dirk …schwebt mehr. Marco (Bass) ist ein lyrischer Spieler, nicht nur steady - er liebt es, um melodische Linien zu spielen und wunderschöne Verzierungen. Also, alles in allem – es muss etwas gezähmt werden … es wird immer mehr Band geben, wenn ich nicht meine Stimme hören lasse und mich zu Wort melde."
Sietske hofft, dass über ihre Musik nachgedacht wird – dass sie nicht nur gehört und wieder vergessen wird – und sie fühlt Veränderungen für die Zukunft. "Es ist sehr viel Melancholie in dieser Musik. Vielleicht kann ich das etwas loslassen. Ich glaube, es reflektiert die Lebenssituation. Du gießt hinein was da ist."