Terence Blanchard & The E-Collective - LIVE

Terence Blanchard & The E- Collective - Live

Blue Note / Universal /  Veröffentlichung: 20. April 2018

 

 

Tracklist:

1. Hannibal (Marcus Miller)

2. Kaos (Terence Blanchard)

3. Unchanged (Charles Altura)

4. Soldiers (Terence Blanchard)

5. Dear Jimi (Terence Blanchard)

6. Can Anybody Hear Me? (Terence Blanchard)

7. Choices (Terence Blanchard)

 

Musiker: Terence Blanchard - trumpet / Charles Altura - guitars / Fabian Almazan - piano & synthesizer / David “DJ” Ginyard - bass / Oscar Seaton - drums

 

 

Seit rund dreißig Jahren setzt sich der Trompeter und Komponist Terence Blanchard in seiner Musik immer wieder mit schmerzhaften amerikanischen Tragödien der Vergangenheit und Gegenwart auseinander. Sei es in den zahlreichen Filmkompositionen, die der fünffache Grammy-Gewinner für den Regisseur Spike Lee geschrieben und eingespielt hat (darunter der epische Soundtrack für “Malcolm X” und der Score für den Dokumentarfilm “4 Little Girls”), sei es auf eigenen Alben wie “A Tale Of God’s Will (A Requiem For Katrina)”. Mit seinem aktuellen Quintett E-Collective beschäftigt er sich auf dem neuen Album “Live” mit der schwindelerregenden zyklischen Epidemie der Waffengewalt in den USA.  Die sieben kraftvollen Songs, die allesamt live eingespielt wurden, spiegeln zum einen die bittere Frustration der von dieser Gewalt betroffenen Bevölkerungsgruppen wieder, bieten zugleich aber auch etwas Seelenbalsam. Der Titel gewinnt hier natürlich eine pointierte Doppelbedeutung. Und das Album selbst ist eine leidenschaftliche Fortsetzung der 2015 erschienenen Studioaufnahme “Breathless”, die für einen Grammy nominiert war.


Die Musik von “Live” wurde symbolisch bei Konzerten in drei Communities mitgeschnitten, in denen es eskalierende Konflikte zwischen den Strafverfolgungsbehörden und der afroamerikanischen Bevölkerung gegeben hatte, die weltweit  Schlagzeilen machten: Minnesota (wo am 6. Juli 2016 Philando Castile bei einer Verkehrskontrolle von einem Polizisten erschossen wurde), Cleveland (wo am 22. November 2014 der erst zwölfjährige Tamir Rice, der in einem Park mit einer Spielzeugpistole hantierte, von der Polizei ohne jegliche Vorwarnung erschossen wurde) und Dallas (wo am 7. und 8. Juli 2016 die Polizeibeamten Lorne Ahrens, Michael Krol, Michael Smith, Brent Thompson und Patricio Zamarripa bei einem Solidaritätsmarsch mit “Black Lives Matter”-Unterstützern von einem rachsüchtigen, rassistisch motivierten Attentäter ermordet wurden). Das E-Collective verurteilt in seinem “Live”-Projekt strikt jegliche Art von Waffengewalt, ganz gleich, ob sie gegen diskriminierte farbige Bürger oder Mitglieder der Strafverfolgungsbehörden gerichtet ist.

 

“Ich habe diese Gruppe nicht als Protestband zusammengestellt”, sagt Terence Blanchard über die Ursprünge des E-Collective. “Wir wollten anfangs Musik spielen, um junge Leute, die keinen Jazz spielen wollten, zu inspirieren, Instrumentalmusik auf höchstem Niveau zu machen. In diesem Computerzeitalter sahen wir einfach zu viele Kids, die zwar Musik machten, aber überhaupt nicht versuchten, Theorie zu studieren oder ihr Handwerk zu beherrschen. Als wir uns in Europa auf Tournee befanden, wurde dann Mike Brown erschossen. Zuvor war bereits Trayvon Martin ermordet worden. Und damals schien es, als ob solche Schießereien jeden Monat passierten. Ich war der Ansicht, dass wir uns erheben und mit unserem 2015er Album ‘Breathless’ Stellung beziehen mussten. [Der Titel spielte auf einen weiteren Fall von brutaler Polizeigewalt an: 2014 kam der asthmakranke Eric Garner ums Leben, als eine Gruppe von Polizisten auf seinem Rücken kniete und auch nicht von ihm abließ, als er verzweifelt sagte, dass er keine Luft mehr bekam.] Nachdem wir mit dieser Musik zwei Jahre lang auf Tournee waren, konnten wir einfach nicht von ihr ablassen. Was wären wir für Künstler, wenn wir eine Platte wie ‘Breathless’ machten und dann auf dem nächsten Album wieder zur Tagesordnung übergehen würden?”

 

Wie schon auf seinem ersten Album gibt sich das E-Collective (mit Terence Blanchard an der Trompete, Charles Altura an der Gitarre, Fabian Almazan an Klavier und Synthesizer, Oscar Seaton am Schlagzeug und David “DJ” Ginyard am Bass) auch auf “Live” wieder ausgesprochen experimentell, elektrisch und exotisch.

 

“Diese Band ist ein Beispiel für die Revolution, die gerade stattfindet”, erklärt Blanchard. “Unser Pianist Fabian - auf Kuba geboren und in Florida aufgewachsen - hat sein eigenes Plattenlabel Biophilia, das sich zum Ziel gesetzt hat, diesen Planten grün zu machen. Die meisten Leute versuchen, mit einem Label Geld zu verdienen, aber er hat andere Prioritäten. Unser Bassist David, aus Greensboro in South Carolina, ist ein sehr talentierter Kirchenknabe. Das heißt nicht, dass er einem ständig Predigten hält, aber sein Glaube gibt ihm ein ungeheures Selbstvertrauen. Gitarrist Charles sieht wie ein Hardrocker aus, ist aber ein brillanter Stanford-Absolvent, der Anthropologie studiert, und sich nach Auftritten ans Klavier setzt, um Chopin zu spielen. Und unser Schlagzeuger Oscar, der in Chicago mit Gospelmusik aufwuchs, gehört seit sechzehn Jahren zur Entourage von Lionel Richie. Wir stammen alle aus verschiedenen Gesellschaftsschichten, aber wir haben es geschafft zusammenzukommen und gemeinsam etwas Harmonisches zu kreieren. Wir sind das, was das Versprechen Amerikas eigentlich sein sollte.”

 

Tatsächlich übernimmt Blanchards Trompete auf dem gesamten Album nicht die traditionelle Rolle der einsamen Stimme, die sich aus dem Getümmel erhebt. Stattdessen verleiht er seinem Horn mittels Effekten den Klang einer Menschengruppe, die sich ganz im Sinne von Bob Marleys Hymne “Get Up, Stand Up” friedvoll “erhebt” und “widersetzt”. “Die Stimmung, die ich erzeugen wollte, war die des Klangs einer Ansammlung von Menschen, die im Chor zusammen Gerechtigkeit fordern.”

 

“Wenn man ein gewisses Alter erreicht, fragt man sich: ‘Wer wird sich erheben und für uns sprechen?’ Dann schaut man sich um und stellt fest, dass die James Baldwins, Muhammad Alis und Dr. Kings nicht mehr unter uns weilen... und beginnt zu verstehen, dass man nun selbst aktiv werden muss”, sagt Terence Blanchard. “Ich möchte nicht behaupten, dass ich hier versuchen will, alles zu korrigieren, was falsch läuft. Ich versuche lediglich, die Wahrheit zu sagen.” Als Inspiration dienten ihm dabei auch einige Jazzlegenden. “Max Roach mit seiner ‘Freedom Now Suite’, John Coltrane mit ‘Alabama’, sogar Louis Armstrong sprach in Interviews immer wieder darüber, was man seinen Leuten antat. Herbie Hancock und Wayne Shorter leben nach ihrer buddhistischen Philosophie und versuchen, das Bewusstsein ihrer Communitys zu erweitern. Ich stehe auf den Schultern all dieser Größen. Auf meinem Lebensweg hatte ich das Glück, vielen dieser inspirierenden Menschen persönlich zu begegnen. Wie könnte ich es da wagen, nicht ihrem Beispiel zu folgen? Wie jeder andere auch würde ich gerne ausgelassene Partymusik spielen, aber dieses Album handelt von der Realität, in der wir uns befinden.”

 

“Es gibt zwei Hauptgründe, weshalb ich diese neue Musik mit dem E-Collective aufgenommen habe”, mein Blanchard abschließend. “Erstens: Ich wollte, dass die Musik in den Gegenden, wo wir spielten, als heilende Kraft wirkt - dass sie den Leuten etwas von ihrer Wut und Frustration nimmt. Ich sage den Leuten nicht, dass sie nicht wütend sein sollen, aber wenn es alles zu viel wird, ist die Musik da, um ihnen bei der Heilung zu helfen. Zweitens: Diese Regierung versucht mit allen Mitteln, die Aufmerksamkeit der Leute jeden Tag von den wirklich wichtigen Dingen wegzulenken. Ich hoffe, dass dieses Projekt dazu beiträgt, sich auf das Wesentliche zu fokussieren und dass dieses in der Hitze der Ereignisse, die immer wieder passieren, weiterhin im Gespräch bleibt.”

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