Tom Poster - Light And Shadows

TOM POSTER - Light and Shadows

EDN1060 Edition Classics  EAN 5065001530661  Vertrieb: Harmonia Mundi 

Veröffentlichung: 17. Juli 2015

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TOM POSTER piano

Light and Shadows nennt Tom Poster sein neues Solo Album. Der britische Pianist steht für Empfindsamkeit, Vielfalt und einen lyrischen Ton. Differenziert bespielt er die gesamte Bandbreite der U- und E-Musik - als Solist, oder zusammen mit den unterschiedlichsten Ensembles. Die Zeitung The Herald, beschreibt die vorliegende CD als „Wunder“’ und bestätig Tom Posters Ruf als tonangebenden Klaviervirtuosen im vereinigten Königreich. In Recitals, Radiosendungen und Konzertauftritten strebt Poster nach einem gesunden Ausgleich zwischen den Karrierewegen als Solo-Interpret, Kammermusiker, und “Gelegenheitskomponist”. In vielen hervorragenden Filmen Großbritanniens ist Tom Poster die Klavierstimme, so erklingt sein Ton auch in dem Oscar Prämierten Soundtrack zum Kinoerfolg „Die Entdeckung der Unendlichkeit“.

Light and Shadows ist Tom Posters erste CD für Edition Classics. 2013 würdigte die Kritik seine Auswahl an Miniaturen von Gluck bis Gershwin: In Dance and Song, erschienen bei Champs Hill Records. Ein Künstler mit so vielfältigen Leidenschaften vermag es, auf seiner neuen CD mehr als einem Komponisten zu genügen. Die drei gegensätzlichen Stücke seiner Schlüsselkomponisten Beethoven, Schumann und Chopin verbindet die Tiefe seiner Interpretation. Tom Poster sieht in dem Projekt eine “Gelegenheit Werke zu präsentieren die den Künstler direkt ansprechen und dramaturgische Kontraste bieten“. Dafür wählt er die Gegenüberstellung von Beethovens heiterer Klaviersonate Nr. 15 D-Dur op. 28, mit Chopins düsterem Trauermarsch in b-Moll. „Diese kraftvollen Kompositionen ergänzen Schumanns zauberhafte Waldszenen - ein verhältnismäßig selten gespieltes Wunderwerk - reich an unergründlicher Schönheit, Schatten und Lichtspielen”.

GEDANKEN ZUM WERK von Tom Poster

Meine Auswahl spielt mit Licht und Schatten. Beethovens heiterer Sonate steht Chopins düsterer Trauermarsch gegenüber. Und dazwischen eine Seltenheit: Schu¬manns ebenso symbolträchtigen wie geheimnisumwitterten Waldszenen – ein Stück von unergründlicher Schönheit, Schatten und Lichtspielen. Beethovens Schüler Cz¬erny wusste zu berichten wie sehr der Komponist seine pastorale Klaviersonate aus dem Jahre 1801 schätzte und daß er sie bevorzugt spielte. Aus den anrührenden Anfangstakten entwickelt sich ein idyllisches Thema über einem Bordunbass. Das ländlich anmutende Ostinato im Finale führte Beethovens Verleger zu der Bezeichnung „Pastorale“. Die Mittelsätze entdecken dem Hörer eine weniger pittoreske Welt. Trotzdem ist die Trauer im zweiten Satz eher melancholisch als tragisch - ganz im Gegensatz zu Chopins prominentem Gegenstück auf dieser Einspielung. Einen Ausgleich bietet das Scherzo. In die letzten zwanzig Sekunden des finalen Satzes legt der Komponist eine halsbrecherische Herausforderung an das technische Können des Interpreten – möglicherweise um Dilettanten abzuschrecken. In vielerlei Hinsicht ist die 15. von Beethovens 33 Klaviersonaten weniger revolutionär als die Vorangehenden und die Nachfolgenden. Auch wenn Beethoven nicht lange nach der Vollendung “neue Wege” einschlagen wollte verfügt dieses Stück über eine liedhafte Perfektion und stahlt eine solche Zufriedenheit aus, daß ich es als eines seiner feinsten Werke erachte. Die ganze Klaviersonate entspricht der Hingabe des Komponisten an die Natur – fand Beethoven doch in seinem bewegten Leben ebendort Trost.

Landschaft und Schöpfung sind auch die vorherrschenden Elemente in Schumanns Waldszenen (1848-49). Die Komposition zieht uns hinein in die verwunschene Welt des Waldes und in dem finalen Stück Abschied liegt eine zarte Verletzlichkeit, eine Unschuld die mir bei dem Gedanken an das letzte Lebewohl zu Herzen geht. Vogel als Prophet ist die siebte und bekanntesten den neun Miniaturen. Ich erinnere, wie mich dieses Stückes als Kind magisch anzog und mich das Spielen in eine verwunschene Welt entrückte, in der die Zeit still zu stehen scheint. Tatsächlich ist Vogel als Prophet eine der letzten Kompositionen für Klavier die Schumann in seinem Leben vollendete. Bewegend ist das Wissen um die bevorstehendes Tragödie: sein Ende erlebte der Komponist als Gefangener einer Anstalt für Geisteskranke. In den Waldszenen, kommt Schumanns tiefe Verbundenheit mit dem bedeutungsschweren Begriff in der Deutschen Romantik zum Ausdruck: alles Schöne und Geheimnisvolle des Lebens verbindet sich darin mit der Sehnsucht nach einer Transzendenz des Todes. Schumann findet dafür einen musikalisch Widerhall und einen Ton für das Zwiegespräch des Menschen mit der Natur. Die Waldszenen sind symmetrisch angelegt. Die Stücke Eintritt und Abschied rahmen zwei Jagdszenen; die wiederum die innigen Stücke Einsame Blumen und Vogel als Prophet einschließen. Die drei Kernstücke Verrufene Stelle, Freundliche Landschaft und Herberge unterscheiden sich voneinander in Ton und Charakter. Sonderbar ist Verrufene Stelle, dem Stück sind die verstörenden Verse von Friedrich Hebbel voran gestellt:

Die Blumen, so hoch sie wachsen,

Sind blass hier, wie der Tod,

Nur Eine in der Mitte

Steht da in dunklem Roth.

Die hat es nicht von der Sonne,

Nie traf sie deren Glut,

Sie hat es von der Erde,

Und die trank Menschenblut!

Ich weiß nicht warum die Waldszenen so selten erklingen. Schumann selbst bezeichnet den Zyklus in einem Brief als ein „lang und viel von mir gehegtes Stück“, und dass obwohl man seiner geliebten Ehefrau und Muse, Clara, nachsagt, sie habe die Charakterstücke als zu persönlich und verstörend empfunden um sie selber zu spielen.

Nicht nur als Komponist, sondern auch als Kritiker machte Robert Schumann seinen Einfluss geltend. 1831 präsentierte er der Öffentlichkeit Frédéric Chopin mit dem Ausruf “Hut ab, ihr Herrn: ein Genie“. Gleichwohl fand Schumann Chopins 2. Sonate für Klavier (1837-39) „bizarr und verworren“ und vertrat die Ansicht Chopin habe “vier seiner tollsten Kinder zusammengekoppelt“. Zweifellos überrascht die Form dieser Klaviersonate, denn Chopin entwickelt seine Musik der Extreme aus dem dritten Satz, einem zwei Jahre zuvor komponierten Trauermarsch. Die fesselnde Intensität kennzeichnet diese Tonkunst als das Werk eines vorausahnenden Komponisten, dessen bahnbrechende Gefühlswelt einen eigenen Kosmos schafft. Bereits die erste dramatische Geste konfrontiert den Hörer mit eine Seite Chopins, die oft übersehen wird: roh, feurig, heroisch. Trotzdem mangelt es der Sonate nicht an Transparenz. Eine überirdische Schönheit die für Chopins Musik steht, erleben wir im zentralen Motiv des zweiten Satzes. Als Verklärung begegnet sie uns erneut im Herzstück des Trauermarsches. Über den flüchtigen letzten Satz scherzt Chopin in einem Brief „Nach dem Marsch [plaudern] die linke und rechte Hand unisono“. Für den modernen Kritiker „weht der Wind über den Gräbern“.

Schlussendlich, klingt ein Echo aus dem Dunkel: Janáceks leuchtendes Fragment eines Satzes des Böhmischen Weihnachtsliedes Narodil se Kristus Pán (Christus, der Herr ist geboren).

Tom Poster March 2015

 


1-4. LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770-1827)

Piano Sonata No. 15 in D major, Op. 28 “Pastoral”

I Allegro

II Andante

III Scherzo: Allegro vivace

IV Rondo: Allegro ma non troppo

5 - 13. ROBERT SCHUMANN (1810-1856)

Waldszenen • Forest Scenes, Op. 82

I Eintritt • Entrance

II Jäger auf der Lauer • Hunter on the Lookout

III Einsame Blumen • Solitary Flowers

IV Verrufene Stelle • Haunted Spot

V Freundliche Landschaft • Friendly Landscape

VI Herberge • Wayside Inn

VII Vogel als Prophet • The Prophet Bird

VIII Jagdlied • Hunting Song

IX Abschied • Farewell

14 - 17. FRÉDÉRIC CHOPIN (1810-1849)

Piano Sonata No. 2 in B flat minor, Op. 35 “Funeral March”

I Grave – Doppio movimento

II Scherzo

III Marche funèbre: Lento

IV Finale: Presto

18. LÉOS JANÁCEK (1854-1928)

Narodil se Kristus Pán • Christ the Lord is Born

Produced by Peter Newble

Executive Producer: Dave Stapleton

Recorded at Turner Sims, Southmapton on

21st and 22nd Dec 2014 by Andy Allan.

 

Biographisches

Tom Poster erfreut sich internationaler Beliebtheit als Pianist. Die Vielfalt seines Schaffens verbinden Kunst und Können. Er verfügt über ein ungewöhnlich breit gefächertes solistisches und kammermusikalisches Repertoire. Die Zeitung The Herald beschreibt ihn als “Wunder”, als einen Künstler der “alles in allen Stilen spielen kann”. “Merkurisch Brilliant” titelt The Strad. Gramophone attestiert seinem kontrollierten Spiel eine “samtige Sonorität”. L’Est Républicain nennt sein Können „meisterhaft“ und zeigt sich „verblüfft“ von seiner Virtuosität. Tom Poster studierte bei Joan Havill an der Guildhall School of Music and Drama, wo er ein Postgraduierten Stipendium empfing, und am King’s College in Cambridge. Dort errang er die beiden höchsten Auszeichnungen in Musik. 2007 gewann er den ersten Preis bei der Scottish In¬ternational Piano Competition, 2009 den Ensemble Prize bei der Honens International Piano Competition, und in der Kategorie Tasteninstrumente siegte er 2000 bei den Wettbewerben Royal Over-Seas League und BBC Young Musician of the Year Competitions.

Im Alter von 13 Jahren debütierte Tom in London, seitdem ist er mit einem enormen Repertoire aufgetreten darunter sind die Klavierkonzerte von Brahms und Ligeti, mit dem Scottish Chamber Orchestra und Robin Ticciati; die Konzerte von Beethoven, Grieg und Mozart mit dem Royal Philharmonic Orchestra; Rachmaninov mit dem BBC Philharmonic unter Yan Pascal Tortelier und dem BBC Scottish Symphony/James Loughran; Chopin mit dem European Union Chamber Orchestra; Ligeti mit der Birmingham Contemporary Music Group/Nicholas Collon; Grieg mit Hallé Orchester in der Bridgewater Hall, dem China National Symphony Orchester in Beijing und unter John Ireland mit dem State Capella Philharmonic in St Petersburg. Mit dem Atlantic Classical Orchestra in Florida spielte Tom Poster Schumanns Klavierkonzert, das Beethoven Triple mit der Southbank Sinfonia und unter Vladimir Ashkenazy Scott Bradleys Cat Concerto mit dem Aurora Orchestra. Tom Poster wird regelmäßig im Radio 3 der BBC gespielt. Bei den Promenadenkonzerten der BBC ist er als Solist und als Kammermusiker in Erscheinung getreten.

Tom Poster gastierte mit Klavierabenden in Brighton, London, Edinburgh, Hay, Presteigne, Spoleto und ist bei den Two Moors Festivals und in Kanada, Frankreich, Deutschland, Spanien und der Schweiz in Erscheinung getreten. As Pianist ist er mit dem Aronowitz Ensemble (ehemals BBC New Generation Artists), im Concert¬gebouw Amsterdam aufgetreten, bei den Festivals in Aldeburgh, Bath und Cheltenham und in der Wigmore Hall. Toms weitere Kammermusikalische Kooperationen erstecken sich auf Alison Balsom, Ian Bostridge, Steven Isserlis, Guy Johnston, Jennifer Pike, Huw Watkins, and the Brodsky, Carducci, Danish, Doric, Elias, Endellion, Heath, Navarra, Sacconi and Skampa Quartets. In der Vergangenheit hat Tom für Chandos, Champs Hill Records, Decca Classics, EMI Sonimage aufgenommen, und bei Soloauftritten für Film- und Fernsehproduktionen.