Eloi Pascual – Amarea

Ein junger spanischer Schlagzeuger und Komponist mit Wohnsitz in Amsterdam. Sein Weg führte Eloi Pascual seit seinem 16 Lebensjahr von Metal/Hardrock über klassische Musik bis hin zum Jazz. Absolut delikate Kompositionen und sehr empathisch arrangiert.

 

 

„Ich trommele, so lange ich denken kann. Mit vier Jahren fing ich an – auf allem, was mir in die Hände fiel, darunter Pfannen und Töpfe“, blickt der heute 29-jährige Eloi Pascual auf seine musikalischen Anfänge zurück. Er kommt im spanischen Vigo in Galicien auf die Welt. Für seine Eltern (seine Mutter spielt Querflöte, sein Vater Klavier) ist es damals naheliegend, ihrem Spross ein Kinderschlagzeug ins Zimmer zu stellen. Doch das Set überlebt nicht lange, da Eloi schon damals schlagkräftig zu Werke geht.

Ein Vierteljahrhundert später erscheint nun sein erstes Trio-Album „Amarea“.  Der Titel ist ein Fantasiewort, das sich aus den spanischen Vokabeln Mar (Meer), Marea (Gezeiten/Flut) und amar (lieben) zusammensetzt. „Ich bin in einer Stadt am Meer aufgewachsen, daher steht der Begriff für meine Wurzeln. Er ist für mich aber auch eine ergiebige Quelle für Frieden und Inspiration“, erklärt Eloi.

Trommeln fühlt sich für ihn von Anfang an sehr natürlich an. „Ich hatte schnell den Bogen raus. Wenn ich etwas hörte, konnte ich es sofort nachspielen. Außerdem läufst du als Drummer nie Gefahr, einen falschen Ton zu treffen“, schmunzelt Eloi. Mit sechs Jahren beginnt seine musikalische Ausbildung, mit 13 besitzt er sein erstes elektronisches Drumkit, auf dem er täglich geradezu obsessiv spielt – mit Vorliebe Stücke von Metalbands wie Dream Theater oder Flames. Parallel hat er Auftritte mit ersten Combos. Die überwiegend klassisch geprägte Ausbildung ist für den Metalhead eine Herausforderung. Sie macht ihn aber mit den grundlegenden Techniken vertraut und liefert ihm ein solides Fundament für seinen weiteren Weg.

Er ist ungefähr 19 oder 20, als Eloi beginnt, sich für Jazz zu interessieren. „Mein Vater legte zuhause Platten von Bill Evans auf, wodurch mir das Genre schon ein bisschen bekannt war.  Aber nun traf ich mich mit Leuten aus der Jazz-Szene, mit denen ich auch auf Sessions ging. Ich fand das alles total spannend und interessant, konnte es aber nicht so richtig greifen. Bis ich erkannte, dass mein musikalischer Horizont ziemlich beschränkt bleiben würde, wenn ich mich weiterhin ausschließlich auf Metal konzentriere“, so der Drummer. Also entscheidet er sich, Privatunterricht zu nehmen, Komposition für Jazzensemble zu studieren und an Jamsessions teilzunehmen. „Inzwischen spiele ich kein Metal mehr, aber der Einfluss ist in manchen meiner Bewegungen immer noch sichtbar“, erklärt Eloi.

Welche Jazz-Drummer ihn beeinflusst haben? „So viele wie möglich“, sagt Eloi und zählt auf: „Am stärksten inspiriert – auch im persönlichen Kontext – haben mich Jorge Rossy und Iago Fernández. Aus der alten Generation Paul Motian, Jack DeJohnette, Roy Haynes, Billy Hart und Jimmy Cobb – sowie Jeff Ballard und RJ Miller.“ Großen Einfluss schreibt er zudem seinen Lehrern am Konservatorium Amsterdam zu – unter ihnen Martijn Vink, Marcel Serierse, Yoran Vroom und Mark Schilders.

In diesem Zusammenhang lohnt ein genauerer Blick auf Jack DeJohnette, da er nicht nur Schlagzeuger, sondern auch Komponist ist. „Er ist auch Pianist. Als ich klein war, habe ich mich zuhause auch hin und wieder ans Klavier gesetzt, weil mein Vater ebenfalls spielt. Während der Corona-Pandemie habe ich in den Lockdown-Phasen jeden Tag sechs bis zehn Stunden Schlagzeug gespielt. Irgendwann war ich der Sache derartig überdrüssig, dass ich zum Klavier wechselte. Während des Studiums hatte ich einige Kurse über Harmonielehre und Voicings besucht, so dass ich einige Ideen transkribieren und weiterentwickeln konnte. Daraus wurden nach und nach ganze Stücke.“

Schon während der ersten Woche am Konservatorium von Amsterdam schließt Eloi zwei wegweisende Freundschaften: mit der südkoreanischen Pianistin Chaerin Im und dem belgischen E-Bassisten Matteo Mazzù. „Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und zunächst einige Ideen ausprobiert. Dann haben wir uns mehr und mehr auf mein Material konzentriert. Von nun an habe ich noch mehr komponiert – immer mit den individuellen Qualitäten von Chaerin und Matteo im Hinterkopf.“

Die musikalische Energie des Trios beschreibt der Bandleader so: „Wir sind alle sehr geduldig und haben sensible Ohren, wodurch jedes kleine Detail wichtig sein und Auswirkungen haben kann. Das erlaubt es uns, auf unsere eigene Weise kreativ zu sein.“ Die sieben Stücke auf dem Album folgen keinem dramaturgischen Gesamtkonzept, lassen sich aber als feinfühlige, oft minimalistisch gehaltene Jazztrio-Kompositionen mit Einflüssen von französischen Impressionisten, Radiohead, Ahmad Jamal und Brad Mehldau beschreiben. „Musik zu machen ist wie eine Therapie für mich. Es berührt mich tief in meinem Inneren, insbesondere mein Herz. Über die Jahre habe ich gelernt, zunehmend minimalistisch zu spielen. Dabei versuche ich, entspannt und fokussiert zu sein. Und alles, was passiert, allein von der Musik bestimmen zu lassen.“

Bei der Einspielung des Albums überlässt Eloi nichts dem Zufall. „Bevor wir ins Studio gingen, haben wir drei gemeinsame Tage im POM (Paviljoen Ongehoorde Muziek) in Eindhoven verbracht, um uns noch besser kennenzulernen. Dort konnten wir die Stücke in Ruhe proben und auch privat Zeit miteinander verbringen. Dieser dreitägige Betriebsausflug hat sich hörbar auf unsere Performance im Studio ausgewirkt“, unterstreicht der Bandleader.

https://www.eloipascual.com/

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 VÖ 23.8.2024

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