Loek van den Berg – Seafarer

Saxophonist/Komponist Loek van den Berg setzt seine Reise fort und mischt Jazz, Weltmusik und Neoklassik.

Im Moment gibt es viele Gründe zu protestieren, wie wir mit der Erde umgehen. Und welches Instrument ist besser geeignet, dies auszudrücken, als der Duduk, in dem Jazz und armenische Musik zusammenkommen?

Reisen waren schon immer eine ergiebige Inspirationsquelle für Loek van den Berg. Schon sein Debut-Album „Wayfarer“ („Wanderer“, 2022) bescherte dem niederländischen Saxofonisten und Komponisten mehrere Preise. So wurde er unter anderem „bester Newcomer“ im Rahmen der „Dutch Jazz Competition“. Auch für den Titelsong des Albums erhielt er die begehrte Auszeichnung, vergleichbar mit den niederländischen Grammys. Mit „Seafarer“ („Seefahrer“) präsentiert van den Berg jetzt einen Nachfolger, der manche Ähnlichkeiten, aber auch markante Unterschiede aufweist.

Geblieben sind die Assoziationen und Bilder, die die Kompositionen in den Köpfen der Zuhörenden entstehen lassen. Manche Ähnlichkeiten sind beabsichtigt. Die Melodie des Titelstücks etwa, die in Teilen auf den musikalischen Vorgänger verweist. „Für mich ist es eine logische Fortsetzung. Meine Kompositionen sind sehr atmosphärisch – mit markanten Melodien. Es sind aber keine Vertonungen von Reisen an bestimmte Orte. Vielmehr drücken die Stücke Gefühle aus, die während der Reisen in mir aufgestiegen sind“, gibt van den Berg Einblick in seinen Schaffensprozess.

Solche Erfahrungen können ihren Ausdruck in einer Melodie, einer Basslinie oder einem Akkord-Schema finden. „Sobald mir etwas in den Kopf kommt, beginne ich mit dem Schreiben. Und wenn der Anfang erst mal gemacht ist, lässt der Rest meistens auch nicht lange auf sich warten“, so van den Berg. Dass ihm seine Arbeit flott von der Hand geht, sollte sich als Vorteil erweisen. „Was die beiden Alben deutlich unterscheidet, ist, dass die Kompositionen für ‘Wayfarer‘ über einen erheblich längeren Zeitraum entstanden sind. Dieses Mal hatte ich viel weniger Zeit. Der Aufnahmetermin im Studio war schon gebucht, uns saß also eine Deadline im Nacken. Kurz vor Schluss fehlten uns noch drei Stücke. Das war stressig, aber am Ende hatte ich sogar mehr Material als ich verwenden konnte.“

Ein weiterer Unterschied: „Seafarer“ ist musikalisch deutlich vielschichtiger als sein Vorgänger. „Bei ‘Wayfarer‘ habe ich oft mehrere Ideen in einem Stück verarbeitet. Wodurch es manchmal so klingt, als ob die Kompositionen aus verschiedenen Teilen bestehen. Dieses Mal habe ich mich auf jeweils eine Idee beschränkt und diese ausgearbeitet. Da mein Fokus mehr auf Komponieren und Arrangieren lag, sind die Stücke vielschichtiger geraten.“ Hier liegt auch die Analogie zum Album-Titel: der Seefahrer, der zu einer Reise über das weite Meer aufbricht, den Wellen trotzt und unergründliche Tiefen hinter sich lässt. Eine Reise, ins Ungewisse, auf der alles Mögliche passieren kann.

Während des Kompositionsprozesses suchte van den Berg auch nach Variationsmöglichkeiten für die beteiligten Instrumente. „Zum Beispiel, dass der Bass die Melodie spielt, oder die Bläser die Rhythmus-Sektion übernehmen„. Diese vertauschten Rollen erwiesen sich bei den Proben zunächst als Herausforderung. „Wir hatten mehr als 50 Auftritte mit dem ersten Album, so dass wir noch gut eingespielt waren. Aber es geht ja auch um den Gesamt-Eindruck. Um die eigene Rolle im Gesamtgefüge kennen zu können, muss man auch verstehen, was die Anderen spielen“, erklärt van den Berg und ergänzt: „Auch wenn ich zunehmend besser darin werde, vorherzusehen, wie eine Komposition am Ende klingt, erstaunen mich die Ergebnisse immer wieder.  Was für die Jungs spricht, die ich mit an Bord habe, worüber ich sehr glücklich bin“, sagt der Komponist mit Blick auf seine Spielgefährten.

Sammayah“ fordert vor allem den Schlagzeuger, während „Attic Views“ besonders für den Kontrabass herausfordernd ist, weil es lange Passagen enthält, die mit dem Bogen gestrichen werden. „Aber Willem und Cas finden sogar außerhalb der Bandproben noch Zeit, um gemeinsam durch die Arrangements zu gehen. Das zeigt mir, wieviel Engagement meine Musik erzeugt, was ich natürlich super-cool finde“, so van den Berg.

Die Band:

  • Loek van den Berg – Alt- und Sopransaxofon, Duduk
  • Nathan Surquin – Posaune
  • Willem Romers – Schlagzeug
  • Cas Jiskoot – Kontrabass
  • Aseo Friesacher – Klavier und Gesang

https://www.loekvandenberg.nl/

ZenneZ Records/Berthold Records BR209557 / LC 27984 / 5051083208093 /  Vertrieb: Cargo

VÖ: 31.1.2025

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