Magnus Mehl Tiny Brass – Live
Kleine Band ganz groß. Aufrichtig und höchst authentisch mit einem sprudelnden Lebenszauber.
Magnus Mehl und seine Tiny Brass Band geben auf „Live“ eine Marschrichtung vor, die mit unaufdringlichem Nachdruck zu überraschenden Zielen führt.
Brass Bands gibt es, solange es Blasinstrumente gibt. Posaunen brachten die Mauern von Jericho zum Einsturz, und die berühmtberüchtigten Janitscharen schlugen ihre Feinde mit Blasmusik in die Flucht. Heute gibt es Wedding-Orchester auf dem Balkan, Mariachi-Kapellen in Mexiko, Funeral-Bands auf den Straßen in New Orleans, Karnevalsorchester im Rheinland, frenetisches Prozessionsgeschmetter in Süditalien, Speed-Polka-Truppen in Texas, Klezmer-Brass-Bands in der jüdischen Diaspora und vieles mehr. Nicht zuletzt liegt in der Brass Band die Wiege des Jazz. Es gibt also kaum ein weltumspannenderes und zeitenübergreifenderes Phänomen als die Brass Band.
Eine auf vier Köpfe reduzierte Tiny Brass Band wie die von Magnus Mehl ist indes die absolute Ausnahme. Ein einmaliger Sonderfall ist Magnus Mehl’s Tiny Brass Band umso mehr, als sie gar nicht tiny, also winzig klingt, sondern mächtig Dampf macht. Das liegt zum einen am Konzept des Bandleaders, zum anderen aber an den ausgewählten Spielern des munteren Quartetts. Magnus Mehl’s Idee bestand von Anfang an in einer mobilen Jazzgruppe ohne die klassische Unterlegung von Kontrabass und Piano. Er probierte diverse Formationen aus, die alle für sich genommen funktionierten, aber noch nicht zu dem Ergebnis führten, das Mehl letztlich vorschwebte. Dabei wusste er, dass die Crux darin bestand, die passenden Leute zu finden, mit denen er in den Horizont marschieren kann. Mit Trompeter Christian Mehler, Tubist Johannes Bär und seinem Bruder Ferenc Mehl am Schlagzeug brachte der Saxofonist dann endlich die Mannschaft an den Start, mit der er musikalisch und menschlich präzise seine Vorstellungen umsetzen konnte.
Das Wort „Konzept“ sagt sich so leicht dahin, aber in Mehls Fall war die Idee nur der Ausgangspunkt, das Konzept im eigentlichen Sinne aber sind die Spieler, auf deren Köpfe er das Material zielgerichtet ausrichtete. An tradierte Marching Bands, welche die Instrumentierung und der Bandname vielleicht suggerieren, dachte Mehl dabei weniger. „Mir schwebte eher eine Version zeitgenössischer improvisierter Musik vor“, reflektiert er die Findungsphase seiner Band. „Da gibt es ja auch viele Mehrklänge und leise Momente, die in einer echten Marching Band gar nicht so stattfinden können.
Es kommen in den Arrangements viele kammermusikalische Momente zum Tragen, die mobil gar nicht möglich wären. Ich habe von Anfang an eher an ein konzertantes Setting gedacht. Allerdings erinnert der Spirit an eine Marching Band, und die Energie geht oft in die entsprechende Richtung“
Für letzteres ist nicht zuletzt der massive Einsatz der Tuba verantwortlich, die hier nicht nur die Bassfunktion übernimmt, sondern auch das Gravitationszentrum der Tiny Brass Band ist.
Das Geheimnis des Quartetts ist Reduktion. Magnus Mehl erkannte, dass er sich in einer kleinen Besetzung viel individueller verwirklichen kann. Vor allem aber versteht es die Gruppe, auch in den leiseren oder filigraneren Momenten einen unglaublichen Druck aufzubauen, der sich stets vom ersten Ton eines jeweiligen Stückes an auf den Hörer überträgt. Diese Power kann direkt von vorn kommen oder sich auch unterschwellig aufbauen, aber er setzt in jedem Fall Energie frei, die sich nicht selten in Bewegungsdrang transformiert. „Musik muss für mich immer packend sein, egal in welchem Setup“, postuliert Mehl ebenso gerade heraus wie in seinen Songs. „Ich will die Leute auf der Energieebene packen. Wenn man darüber hinaus auch immer neue Details in der Musik entdecken kann, sowie man sich tiefer hineinhört, umso besser. Dann erreichen wir das Optimum. Diese Elemente befeuern sich gegenseitig, ebenso wie die Musiker, von denen jeder seine eigene Energie mitbringt.“
Befeuern könnte das heimliche Motto sein, unter dem diese Live-Aufnahme steht. Denn alles Verkopfte ist Magnus Mehl und seinen Mitstreitern fremd. Ihre Tracks strotzen nur so von Lebensenergie. Ebenso fremd ist der Tiny Brass Band jegliche Angst, missverstanden zu werden. Diese Musik ist exakt, was sie ist, ohne jeden Beipackzettel oder Erklärungsversuch. Da darf es dann eben auch mal ein alter Schlager sein wie Marlene Dietrichs „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, der hier überhaupt keinen Bruch zu allen anderen Tracks des Albums bildet. Mehl und Co. setzen sich über alle Erwartungshaltungen und damit verbundenen Blockaden hinweg und zelebrieren die Musik, die sie selbst am meisten mögen und am liebsten hören möchten. Und genau diese Haltung bringen sie mit größtmöglicher Überzeugungswucht rüber. Der unbändige, sich zuweilen fast überschlagende Spaß an der eigenen Musik, ohne es je zur Plattitüde verkommen zu lassen, springt aus jedem einzelnen Ton. Dieser sprudelnde Lebenszauber überträgt sich natürlich am besten in ungefilterter Tuchfühlung mit dem Publikum, weshalb sich die Band bewusst für eine Liveaufnahme entschieden hat. Auf diese Weise gelingt es der Tiny Brass Band, auch den Hörer vom Sofa zu reißen oder mit der Airpods im Ohr auf der Straße direkt vor die Bühne zu beamen und an dem physischen Konzerterlebnis unmittelbar teilhaben zu lassen.
Kleine Band ganz groß! Mit einem Höchstmaß an Aufrichtigkeit und Authentizität braucht die Tiny Brass Band nur ganz wenig, um mit vier Instrumenten eine Druckwelle mit einem mächtigen Vorher-Nachher-Effekt zu entfachen. Magnus Mehl und seine Tiny Brass Band geben auf „Live“ eine Marschrichtung vor, die mit unaufdringlichem Nachdruck zu überraschenden Zielen führt.
NWOG Records / nwog 065 / LC 77779 / 4015698572605 / Vertrieb: Indigo/Kontor
VÖ: 20.6.2025
LIVE
Pre-Release:
Freitag 25.04.25 -> Professor Pröbstls Puppentheater Backnang,
http://www.kasperl-theater.net/spielplan/spielplan-erwachsene.html?post_id=323
Samstag 26.04.25 -> KUKAV Tuttlingen, Jazzclub d`or ,
https://kukav.de/de/events/jazz-club-dor-magnus-mehl-pocket-brass-band/
Sonntag 27.04.25 -> Jazzclub Lindau,
https://jazzclublindau.de/Programm/magnus-mehl.html
Release Tour:
Freitag, 03.10.25 -> Jazz im Refektorium Rottweil
Samstag, 04.10.25 -> Jazzclub in der Mitte, Reutlingen
Sonntag, 05.10.25 -> Halle 16, Sulz am Neckar
Montag, 06.10.25 -> Jazzkongress Freiburg
Dienstag, 07.10.25 -> Musikhaus Schwinghammer, Weilheim
Mittwoch, 08.10.25 -> Le Pirate, Rosenheim
Donnerstag 09.10.25 -> Jazzclub Armer Konrad, Weinstadt
Freitag 10.10.25 -> Jazzclub Ludwigsburg
Samstag 11.10.25 -> Theaterhaus Stuttgart
Sonntag 12.10.25 -> Solitude Soirée, Schloß Solitude, Stuttgart
Donnerstag 22.01.26 -> Jazzinitiative Frankfurt
Freitag 23.01.26 -> Jazzstudio, Nürnberg