Malstrom – BREMEN

Das zweite Live Album und wieder fließt alles zusammen: Jazz, Rock und zunehmend aufgewühlte Menschen, die immer wieder lautstark in die Musik hinein jubeln

Es geht in der Musik von Malstrom um Energie und Kontakt. Und es geht um Vielfalt.

Jazz ist auf den Bühnen entstanden, Rockmusik ist auf den Bühnen entstanden. Und das heißt, im Zusammenspiel mit dem Publikum. Auf dem neuen Album von Malstrom, „Bremen“, dem zweiten Live-Album der Band, fließt alles das zusammen: Jazz, Rock und zunehmend aufgewühlte Menschen, die immer wieder lautstark in die Musik hinein jubeln. Das auf „Bremen“ dokumentierte Konzert fand im September 2024 statt und markierte den Tourabschluss wie auch das Ende einer dreijährigen Förderung, die Malstrom die Freiheit gab, live immer mehr auszuprobieren.

Zu diesem Anlass spielte sich das Trio quer durch den eigenen Katalog. Die Bandhymne „Malstrom“ vom Debütalbum „Enter the Malstrom“ beispielsweise wird live auf der Bühne im Mittelteil fröhlich zerfasert und auf knapp neun Minuten zerdehnt. Wie überhaupt alle Stücke auf diesem Album noch einmal neu und anders klingen, nicht nur mit neuen Improvisationsteilen versehen, sondern immer wieder auch so, als wären sie sozusagen von Innen nach Außen gekehrt worden.

Wobei bei Malstrom eh kaum zu entscheiden ist, was komponiert und was improvisiert wurde, und es ist am Ende ja auch egal. Das Ineinanderfließen von Improvisation und Komposition aber ist immer ein relativ deutliches Zeichen dafür, dass Musiker in der Lage sind, mit einer traumwandlerischen Sicherheit zusammenzuspielen.

Es geht in der Musik von Malstrom um Energie und Kontakt. Und es geht um Vielfalt. Was die Band gefühlt freihändig, aber hochkonzentriert auf der Bühne an Sounds, Genres a la New Yorker Downtown-Jazz der John-Zorn- bzw. Jim-Black-Schule, Metal, Improvisation und Verweisen, Melodien und halsbrecherisch anmutenden Rhythmen zusammenfusioniert, ist schlicht singulär. Und sie wirkt unmittelbar: Wenn sich zum Beispiel im Stück „Hallo Katze“ das Schlagzeug und die Gitarre immer wieder aufs Neue konzentriert ineinanderschieben und voneinander lösen, während das Saxofon melodieverliebt über ein Thema improvisiert, wird das vom Publikum direkt kommentiert.

Das auf „Bremen“ dokumentierte Konzert fand im Rahmen des Freaques de-la-Musique-Festival, das Avant Rock, Noise, Math Rock und Jazz zusammenbringt, in einem kleinen Raum im Bremer Güterbahnhof statt. Fusioniert werden hier nicht zuletzt genreübergreifend Menschen, die ansonsten nicht dasselbe Konzert besuchen würden. Malstrom ziehen Jazz-Hörer:innen, Metalfans und Freunde von Avant Rock und generell sonderbarer Musik an. Überhaupt, Energie und Kontakt, die Bühne, das Publikum: Szenenapplaus hört man auf Jazz-Live-Alben immer wieder, zum Beispiel wenn ein besonders gelungenes Solo gewürdigt wird. Auf „Bremen“ aber passiert noch etwas anderes und mehr. Die Zuhörenden feuern die Band an und jubeln und pfeifen vor, während und nach besonders irrwitzig gebauten Passagen spontan los.

Die Frage, ob Malstrom eine Rockband oder ein Jazztrio sind, lässt sich nur mit Ja beantworten.

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„Es kommt so viel Energie vom Publikum zurück. Das ist wie so ein Ping-Pong-Effekt: Wir ballern da rein, die Leute freuen sich und ballern das wieder zurück, und dann kriegen wir das ab und machen wieder was draus. So entstehen auf der Bühne musikalisch Sachen, die für uns einfach magisch sind. Durch das ganze Livespielen ist so ein tief im Unbewussten verankertes Verständnis davon entstanden, was gut funktioniert und was nicht. Wir können inzwischen auf einer ganz anderen Ebene zusammenspielen als am Anfang. Wir spielen jetzt nicht mehr nur das Stück, wir spielen wirklich mit dem Stück.“

(Jo Beyer, Schlagzeug)

„Das Material, das wir schreiben, ist extrem komplex. Das ist im Jazz auch erst einmal nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist, dass wir wie eine Rockband diese Songs über Jahre immer wieder gespielt haben. Mit diesem Material, selbst dem kompliziert Gestrickten, spielerisch umzugehen und sich weiter Freiheiten zu erarbeiten, das gibt dem Ganzen dann echt nochmal eine andere Tiefe.“

(Florian Walter, Saxofon)

„Wenn man mit viel Risiko spielt, hängt da viel Verantwortung für die anderen mit dran. Und das ergibt dann immer wieder eine große Energie, so als Gesamtbatzen, der man auf der Bühne wird als Band. Dann ist es umso cooler, wenn Menschen vor der Bühne stehen, die das feiern und uns das spiegeln. Dann wird der Konzertraum zu einer Art Melting Pot.“

(Axel Zajac, Gitarre)

Malstrom

Berthold Records / 4250647325028 /  LC 27984 / Vertrieb: Cargo

VÖ: 14.03.2025

Fotos I Cover