Endlich mal wieder eine Stratocaster als Jazz E-Gitarre
Mareille Merck verwebt gemeinsam mit ihren beiden Wegbegleitern ihre charakteristischen Einflüsse aus Fingerstyle-Techniken und rockigen Gefilden mit klaren jazzigen Strukturen
Mareille Merck LARUS – so heißt das Trio um die junge Gitarristin Mareille Merck (*1996), in welchem sie mit Florian Bolliger am Kontrabass und Janic Haller am Schlagzeug ihre Eigenkompositionen zum Leben erweckt.
Stille Wasser ist die zweite Veröffentlichung von Mareille Merck, aufgenommen in den renommierten Powerplay Studios nahe Zürich, der Wahlheimat der ursprünglich aus Norddeutschland stammenden Gitarristin. Die Ruhe des Lockdowns nutzte das Trio, um sich intensiv mit dem intuitiven Zusammenspiel auseinanderzusetzen. Ein zentrales Thema war das Stichwort “Risikobereitschaft”. Ziel war die Entwicklung eines so festen Grundvertrauens ineinander, dass improvisatorische Momente in der Musik spannend und frei gestaltet werden können.
Als mentales Bild nutzen die drei dafür die Idee eines tiefen Sees, der still daliegt und dessen Grund nicht zu sehen ist. Es braucht Mut und Risikobereitschaft, um hineinzuspringen. Doch nur wer den Sprung wagt, bringt Neues und Spannendes von unten an die Oberfläche. Und das stille Wasser so zum Klingen. “Wir haben das Sprichwort `Stille Wasser sind tief` umgedeutet und uns vorgestellt, einen tiefen See vor uns zu haben, unter dessen Oberfläche zahlreiche Ideen und Konzepte warten, die unsere Musik bereichern können. Damit wir diese aber zum Klingen bringen können, müssen wir zuerst einmal ins kalte Wasser springen, nach ihnen suchen, Risiken eingehen und neue Wege beschreiten. Dafür haben wir uns in den letzten Monaten Zeit genommen und intensiv gearbeitet. Raus aus der Komfortzone und rein ins kalte Wasser, um die Musik lebendiger zu gestalten”, so erzählt Merck. Klar durch die verschiedenen Kompositionen zieht sich Ihre charakteristische melodische Sprache.
Eröffnet wird mit “Mosaik”, das als Ballade beginnt, sich aber in Fahrt spielt, hin zu einem energetischen, beschwingten 6/8. Das Spiel mit Tempo und Dynamik ist zentral in der Musik des Trios, gemeinsame dynamische Bewegungen ziehen sich durch das gesamte Album und zeugen von der Kommunikationsfähigkeit des Ensembles. Das Thema “Tempo” wird zum Schluss des Albums wieder aufgegriffen, in “Kassiopeia” spielen sich die drei mit Leichtfüßigkeit und Freiheit durch verschiedenste Abschnitte der Komposition und erzählen so eine Geschichte mit verschiedenen Stimmungsbildern.
Auch in der Instrumentierung präsentiert sich das Trio innovativ. Mit “Boomerang” zeigt sich ein Track, der ohne Bass funktioniert. Kontrabassist Florian Bolliger wechselt für das Stück zur Perkussion. Hier zeigt Merck ihr technisches Können: Pull-Offs und Hammer-Ons, Flageoletts, schnelle Läufe, offene Saiten und gedämpfte Töne stehen im Mittelpunkt der Komposition. Der Verzicht auf den Bass gibt der komplexen Gitarrenstimme genügend Platz, um nicht zu überladen. “Spannend an diesem Stück ist für uns, dass wir ein gänzlich offenes Solo haben. Keine Chords, keine Form, keine Vorgaben. Alles muss im Moment passieren. Das ist ein schöner Kontrast zum detailliert ausgeschriebenen Thema, eine Spielwiese sozusagen. Und die grosse Freiheit ist gleichzeitig eine Herausforderung.”, erzählt Merck.
In “Nebula” weicht das Trio von seiner Standardbesetzung ab und instrumentiert die Komposition mit einem Akustikbass. So entsteht eine bewegte Klangfläche, die Raum gibt, damit sich Melodie und Improvisation in aller Ruhe entfalten können. Besonders hervorgehoben wird der Kontrabass dafür in der Komposition “Konturen”, hier übernimmt er die Melodieführung, sanft eingebettet von offenen Dreiklängen der Gitarre.
Das Stück “Kap Arkona” ist nach der Steilküste auf der Insel Rügen benannt und Mareille Mercks Heimat gewidmet. Das lyrische Stück in 5/4 umarmt mit warmen Sounds und einem diskreten Delay und soll ein Sinnbild sein für die Wärme und Geborgenheit, die Heimat und Familie bedeuten können.
Zurück zu ihren Wurzeln musikalischer Art findet Merck in “Hit The Mark”, einem intensiven, druckvollen Jazzrock-Stück. Eine lyrische Melodie mit langen Tönen legt sich über ein sich wiederholendes Achtelriff im Bass. Hier zeigt Merck, dass sie neben präzise gelegten Flageoletts oder feinsinnigen Melodien auch energetische und verzerrte Solo-Einlagen beherrscht. Unterstützt wird sie bestens von ihren Bandkollegen, Drummer Janic Haller sorgt mit einem eindrucksvollen Schlagzeugsolo für eine optimale Startrampe. Mercks Anfänge auf dem Instrument in ihren frühen Teenagertagen mit Stücken von Carlos Santana klingen unverkennbar hier und da bei diesem Titel durch.
Mareille Merck präsentiert sich auf der Stratocaster, auf welcher sie gemeinsam mit ihren beiden Wegbegleitern ihre charakteristischen Einflüsse aus Fingerstyle-Techniken und rockigen Gefilden mit klaren jazzigen Strukturen zu einem homogenen Klangkörper verwebt. Sie studierte Jazz-Gitarre bei Wolfgang Muthspiel, Lionel Loueke, Roberto Bossard, Frank Möbus und Kalle Kalima und stand mit Stargitarrist John McLaughlin und Snarky Puppy-Mitglied Michael League auf der Bühne, war mit ihrem Trio für den ZKB Jazzpreis 2021 nominiert und tourte im Rahmen von Suisse Diagonales Jazz 2022 quer durch die Schweiz.
Label: Eigenproduktion / LC 30093 / 0735745280799 / Online Distribution: iMusician /Bandcamp
In Koproduktion mit Radio SRF 2 Kultur
VÖ: 17.2.2023
Live
Fr 17.02.23 Bern (CH), Bejazz
Do 23.02.23 Dornach (CH), Kloster
Fr 24.02.23 Mannheim, Kazzwoo
Sa 25.02.23 Bremen, Café Krach
So 26.02.23 Pforzheim, Café Roland
Mi 01.03.23 Zug (CH), Keynote Jazz
Do 16.03.23/ Fr 17.03.23/ Sa 18.03.23 Zürich (CH), Am Rank