Alex Bayer – A Slight Change Of Plans

Der Bassist, Komponist und Bandleader Alex Bayer hat eine Vision von Musik, die den Drang nach Freiheit, emotionalem Ausdruck  und den Wunsch nach essentiellen Asymmetrien in sich trägt.

Paul Bleys ‚Turning Point‘ Album schimmert hier in spiritueller Hinsicht als eine Referenz durch.

Ein Jazz-Album wie das Leben selbst, überraschend, voller Wendungen, ohne festgezurrten Kurs. Ein machtvolles Statement von hoher Imaginationskraft und Lebenserfahrung hat Alex Bayer hier auf seinem neuen Album „A Slight Change Of Plans“ geschaffen.

Die eigenen Kompositionen plus die sehr gut ins Album-Konzept passende Paul Motian-Komposition „It should´ve happened a long time ago“ sind dezent imprägniert mit spannendster Jazzgeschichte und machen passgenaue Anleihen bei großen Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Igor Stravinsky oder Oliver Messiaen. Unter anderem bezieht sich der in Nürnberg lebende Kontrabassist und Komponist Alex Bayer auf das Album „Turning Point“ von Paul Bley. „Turning Point“ ist für ihn „Leitstern“, ja Referenzsystem in spiritueller Hinsicht, eine Art (jazzgeschichtliches) „Trampolin“ auf der Skala des künstlerischen Wagemuts und der Virtuosität.

Neben Alex Bayer am Kontrabass spielen auf „A Slight Change Of Plans“ der New Yorker Saxophonist Loren Stillman, der legendäre, 82-jährige,  seit langem in Deutschland lebende amerikanische Schlagzeuger Bill Elgart, der tatsächlich in den 60ern in zwei Stücke auf „Turning Point“ bereits so hochpräsent gespielt hatte, wie er jetzt hier im hohen Alter zu hören ist, und der Berliner Pianist Max Arsava. Alle bilden ein hoch präzis kommunizierendes Quartett, das auf diesem Album diese dynamischen, dichten und hochpoetischen Texturen webt. These 4 people make the place: Es sind also die Künstler, diese ganz speziellen Musiker mit ihren hochspezialisierten Personal-Stilen, die den “Raum“ dieser Platte definieren. Genau diese vier Jazzkünstler erschaffen diesen Raum, so die Vision von Alex Bayer, die wunderbar stimmig aufgeht.

Alex Bayer zu seinen  Eigenkompositionen auf diesem Album

Das poetisch balladeske Auftaktstück des Albums „September 15th“:

„Die musikalische Idee war, das erste melodische Motiv harmonisch aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Fast ein bisschen wie ein Edelstein, den man drehen kann und durch die Lichtreflexionen sieht die Farbe des Steins „anders“ aus.

Die „wilde“ Komposition „Blam“: „In dem Stück geht es um Melodie und melodische Wege. Obwohl es sehr melodisch und harmonisch ist, gibt es eigentlich keine Tonart. Es ging mir darum, eine Melodie zu schreiben, die sich sehr klar von einem „harmonischen“ Feld zum anderen bewegt.“

Das feinnervige „Granular“: Es geht mir um die Transformation von etwas sehr fein Strukturiertem und Aktivem in einem statischen, tranceartigen Zustand.“

Das schillernde Stück „Obisidian“: „Dieses Stück basiert auf der Mischung eines musikalischen Konzepts, das ich bei Igor Stravinsky entdeckt habe, und dem Tonmaterial von Olivier Messiaen. Die Improvisation entwickelt sich hin zu einem „Vamp“, der eine fast „rituelle“ Stimmung hat.“

Der musikalische Weg des Bassisten und Komponisten Alex Bayer lässt sich am besten als unkonventionell beschreiben. In seiner frühen Kindheit weigerte er sich, Blockflöte zu lernen. Später stieß er in der Vinylsammlung seines älteren Bruders auf Platten von John Coltrane, Friedemann Graeff und Dave Brubeck und entdeckte die Musik der New Yorker Downtown-Szene. Inspiriert davon brachte er sich selbst das Bassspielen bei und saugte alles, was er über Musik herausfinden konnte, wie ein Schwamm auf. Dies legte den Grundstein für eine Vision von Musik, die den Drang nach Freiheit, emotionalem Ausdruck, freier musikalischer Kommunikation und den Wunsch nach essentiellen Asymmetrien in sich trägt.

https://www.alexbayer.com/

KLAENG Records    KLAENG 086   LC 30645

0016027172774 (CD)    0016027172781 (LP)

Vertrieb: https://klaengrecords.de/ + https://alex-bayer.bandcamp.com/

VÖ: 6.12.2024

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