Quadro Nuevo – Odyssee A Journey Into The Light
Ein Album, das definitiv anders ist als alle bisherigen von Quadro Nuevo.
Voller archaischer Kraft, bronzener Klangfarben und urtümlicher Rhythmen. Man findet hier neben hymnischen Improvisationen einen getriebenen Ska-Groove, einen Meeres-Bossa Nova im frühzeitlich anmutenden 5/4 Takt ebenso wie ein inniges Wiegenlied für den gefallenen Ikarus oder eine erdverbundene Ballade für die wartende Penelope.
Es gab Inspirationen.
Odysseus’ verwegene Rückreise in die alte Heimat.
Äneas’ Suche nach einer neuen Heimat.
Ikarus’ Flucht und Flug in die Freiheit.
Jason und seine Argonauten-Gefährten auf der Jagd nach dem Goldenen Vlies als Symbol für Macht, Reichtum, Glück oder auch Weisheit.
Die großen Fahrten, tausendfach verwoben mit den Göttern und Mythen des Altertums, wurden zu zentralen Epen abendländischer Kultur. Welche Relevanz haben sie in unserer modernen Gesellschaft?
Bergen ihre Schauplätze mehr als sonnigen Badespaß, mediterranes Essen und ein paar Tempelreste?
Lassen sich gar Bezüge zu aktuellen Themen wie Migration, Klimawandel oder Vermüllung der Meere ableiten? Ein abenteuerliches Kollektiv um die Band Quadro Nuevo spürte diesen Fragen nach.
Die Antworten sollten weder wissenschaftlich noch politisch sein. Sondern künstlerisch.
Auf ihrer Spurensuche begab sich die 30-köpfige Reisegemeinschaft in einen mehrwöchigen Prozess, hochkreativ verdichtet, segelnd durch die Gefilde uralter Geschichten. Nachdem Quadro Nuevo in seiner über 25-jährigen Ensemblegeschichte spielend das mediterrane und das Schwarze Meer umrundet hat, fuhr man diesmal vorbei an Sizilien zu den Äolischen Inseln, dem „Wilden Westen“ der antiken Welt.
Das Kollektiv bestand aus acht Musikern (4 Quadro Nuevos und 4 Gäste), einem Hirnforscher von der Berliner Charité, Kunsthistorikern, des Altgriechisch mächtige Homer-Spezialisten, einem abenteuerlustigen Biologen, der sich mit der Geschichte der Menschheit beschäftigt, einer Krimiautorin, einer Yoga-Meisterin, mehreren Fotorgaf*innen und kultur- und abenteuerbegeisterten Gefährt*innen.
Ist ODYSSEE ein Corona-Album? Nein. Es wurde nach der großen Reise im September 2021 aufgenommen. Es wurde jedoch in den langen Monaten des Lockdowns vorbereitet, während derer die Protagonisten in die Homerische Welt eintauchten. Man las, komponierte, sah in konspirativen Treffen Filme über Odysseus und die Bronzezeit, tauschte sich intensiv aus. Und plante Segelrouten.
Die Musik entstand aus der Sehnsucht nach gemeinsam Erlebtem, nach Licht, nach Freiheit, nach einer Welt, die anders klingt als unser konsumorientiertes Digitalzeitalter.Und aus der Erkenntnis der Künstler, dass man nach der Pandemie nicht dieselben Songs auf der Bühne spielen könne wie vorher.
„Wie Kinder auf einem großen Abenteuerspielplatz segeln wir durch die mythenumwehte Welt der Äolen. Unserem digitalen Highspeed-Zeitalter entrückte mediterrane Inseln. Brodelnde Vulkane, blaue Meerestiefen, Felsen wie von Künstlerhand geformte Skulpturen. Hier irrten Jason und Aeneas, hier vergaß Odysseus mit der Nymphe Calypso die Zeit. Und gut möglich, dass Ikarus auf seinem Flug in die Freiheit von hoch oben in den Ätna oder Stromboli sah.
Wir lesen und philosophieren, tauchen in Jahrtausende alte Geschichten ein. Wir entwickeln gemeinsam Szenen. Mit großem Elan halten wir unsere Phantasien in Fotos fest und inszenieren Videos. So begegnen wir ganz leibhaftig Göttern und Helden.
Der Zauberin Circe auf einem süditalienischen Schrottplatz oder Athene stolz auf schwarzem Fels. Odysseus auf der Flucht vor Poseidon, den vor kurzem noch ein Tintenfisch als Kopfschmuck zierte. Nun jedoch altert er als Meeresgott im Plastik-Ornat. Hephaistos schmiedend im Schwefeldampf, Zeus selbstbewusst besäult im archäologischen Ausgrabungsfeld.
Das Goldene Vlies vereint Medea und Jason im Steineichen-Hain am Fuße des Berges. Demeter, züchtig im fruchtbringenden Garten. Ein paar hundert Meter weiter Dionysos im lustvollen Bacchanal mit trommelnden Faunen und neckenden Nymphen. Selbstvergessen wie die forschenden Kinder bemerken wir gar nicht, dass auch wir jeden Abend erneut ein ebensolches Gelage feiern. Um die Hitze des Tages mit Malvasia wegzuspülen, dem schweren Wein, der in der Antike bereits vom Peleponnes hierher kam.
Gefährten vereint durch nächtliche Gespräche in Meeresnähe. Über das süße Leben, über Plastik und anderen Müll, über Flucht und Vertreibung.
Am Morgen danach dann wieder die angeschwemmten Flügel des Ikarus suchend und Penelope am einsamen Strande findend, wie sie ihr 20-jähriges Warten durch kunstvolles Yoga in die Ferne blickend verbringt.Und dann gibt’s ja noch Homer. Er reist mit uns. Liest aus den ältesten Büchern der Menschheit.
In diesen Begegnungen erfinden wir Lieder. Unsere Melodien mäandern um die Figuren uralter Sagen.
Auf dass sie von ihnen beseelt werden. Auf dass deren bronzezeitlicher Glanz unsere Gedanken und Töne erhellen möge. Und dass vielleicht im Vorüberziehen ein wenig heldenhafter Goldstaub an uns allen hängenbleibe. Ein Hauch zumindest.“
Mulo Francel saxes, clarinets
Andreas Hsinterseher accordion, vibrandoneon, bandoneon, trumpet
D.D. Lowka bass, percussion
Chris Gall piano, fender rhodes piano, percussion
Paulo Morello guitar
Robert Kainar drums, percussion
Philipp Sterzer flute, alto flute, bass flute
Max Geller alto sax
FM 323–2 /GLM /LC11188 / 4014063432322 / Vertrieb: EDEL
V.Ö.: 3.12.2021