ekko – Turbolent
Die Musik von ekko’s Debütalbum weitet die Wahrnehmung des Zuhörers und reflektiert aus der Distanz des Traumes. Ohne Schockmomente und Geschmacksverstärker – voller magischer Bilder zwischen Rasanz und Verlangsamung
Seit 2019 erschließt das deutsch-französische Ensemble ekko ein gemeinsames Klangspektrum. Nach dreijährigem intensiven Zusammenspiel erscheint nun am 10. Februar 2023 das Debütalbum “Turbolent” der drei Improvisatoren Alexander Rueß (g), Louis Navarro (b) und Nathan Ott (dr).
Der Sound des Jazz-Trios ekko ist dicht und filigran zugleich. Er bleibt stets transparent; er darf atmen, er darf schweben. Statt individuell glänzen die Drei jedoch lieber gemeinsam. Elastisch und flexibel navigieren sie durch unkonventionell strukturierte Klanglandschaften. Dabei verliert das Trio nie an Bodenhaftung. Diese bildet die Plattform für drei einzigartige musikalische Stimmen der aktuellen europäischen Jazzszene.
Der in Berlin wie auch Kopenhagen beheimatete Gitarrist Alexander Rueß improvisiert immer wieder mit überraschend neuen motivischen Ideen. Seine kompositorische Eigenheit und den unverwechselbaren Ausdruck auf dem Instrument hat er in langjähriger Bandleadertätigkeit für MANKO entwickelt, einem herausragenden Quintett der internationalen Improvisationsszene, sein zweites Band-Projekt. Rueß‘ tänzerisches Spiel ist von lyrischer Leichtigkeit geprägt und wird häufig von einer nordischen Melancholie kontrastiert.
„Als Konsument möchte ich in die Gedanken- und Gefühlswelt von KünstlerInnen eintauchen und dadurch vielleicht auch etwas über den Menschen erfahren, der das Werk geschaffen hat“, sagt Alexander Rueß. „Das ist mir bei allen Formen von Kunst, sei es ein Bild oder eine Komposition, besonders wichtig. Dabei können Gedanken oder Gefühle sehr klar und direkt sein, aber eben auch verstrickter und komplexer. Mich berührt nicht das intellektuelle Konstrukt um des Konstruktes willen.“ Und er ergänzt: „Wenn jede Note, jeder Farbtropfen eine Bedeutung hat, dann verleiht es Kunst ihre Relevanz. Ich bin kein Freund von Austauschbarkeit und Beliebigkeit.“
Nathan Ott hat sich als improvisierender Schlagzeuger, Bandleader und Komponist in verschiedensten musikalischen Kontexten als über-aus wacher und vitaler Impulsgeber bewährt, der es versteht, seine Dynamik im Dienst des jeweiligen Zusammenhangs zu dosieren. Dabei hat er sich mit seiner musikalischen Vision und seinem rhythmisch hochelastischen und farbenreichen Spiel als eine wichtige Stimme des europäischen Jazz etabliert, nicht zuletzt durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Saxophonisten Dave Lieb-man, die eindrucksvoll zeigt, wie fruchtbar eine solche Generationen überschreitende, interkontinentale Jazz-Begegnung sein kann.
Zusammen mit dem französischen Bassisten Louis Navarro, der in der Vergangenheit immer wieder international mit dem Amaury Faye Trio Aufsehen erregt hat, ergibt sich eine filigrane Symbiose, in der sich die drei Musiker auf die Suche nach dem lyrischen Potential von Rhythmus machen. Dabei entspringen Navarros warmer, holziger Ton sowie die unaufdringliche Präzision der Phrasierung seinem geerdeten Wesen.
Das Album besteht aus acht Eigenkompositionen des Gitarristen Alexander Rueß und des Schlagzeugers Nathan Ott. Das zweite und titelgebende Stück der CD “Turbolent” lässt bereits das im gesamten Programm thematisierte Spannungsverhältnis erahnen: “Turbo” steht hier für etwas rasantes, schnelles, das englische “Lent” für die Fasten-zeit und die damit einhergehende Verlangsamung und Regeneration von Körper und Seele. Auf Rueß’ lyrische, fast schon meditative, in Dänemark geschriebene Komposition “Hornbæk” trifft das treibende “Freust Du Dich So Freu’ Ich Mich”. Dabei stellt der Kontrast von Natur und Urbanität eine wichtige Inspirationsquelle dar.
Die beiden Kompositionen “Helix” und “Arima” des in jungen Jahren von klassischer Musik geprägten Nathan Ott bringen klassische Kompositionstechniken in einen zeitgenössischen Kontext. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung urteilte: „Die Musik von Nathan Ott ist faszinierend unorthodox und zeitgenössisch, dabei durchaus einer Tradition verhaftet. Bemerkenswert, wie atmosphärisch dicht die Bögen gespannt wer-den.“ Zielsetzung beider Komponisten ist stets die künstlerische Relevanz durch musikalische Tiefe in Bezug auf ihre ganz persönliche Gegenwart.
“Turbolent” ist kein Schocker und will es auch gar nicht sein. Das Album lädt zum Träumen ein und vermag neue Perspektiven zu eröffnen. Ähnlich wie Joan Miró, der es verstand, den Betrachter seiner farben-frohen Bilder mit Hilfe von magischer Symbolik in fantastische Zwischenwelten zu versetzen, weitet die Musik von ekko die Wahrnehmung des Zuhörers und reflektiert die Realität aus der Distanz des Traumes. Dabei verzichtet ekko auf jegliche Schockmomente und Geschmacksverstärker.
ekko – Turbolent
Alexander Rueß – Gitarre
Louis Navarro – Kontrabass
Nathan Ott – Schlagzeug
Hey!blau / LC 22792 / 4251959802085 / Vertrieb: Hey!blau
VÖ: 10.2.2023